…UND MORGEN WAR KRIEG

…UND MORGEN WAR KRIEG“ von Juri Kara (Sowjetunion 1987; 89 Minuten; Start D: 13.04.1989)

Eine russische Schulklasse von 1940. Man steht unter der Fuchtel und dem Druck von Aufsicht und Stalin-Doktrin. Fragen oder gar Widerspruch sind unerwünscht. Was von oben angeordnet ist, soll ohne Bedenken wie ein Befehl oder ein Gesetz übernommen werden. Aber es gibt gerade in solchen Epochen viele Interessenkonflikte. Der anerkannte Flugzeugkonstrukteur Lubetzki wird verhaftet. Der Grund ist unklar, wahrscheinlich ist es seine Haltung zu Jessenin, einem Dichter, der offiziell als „Poet der bürgerlichen Dekadenz“ angeprangert gilt. Die Tochter des Konstrukteurs soll sich öffentlich von ihrem Vater lossagen. Wika weigert sich und nimmt sich das Leben. Die Klasse ist in Aufruhr. Als sogar der liberale Direktor entlassen wird, kommt es zum Eklat.

Ein Bild der Sowjetunion aus den Vierzigern. Kurz vor Beginn des Krieges, den keiner der 9 B überleben wird. Es ist die Zeit der Denunziationen, der willkürlichen Verhaftungen, des staatlichen Drucks durch Stalin. Aber die Jungen sind nicht in jede Schablone zu pressen, lassen sich nicht alles gefallen, erkennen nicht jede Autorität blind an. Einige mucken auf. “…und morgen war Krieg“ ist ein bemerkenswerter Film des 33jährigen Juri Kara. Er weist auf die gesellschaftlichen und politischen Wunden hin und erzählt gleichzeitig von Freundschaft und erster Liebe. Ein ‘Glasnost‘-Film zur und über die Stalin-Ära. Aber zugleich auch eine Art Pendant zum amerikanischen Kids-Klassiker “American Graffiti“, denn dieser Schwebezustand zwischen Jung-Sein und Erwachsen-Werden endet auch hier mit dem Gang in einen Krieg und dem Tod vor dem Leben.

“…und morgen war Krieg“ erhielt bei der Mannheimer Filmwoche 1987 einen Jury-Spezialpreis (= 4 PÖNIs).

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