TATORT: DER WÜSTE GOBI (26.12.2017)

Quelle: MDR

PÖNIs: (4,5/5)

Für mich sind sie die Exoten im ARD-„Tatort“-Trubel. Und das ist noch nett gemeint. Denn bislang fand ich ihre Auftritte und Krimi-Filme oft stümperhaft, hör-technisch fragwürdig bei dem Ulmen-Genuschel und lächerlich in der Handlungs- und vor allem beknackten Spiel-Art. Meine die MDR-Fälle um die beiden Weimarer Hauptkommissare Kira Dorn (NORA TSCHIRNER) und Lessing (CHRISTIAN ULMEN), die bekanntlich miteinander verheiratet sind und deren Episoden meistens an Weihnachten gezeigt werden (= die erste, „Die Fette Hoppe“, lief am 26.12.2013; danach noch 2 x) in der Hoffnung, dass das Publikum hier gnädig gestimmt sei. Wie in diesem Jahr auch. Mit ihrem 5. Auftritt, im „Tatort“-Fall Nr. 1040, unter dem bedeutungsschwangeren Titel „Der wüste Gobi“; Drehbuch: Murmel Clausen und Andreas Pflüger; Regie: Ed Herzog. Und mit einem Verdächtigen, dessen Name tatsächlich GOTTHILF BIGAMILUSCHVATOKOVTSCHVILI lautet, genannt „Gobi“. JÜRGEN VOGEL, eben noch im Kino als „Ötzi“ unterwegs, der mit der ewig-starken Hackfresse, mimt diesen Gobi. Einen Psycho und Frauen-Versteher, den die Frauen lieben, obwohl er einige von ihnen umgebracht hat und weiter umbringt. Mal drinnen, in der Klapse, mal draußen. Heißt es. Jedenfalls. Zunächst. Glaubhaft.

Was ist, was war hier eigentlich gerade am Tatort Weimar los? Denn: 1.) Heute war alles anders. Besser, ach was: SEHR viel besser. 2.) DER BRILLANTE TOLLKÜHNE MDR-TATORT. Selten so einen stimmigen, stimmungsvollen, spannenden, saukomischen, lakonischen und köstlich pointierten = gelungenen Spaß-Krimi mit genau auch SOLCH quer-schönem, also „irrem“ Personal gesehen. Von Anfang an kommen die ironischen Story- und Beteiligten-Signale: Wir spielen das jetzt mal – voll-komisch-ernsthaft – aus. Diesen spannenden Witz. Können dabei durchaus zwischen blöd und pfiffig unterscheiden und setzen auf: ein klasse durchtriebenes = pointiertes Vergnügen mit origineller Krimi-Touch-Beigabe. Und die Schauspieler kriegen dazu den lässigen Anarcho-Schwung hin: Ulmens Nuscheln, plötzlich okay. Mit Schmackes. Als Trumpf-Ass aber fungiert Kobold NORA TSCHIRNER-Kira. Ihre Körpersprache ist fantastisch clownesk, nie übertrieben, außerordentlich jaaaaaa! Es ist und bereitet ein höchst unterhaltsames Vergnügen, ihrer listigen Mund- und doppelbödigen Körpersprache zuzuhören und zuzusehen. Was ist das nur für ein komisches Monty Python-Wesen, diese herrlich groteske NORA TSCHIRNER! Jürgen Vogel bedient augenzwinkernd prollig seinen Frauen-Liebling („Du bist das Licht in der Kanalisation meines Lebens“); Ernst Stötzner als Schizo-Professor findet genau d i e Balance zwischen menschlicher und mörderischer Macke. ED HERZOG; SIE haben den bislang besten MDR-Tatort seit gefühlten hundert Jahren gedreht. Was für ein gelungener Jahresausklang-Spitzen-TATORT!!! (= 4 1/2 PÖNIs).

 

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