THE LAST FULL MEASURE – KEINER BLEIBT ZURÜCK

PÖNIs: (3,5/5)

„THE LAST FULL MEASURE – KEINER BLEIBT ZURÜCK“ von Todd Robinson (B + R; USA 2017; K: Byron Werner; M: Philip Klein; 115 Minuten; deutscher Heimkino-Start: 24.01.2020); der französische Philosoph Paul Valéry (*1871 – †1941) hat mal gesagt: „Der Krieg ist ein Massaker von Leuten, die sich nicht kennen, zum Nutzen von Leuten, die sich kennen, aber nicht massakrieren“. Passt hier. Zu diesem neuen US-Independent-Streifen des namhaften US-amerikanischen Dokumentarfilmers TODD ROBINSON („Wild Bill: Hollywood Maverick“, über den legendären Studiodirektor William A. Wellman; lief bei vielen Festivals, u.a. auf dem Sundance und in Berlin, und wurde 1995 vom National Board of Review als „Bester Dokumentarfilm“ prämiert). 1995 verfasste er das Drehbuch für den Ridley Scott-Film „White Squall – Reißende Strömung“ (mit Jeff Bridges). 2006 kam sein Spielfilm „Lonely Hearts Killers“ mit John Travolta und James Gandolfini in unsere Kinos (s. Kino-KRITIK) und bald danach ins hiesige Heimkino. Wenn es seine Zeit erlaubt, ist Todd Robinson, geboren am 28. November 1969 in Pennsylvania, Professor an der USC School of Cinematic Arts. Zudem sitzt er mit im Präsidium von Save A Warrior, einem Programm, das zurückkehrenden Kriegsveteranen hilft, die mit posttraumatischem Stress und Suizidgedanken verbundenen Symptome zu überwinden.

Der „Vorfall“ ist 32 Jahre her. Auf dem Schlachtfeld des Vietnam-Krieges. Ein Hinterhalt tötet viele amerikanische Soldaten. Rettungsfallschirmspringer William H. Pitsenbarger (JEREMY IRVINE/“Gefährten“) befindet sich im letzten Hubschrauber und könnte mit dem aus der Kampfzone fliehen. Stattdessen hangelt er sich nach unten und wird dadurch mehr als 60 Soldaten das Leben retten, bevor er erschossen wird.

Der ehrgeizige Pentagon-Beamte Scott Huffman bekommt drei Jahrzehnte danach den offiziellen Auftrag, die Anfrage des Veteranen Tully (WILLIAM HURT) zu beleuchten, ob dem Soldaten Pitsenbarger heute die höchste US-amerikanische Tapferkeitsmedaille Medal of Honor zusteht. Oder nicht. Um dies herauszubekommen, soll Huffman (SEBASTIAN STAN/“I, Tonya“) in alten Akten wühlen und Veteranen-Kameraden von Pitsenbarger aufspüren. Eine Aufgabe, die er nur missmutig annimmt. Was seinen Vorgesetzten nur lieb ist, wollen sie doch so schnell wie möglich diese „lästige Angelegenheit“ loswerden. Ein für alle Mal ins Archiv befördern. Ablegen. Zum historischen Vergessen. Doch je tiefer Huffman in den „Alt-Fall“ eintaucht, je mehr ist er involviert. „Aufgescheucht“. Immer mehr wird offensichtlich, dass sich die damaligen fürchterlichen Kriegsereignisse „anders“ abgespielt haben als amtlich bekannt. Und „erwünscht“. Alles deutet auf einen Skandal hin. Wenn der Aufsteiger Scott Huffman dies offenbaren sollte. Und veröffentlicht.

Eine Riege von großen Hollywood-Stars ließ sich hier, bei diesem auf Tatsachen basierenden Stoff und Film, in Nebenparts mit-einbinden. Wie CHRISTOPHER PLUMMER; WILLIAM HURT; ED HARRIS; JEREMY IRVINE; SAMUEL L. JACKSON; DIANE LADD; AMY MADIGAN; JOHN SAVAGE und PETER FONDA (*23.02.1940 – †16.08.2019) bei seinem letzten Auftritt. Denen gegenüber hat „Youngster“ Sebastian Stan als erst lustloser, dann engagierter Aufklärer Huffman einige Identitäts-Mühe. Zudem wird es am Ende ziemlich kitschig von wegen Pathos und Patriotismus. Aber natürlich bleiben die Erinnerungen der vielen seelischen, traumatischen Schäden beziehungsweise: Beschädigungen, wobei einem diese philosophische Aussage von Paul Valéry von eingangs immer wieder in den Sinn  kommt: Krieg ist nicht Heroismus, sondern ekelhaftes, grauenvolles, grausames, widerliches Menschen-Leid. Durch NICHTS zu rechtfertigen. Auch nicht durch „die Medaille-danach“ (= 3 1/2 PÖNIs).

Anbieter: „Universum“.

Teilen mit: