„TRAUTMANN“ von Marcus H. Rosenmüller (Co-B + R; D/GB/Irland 2017; Co-B: Robert Marciniak, Nicholas J. Schofield; K: Daniel Gottschalk; M: Gerd Baumann; 120 Minuten; deutscher Kino-Start: 14.03.2019); die Geschichte ist geschaffen fürs Kino: Junger deutscher Soldat, Anfang Zwanzig, gerät gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in britische Gefangenschaft und wird in der Nähe von Manchester festgesetzt. Noch während der Gefangenschaft wird er als Fußballtorwart-Talent entdeckt, was schließlich zu einem Engagement beim renommierten britischen Erstliga-Club Manchester City führt. Dort absolviert er bis 1964, als er 41 Jahre alt war, 639 Spiele. 1956 gewann er mit ManCity im Londoner Wembley-Stadion gegen Birmingham vor 100.000 Zuschauern, darunter auch die Queen, den Pokal; wurde dabei eine Viertelstunde vor Schluss verletzt und spielte trotz eines später diagnostizierten Genickbruchs durch. (Auswechslungen gab es damals noch nicht). Bernhard Carl „Bert“ Trautmann, geboren am 22. Oktober 1923 in Bremen-Walle, wurde im selben Jahr – als Bert Trautmann – zu Englands „Fußballer des Jahres“ gewählt. Im Jahr 2004 zeichnete ihn Königin Elizabeth II. mit dem „Order of British Empire“ für seine Verdienste um die englisch-deutsche Verständigung aus. Im Jahr 2007 wählten die Fans von Manchester City den 84-jährigen zum „besten Vereinsspieler aller Zeiten“. Bert Trautmann starb am 19. Juli 2013 in seinem Haus im spanischen La Llosa, in der Nähe von Valencia.
Diese wahre, märchenhafte Geschichte arbeitet der bayerische Filmemacher Marcus H. Rosenmüller, Jahrgang 1973, am Tegernsee geboren, auf. Rosenmüller ist ein geschätzter „Film-Bub“ in der Branche und hat sich mit „regionalen“ Filmen wie „Wer früher stirbt ist länger tot“ (erreichte 2006 rund 1,8 Millionen Kinobesucher); „Beste Zeit“ (s. Kino-KRITIK); „Beste Gegend“; „Räuber Kneissl“ (s. Kino-KRITIK) oder „Beste Chance“ (s. Kino-KRITIK) einen respektablen Namen als Drehbuch-Autor und (Mundart-)Filmer gemacht. Mit „Trautmann“ ist ihm ein gutes Stück konventionelles Kino gelungen. Einfach strukturiert, aber unterhaltsam. Anfangs werden abgehakt: die Gefangennahme; der Aufenthalt im Lager; mit einem zornigen britischen Aufseher (der im Krieg seine Familie verloren hat); die zufällige Entdeckung als Torwart-Talent beim Bolzen im Lager durch einen engagierten Amateur-Trainer (JOHN HENSHAW); dessen Tochter Margaret (FREYA MAVOR) er später heiraten wird; „Traut the Kraut“ fällt einem „Späher“ von Manchester City auf (der „Billy Elliot“-Vater GARY LEWIS), die ihn schließlich gegen viel Widerstand – sowohl im Verein als auch in der Öffentlichkeit und durch die Medien – verpflichten. Erst als der Rabbiner der Gemeinde seine Mitbürger aufruft, Trautmann beziehungsweise dem Verein eine Chance zu geben, kehrt 1949 vorläufige Ruhe ein. Das Weitere ist die Entwicklung zur Legende.
„Trautmann“ ist Rosenmüllers zweiter Sport-Film, denn in dem 2006 produzierten Streifen „Schwere Jungs“ (s. Kino-KRITIK) erzählte er großartig-humorvoll vom 1952 nie für möglich gehaltenen Vierer-Bob-Olympia-Sieg durch vier bajuwarische Dickschädel und erreichte damit bundesweit über 550.000 Kinozuschauer. „Schwere Jungs“ gilt bis heute als einer der besten deutschen Kinofilme in Sachen Sport bzw. Sportler-Legenden.
Mit „Trautmann“ ist Marcus H. Rosenmüller ein gutes Stück Unterhaltungskino gelungen. Vieles ist zwar vorhersehbar, aber schön anzusehen. Vor allem der wohl ungewöhnlichste Heiratsantrag in der Filmgeschichte, wenn Bert (DAVID KROSS) während eines Spiels mit dem Ball sozusagen einen (versteckten) Liebes-Tanz für Margaret veranstaltet. „Trautmann“, der Film, spielt mit Botschaft und Gefühl. Wie völkerverbindend „Fußball“ sein kann und zu welchen gesellschaftlichen und privaten Emotionen und politischen Entwicklungen das Spielen mit dem Ball führen kann. DAVID KROSS, („Krabat“; „Der Vorleser“) ist ein Held der sich zurückhaltenden Art und überzeugt. Die Fußball-Szenen besitzen diskreten Charme. „Trautmann“, ein sehenswerter Kinofilm (= 3 1/2 PÖNIs).