THE BANSHEES OF INISHERIN

PÖNIs: (5/5)

„THE BANSHEES OF INISHERIN“ von Martin McDonagh (B + Co-Produktion + R; Irland/USA/GB 2021; K: Ben Davis; M: Carter Burwell; 109 Minuten; deutscher Kino-Start: 05.01.2023);

GENIE. Mit Orson Welles-Charme-Diktat. Titel = „THE BANSHEES OF INISHERIN“ von MARTIN McDONAGH (B + Co-Produktion + R; Irland/USA/GB 2021; K: Ben Davis; M: Carter Burwell; 109 Minuten; deutscher Kino-Start: 05.01.2023). Was immer ER filmisch anpackt, gelingt. MARTIN McDONAGH; geboren am 26. März 1970 in Camberwell, London. Ist als irischer Dramatiker, Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent tätig. Für seinen Debüt-Kurzfilm „SIX SHOOTER“, mit Brendan Gleeson in der Hauptrolle, erhielt er 2006 den „Oscar“ als „Bester Kurzfilm“. Danach schuf er drei Spielfilme, mit denen er sich als FILM-MEISTER behauptete und zigfache Auszeichnungen bekam. Als da waren: „BRÜGGE SEHEN… UND STERBEN“ (mit Colin Farrell & Brendan Gleeson/2008/s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs); „7 PSYCHOS“ (mit Colin Farrell/2011/s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs)  sowie  „THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI“ (s. Kino-KRITIK/2018/5 PÖNIs/wurde für sieben „Oscars“ nominiert; FRANCES McDORMAND gewann in zwei Kategorien).

Im Vorjahr erhielt MARTIN McDONAGH für seinen vierten Spielfilm – „THE BANSHEES OF INISHERIN“ – eine Einladung in den Wettbewerb der 79. Internationalen Filmfestspiele von Venedig. Dort gewann McDonagh den Drehbuchpreis, während Colin Farrell den Darstellerpreis zugesprochen bekam. Die Dreharbeiten begannen im August 2021 an der Westküste Irlands auf den Inseln Árainn und Acaill. McDonagh hatte als Kind die Sommer auf den Aran-Inseln verbracht und die Landschaft verinnerlicht. Auch stammt sein Vater aus dieser Gegend. Einfach erzählt: Irland befindet sich 1923 im Bürgerkrieg. Doch davon bekommen die wenigen Bewohner auf der abgelegenen (fiktiven) Insel Inisherin wenig mit. Sie wohnen auf der kleinen Insel, von der aus man die irische Küste mehr hört (über dortige kriegerische Kanoneneinschläge) denn näher sieht. Man ist genügsam im Umgang miteinander, bescheiden in der Pflege mit überschaubaren landwirtschaftlichen Geschäften und – man mag, meistens, die Tiere. Die teilweise sogar zusammen mit ihren Menschen in deren Hütten leben. Es ist der 1. April 1923. Ohne Scherz.

Der schlichte Padraic (COLIN FARRELL) und der gutmütige Colm (BREANDAN GLEESON) sind dicke Freunde. Kennen sich seit ewigen Zeiten. Treffen sich täglich im – einzigen – Insel-Pub zum Nachmittagsbier. Bis heute. Wo „schreckliches“ „passiert“. Denn von jetzt auf gleich beendet Colm die Freundschaft. Zum Erstaunen, Entsetzen, zur Fassungslosigkeit von Padraic. „Vielleicht mag er dich einfach nicht mehr“, tickt ihn seine Schwester Siobhan an. Die im Übrigen gerade ihre eigene Lebensplanung zu korrigieren beabsichtigt. Während Colm seinem „ehemaligen Kumpel“ erklärt: Du bist ein Langweiler. Und ich will nicht die nächsten Jahre mit einem Langweiler verbringen. Von wegen: (Lebens-)Zeitverschwendung. Vielmehr will Colm Geige spielen und sich mit „Klügeren“ Insulanern austauschen. Zudem existiert da ja auch noch der Sohn des örtlichen Polizisten, Dominic (BARRY KEOGHAN), der gerne seine Lebensweisheiten unaufgefordert, bisweilen sogar aufdringlich mitteilt und des Öfteren von seinem autoritären Vater zu Hause verprügelt wird. Doch hören wir weiter Colm zu: Ab sofort möchte er keinen Kontakt mehr. Mit Padraic. Keinen mehr. Und er will auch nicht mehr von ihm angesprochen werden. Was durch ein schockierendes Ultimatum schließlich auch noch „deklariert“ wird.

Padraic, der seine Bemühungen verstärkt, wieder den alten emotionalen Zustand zu seinem „Ex“-Freund herzustellen, gerät langsam aber sicher aus der Gefühls-und Verstandslage. Denn die EREIGNISSE beginnen zu eskalieren, ja komplett aus dem Ruder zu laufen. Mit Übungen wie – was ist hier eigentlich los und warum nähern sich so vehement die emotionalen Einschläge. Worum geht es hier überhaupt beziehungsweise: eigentlich? Stellt man sich auch als Parkett-Betrachter die Frage. Vermag es wirklich sein, dass solch eine „Rangelei“, zunächst, um doch eigentlich NICHTS so ausufert? Wie auf einer Theaterbühne? Wo nach zweieinhalb Stunden „die Sünden“ versanden? Während hier „die Dinge“ sich hier unaufhörlich steigern. Wenn ein Quasi-Intellektueller den Aufstand probt gegen einen simplen freundlichen Nachbarn. DEN er bislang neben sich immer zu akzeptieren wusste. Und jetzt plötzlich nicht mehr! ?

Lassen Sie sich erstaunt einfangen, fasziniert einbinden in dieses sonderbare Geflecht von Neugier, Überraschung, wilden Argumenten plus Eselsliebe. Plus Landschaftsentzücken. Und irritierendem Menschentaumel. Mit eigenwilligen Gesprächen. DIE der Autoren-Regisseur zu erläutern versucht: „Soll man sich komplett einem Leben als Künstler widmen und dafür Freunde und Geliebte und Familie links liegen lassen? Ist Arbeit das Wichtigste im Leben? Ist es egal, wem als Folge Schmerzen oder Schaden zugefügt wird? Das ist eine Debatte, die weder von mir noch von meinem Film beantwortet wird. Ich glaube nicht, dass man sich selbst peinigen muss oder eine düstere oder hasserfüllte Person sein muss, um ein Künstler zu sein, nicht einmal, um düstere Kunst zu erschaffen. Aber ich denke auf jeden Fall, dass der Film versucht, dieser Bredouille auf den Grund zu gehen“ . 

Apropos und überhaupt: „THE BANSHEES OF INISHERIN“ ist ein weiblicher Geist aus der keltischen Mythologie, der den Tod ankündigt. Von ihm hörte ich in den Achtziger Jahren Geschichten in der Bretagne. Nun folgt das Kino. Wunderbar (= 5 PÖNIs).

 

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