PÖNIs: (4,5/5)
GEWALTIG. Fehlinformationen gehören zur Tagesordnung. Aus Polen kommt erneut ein filmisches Juwel. Titel = „THE HATER“. Den Regisseur kennen wir hierzulande, denn JAN KOMASA eroberte bereits mit seinem Davor-Werk „CORPUS CHRISTI“ im vorigen Herbst europäische, also auch hiesige Cineasten-Tempel (s. Kino-KRITIK / 4 1/2 PÖNIs). Ein Drama als imponierende Erleuchtung. In seinem aktuellen Spielfilm umschreibt Jan Komasa, nach einem Drehbuch von Mateusz Pacewicz, das Treiben eines jungen Burschen von heute: Tomek Giemza (stark: MACIEJ MUSIALOWSKI). Er studiert an den Warschauer Universität, fliegt aber dort gerade aus der juristischen Fakultät, als wir ihm das erste Mal begegnen. Tomek hat abgeschrieben, ist als Plagiator „überführt“ worden. Möchte nicht, dass dies bekannt wird und tut so, als sei weiterhin alles in Studien- und Unterstützungsordnung durch ein befreundetes Ehepaar. In deren Tochter Gabi (VANESSA ALEKSANDER) er verliebt ist, was aber nicht auf Gegenliebe stößt. Währenddessen auf den Straßen der Mob randaliert. Um den Netz-Nass dort tönen zu lassen. Von wegen Faschismus-Geschreie und nationalistische Parolen. Der frustrierte Tomek beginnt „richtig“ falsch zu spielen. Heuert bei einer schiefen, aber erfolgreichen PR-Agentur an, die sich – erfolgreich – auf schmutzige Kampagnen einlässt, um „politisch Andersdenkende“ zu attackieren. Zu beleidigen. Tomek wird zu einem fleißigen krankhaften Lügner. Ist aktiv in Aktionen wie Leute-abhören, um seinen Einfluss zu steigern. Verbreitet gezielte Fehlinformationen. Motto: Der Kunde, der dies in Auftrag gegeben hat und dafür bezahlt, soll „zufrieden gestellt“ werden. Also trickst, faselt, manipuliert der Boy: „Ich bin kein Scheiß-Niemand“!
„Tatsächlich sind nur ein paar Klicks erforderlich, um das Leben eines Menschen zu schädigen“, schreibt Krtzysztof Polaski im „Telemagazyn“. Ein übler Aufsteiger-Bemühter krallt sich hinein in Lügen, Falschheit, Erfolgsaussichten: „Was ist deine Rechtfertigung?“ „Man kann die Welt beeinflussen!“ Ein junger Heuchler muss aber dann – als Urheber diverser Hetzkampagnen in den sozialen Medien – feststellen, dass Rufmord im Netz auch in der realen Welt fürchterlich-brutale Konsequenzen hat. Als sich Tomek um den Warschauer Bürgermeister-Kandidaten Pawel Rudnicki (MACIEL STUHR) „kümmert“, in dem er ihn „unauffällig“ verleumdet, überschreitet er jede Grenzen. Ein Kollege rastet entsetzlich „praktisch“ aus. „DER HASSER“ ist ein europäischer 135 Minuten-Film, der Film-Polen mit Film-Europa verbindet: Netz-Hass läuft inzwischen überall wie geschmiert und ist als Geschäftsmodell lukrativ. Dabei will Tomek doch nur die Welt „frei von Populismus und Bösen“ machen. Dieser miese, clevere Scheißhaus-Typ (= 4 1/2 PÖNIs).