THE KILLING OF A SACRED DEER

PÖNIs: (1/5)

„THE KILLING OF A SACRED DEER“ von Yorgos Lanthimos (Co-B + R; Irland/GB 2016; Co-B: Efthymis Filippou; K: Thimios Bakatakis; Cellist: Siegfried Palm; 121 Minuten; deutscher Kino-Start: 28.12.2017); es gibt wenige, aber es gibt sie: Intellektuelle Filmemacher, mit deren Werken – seien sie noch so „drumherum“ gelobt – ich nicht klar-komme. Bei Michael Haneke war dies 1992 („Benny’s Video“) und vor allem 1997 bei „Funny Games“ der Fall, wo es offensichtlich nur darum ging, „Publikum“ ausgiebig wie genüsslich zu quälen. Und so war es neulich auch beim ersten englischsprachigen Spielfilm von Yorgos Lanthimos, „The Lobster“, der im Vorjahr kurz einmal doch noch im Kino gezeigt wurde und der viele internationale Kritiker-Lobpreisungen erhielt, und so ist es jetzt erneut beim aktuellen Spielfilm des 44-jährigen griechischen, in London lebenden Autoren-Regisseurs, dessen Film mir mehr auf den Keks anstatt – wie ausgedrückt durch viele Hymen von Kollegen/Innen (z.B. in „Die Zeit“) – positiv auf den Geist ging.

Denn allzubald ist eigentlich alles klar. Eine gutbürgerliche Familie: Steven (COLIN FARRELL), ein erfolgreicher Herzchirurg, verheiratet mit der Augenärztin Anna (NICOLE KIDMAN). Mit ihren beiden Kindern leben sie in einem schönen Haus in einem idyllischen Vorort. Alles scheint perfekt. Scheint, klar doch. Denn diese Idylle muss gestört, bekämpft, zerstört werden. In Gestalt des linkischen 16-jährigen Halbwaisen Martin (BARRY KEOGHAN), ein Teenager aus einfachen Verhältnissen, mit dem sich Steven eingelassen hat. Denn dessen Vater starb einst während einer OP von Steven. Was wir aber nicht gleich, sondern erst nach und nach erahnen dürfen und dann erfahren. So dass die Treffen zwischen den Beiden immer auch von einer gewissen Schuld-und-Sühne-Atmosphäre geprägt sind. Als sich der Junge in das Haus der Familie und in das Leben selbiger einschleicht, eindrängt, beginnt der seelische wie physische Horror. Wir befinden uns in einer Art historischer Tragödie, denn der Film-Titel nimmt Bezug auf die Götter-Mythenbildung um Iphigenie: Ihr Vater Agamemnon wurde von Artemis bestraft, weil der in ihrem heiligen Hain einen Hirsch getötet hatte. Daraufhin verhinderte Artemis zu Beginn des Trojanischen Krieges die Weiterfahrt der Griechenflotte unter Agamemnons Kommando nach Troja und hob die Windstille erst auf, als dieser seine eigene Tochter der Göttin zur Sühne opferte.

„So etwas“ hier, im Kleinformat, in sperriger, gestelzter Sprache und räumlicher Enge. Langsam konstruiert, mit viel bildlichem Firlefanz, also intellektuellem (Be-)Deutungs(aus)druck, langweilig bis zum Geht-Nicht-Mehr-Exzess. Für jedes Bild gäbe es ein klareres, verständlicheres Zweit-Motiv, dafür aber müsste man nicht so aufgesetzt oder nicht so Gar-Nicht-Sprechen. Der Horror, der sich hier entwickelt, ist und wirkt aufgesetzt, arg konstruiert, wirr, ausgesprochen manieristisch-fade. Geradezu: aufdringlich. Für dauerhafte unangenehme Stimmung(en) sorgend.

„The Killing of a Sacred Deer“ ist unerträglich (= 1 PÖNI).

 

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