UND WER NIMMT DEN HUND?

PÖNIs: (3/5)

„UND WER NIMMT DEN HUND?“ von Rainer Kaufmann (D 2018; B: Martin Rauhaus; K: Klaus Eichhammer; M: Jörn Kux, Jan-Peter Klöpfel; 89 Minuten; deutscher Kino-Start: 08.08.2019); RAINER KAUFMANN, 1959 in Frankfurt/Main geboren, zählt zu unseren soliden Filmemachern. Fand beachtlichen Kino-Zuspruch: mit „Stadtgespräch“, 1995, 1,67 Millionen Besucher, und mit „Die Apothekerin“, 1997, nach Ingrid Nolls Roman, 1,5 Millionen Besucher. 2000 folgte die nächste Ingrid Noll-Romanverfilmung mit „Kalt ist der Abendhauch“. Weil ihm der Produktionsprozess beim deutschen Kinofilm zu lange dauert(e), schuf Rainer Kaufmann „zwischendurch“ auch immer wieder TV-Filme. So 2005 „Marias letzte Reise“ (mit Monica Bleibtreu), für den er den renommierten „Adolf Grimme-Preis“ und den „Deutschen Fernsehpreis“ als „bester Fernsehfilm des Jahres“ erhielt.

„Beim Kinofilm gibt es meiner Ansicht nach zwei Möglichkeiten: Entweder man dreht einen tollen Festivalfilm, oder man zielt aufs große Publikum. Ich persönlich würde sagen, dass man beim Kinofilm immer mindestens eine Million Zuschauer im Auge haben sollte. Ich finde, das gehört dazu, sonst hat es gar keinen Sinn, für die Leinwand zu arbeiten“ (Rainer Kaufmann im Interview auf „Dirk Jasper Filmstar Lexikon“).

Bedeutet: „UND WER NIMMT DEN HUND?“ ist kein Kino-Film. Denn er wird heuer im Kino nie und nimmer eine Million Besucher bekommen. „Rettet“ sich sozusagen durch zwei exzellente Schauspieler vor dem totalen Kino-Absturz, denn das Thema ist doch ziemlich – seit dem Klassiker „Der Rosenkrieg“ (s. Kino-KRITIK) – in der Spitze ausgelaugt. Doch MARTINA GEDECK („Die Wand“/s. Kino-KRITIK) und ULRICH TUKUR („Das Leben der Anderen“; seit 2010 als „Tatort“-Ermittler Felix Murot überragend für den Hessischen Rundfunk tätig) fighten hart. Überzeugend. Beide trafen schon einmal bei einem (wenig erfreulichen) Kaufmann-Film aufeinander: 2007 in „Ein fliehendes Pferd“ (s. Kino-KRITIK).

Beide mimen hier. Ein: Trennungs-Paar. Aus hiesiger Mittelschicht. Heißt: Haus, zwei Kinder, ein Hund. ER, Georg, Aquariums-Chef in Hamburg, „kündigt“ nach einem Vierteljahrhundert-Ehe die selbige, hat eine neue, jüngere Doktorantin, Laura (LUCIE HEINZE), die ihn quasi überrumpelt, erobert hat. Was er sich hat gerne gefallen lassen. SIE, Doris, ist natürlich sauer. Sieht sich berechtigterweise abserviert. Man absolviert zwar gemeinsam noch eine Paar-Therapie, bei der besonnenen Frau Dr. Bruhns (ANGELIKA THOMAS), doch die Emotions- wie Verstandes-Luft scheint längst ‘raus zu sein, sich endgültig entfernt zu haben aus dieser langjährigen Beziehung. Jeder ist jetzt mit „seinem Neuen“ unterwegs. Natürlich mitunter kurios.

Doch: man duelliert sich. Weiterhin. Verbal. Regelmäßig. Therapeutisch. Und ausführlich. Du hast das, und du hast jenes. Gesagt, getan. Gefühlt. Gefühlt-witzig an diesem Hörspiel-Duell sind bisweilen gescheite Dialoge des (TV-)Autoren Martin Rauhaus, eine komische Freundes-Nebenfigur namens Peter (PETER JORDAN) und eben diese beiden Jetzt-Gegner. Martina Gedeck und Ulrich Tukur kriegen es körpersprachlich beeindruckend hin, dass man ihnen folgt. Neugierig folgen will. In diesem Karussell der Gefühle, Frustrationen, Illusionen. Und ulkigen Neuanfangs-Bewegungen. Mit einigem „Action-Charme“.

Der titelgebende Hund allerdings bleibt meistens außen vor. Findet quasi kaum bis gar nicht statt. Bis…

Dies ist – leider nur: ein solider deutscher Kino- beziehungsweise = ein besserer, guter TV-Film (= 3 PÖNIs).

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