SOY NERO

SOY NERO“ von Rafi Pitts (Co-B + R; D/Fr/Mexiko 2015; Co-B: Razvan Radulescu; K: Christos Karamanis, M: Rhys Chatham; 118 Minuten; Start D: 10.11.2016); du bist 19. Heißt Nero. Bist Mexikaner. Hast in den USA gelebt, wurdest ausgewiesen. Willst zurück. Nach Los Angeles. Wo der Bruder anscheinend komfortabel in Beverly Hills lebt. Schaffst es. Doch trotzdem wird es im wahrsten Sinne für Nero (JOHNNY ORTIZ) eng. Doch eine Möglichkeit gibt es, sich endlich legal im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aufhalten zu dürfen: Indem du dich zum Green-Card-Soldaten für die USA verpflichtest. Du ziehst in die Kriegsgebiete und wirst zum Kämpfer für sie. Wenn du lebendig zurückkehrst, besteht die Möglichkeit, die begehrte Aufenthaltserlaubnis bzw. Staatsbürgerschaft zu bekommen.

Es gibt sie tatsächlich, diese Green-Card-Soldaten. Dem US-amerikanischen „Centre of Naval Analyses“ zufolge, treten jedes Jahr 8000 Nicht-Amerikaner in die US-Armee ein. In der Hoffnung, „danach“ eine „amerikanische Zukunft“ zu haben. Der Film „Soy Nero“ basiert auf den Erlebnissen des Mexikaners Daniel Torres, der für die USA in den Irak-Krieg zog.

Der Film zerfällt in zwei Teile Beginnend als Flüchtlings-Drama, findet er sich später in der Wüste ein. Als Kriegs-Film. Erst wird Nero von der Grenzkontrolle gejagt, dann wird er selbst ein Grenzpolizist. Im Nahen Osten. Das Leben als Risiko mit Pfand: für ein möglichst normales Leben demnächst. Doch Nero ist entschlossen, sich seinen Traum von Amerika unbedingt erfüllen zu wollen.

„Soy Nero“, im diesjährigen Berlinale-Wettbewerb gelaufen, ist ebenso absurd wie fassungslos machend. Mit der „Ware Mensch“ lässt sich im heutigen „Kriegs-Business“ offensichtlich gut (ver-)handeln. Dieser Film kommt nicht als USA-Anklage daher, sondern will parabelhaft Allgemeingültiges vermitteln: Du bist als Mensch heutzutage nur etwas wert, wenn du dich auf der Haben-, also Geld-Seite befindest. Ansonsten winkt die Scheiß-Verlierer-Rolle. Und du stehst buchstäblich in der Wüste.

Co-Drehbuch-Autor und Regisseur RAFI PITTS wurde 1967 im Iran geboren, wuchs dort auf; 1979 verließ er gemeinsam mit seiner Mutter das Land und siedelte über Paris nach London über. 1991 ging er nach Frankreich und begann als Filmemacher zu arbeiten. Sein erster Lang-Film war 1997 „Die fünfte Jahreszeit“. Mit „It’s Winter“ war er 2006 und mit „Die Zeit des Zorns“ 2010 im Berlinale-Wettbewerb vertreten. Für „Soy Nero“, seinem insgesamt fünften Spielfilm, bekam er bereits die dritte Einladung in den Berlinale-Wettbewerb.

„Soy Nero“ handelt von einem glückssuchenden Einzel-Menschen im großen Global-Gefüge von heute. Mit viel universellem Gedanken-Gut (= 3 ½ PÖNIs).

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