PÖNIs: (4/5)
„DER TINTENFISCH UND DER WAL“ von Noah Baumbach (B + R; USA 2006; K: Robert D. Yeoman; M: Britta Phillips, Dean Wareham; 81 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.05.2006); ist, um es vorwegzunehmen, zunächst einmal kein Tierfilm und zählte im Vorjahr zu d e n „definitiven“ Lieblingsfilmen der US-Kritik. Der (hierzulande weitgehend unbekannte) Regisseur, Darsteller und Autor („Die Tiefseetaucher“), Sohn eines Romanciers und einer Kritikerin, verarbeitet in seinem innerhalb von nur 3 Wochen hergestellten und zum Teil mit kleinen Super-16-Kameras gedrehten Film autobiographische Momente.
Das (heute 37-jährige) Scheidungskind aus Brooklyn erzählt von einer New Yorker Intellektuellenfamilie im Jahr 1986, die nach 17 Jahren zerfällt. Dabei stehen vor allem die beiden Söhne, 12 + 16 Jahre alt, im Mittelpunkt, die mit der neuen Situation erst fertigwerden müssen. Was sich hier auf dem Papier so „banal“ oder „bekannt“ anhört/liest, entpuppt sich auf der Leinwand als feinsinnige, hintergründige, großartig gespielte und sehr 80er (= heil-naiv-überschaubar-wirkende) atmosphärische Tragikomödie über das gleichsam schmerzhafte wie komische Erwachsenwerden, bei der man unwillkürlich – ob der treffenden/präzisen Figurenzeichnung und der exzellenten Dialoge – auch an Woody Allen denken muss.
Etwas „ganz Pikantes“ für die hiesige Arthouse-Kinogemeinde: Mit „dem Trennungs-Ehepaar“ LAURA LINNEY („Die Truman Show“) und dem überragenden JEFF DANIELS mit gewaltigem Grau-Bart (zuletzt in einer Nebenrolle in „Good Night, and Good Luck“ von George Clooney; unvergessen in „The Purple Rose Of Cairo“ von Woody Allen/1985 oder als Killer in Clint Eastwoods „Blood Work“/2002) als sympathisch-abstoßender Künstler-Egomane und selbstgerechter Akademiker besitzt dieses aufregend-anregende Kaum-80 Minuten-Werk, das (für das Drehbuch) sogar eine „Oscar“-Nominierung bekam, außergewöhnlich dichte, ereignisreiche, „lebendige“ Spannungsmotive. Ein wunderbarer Außenseiter-Film für cineastische Liebhaber!!! (= 4 PÖNIs).