1.) Pöni-PRIVAT: Ich habe ja kürzlich von meinem zunehmenden Missmut über den FUßBALL hierzulande erzählt (s. BLOG 11). Auslöser: Zum einen diese längst noch nicht bewältigte Schmach angesichts des elenden Auftrittes unserer Nationalmannschaft bei der diesjährigen WM in Russland; zum anderen von wegen dieser zunehmenden TV-Kommerzialisierung. Und die dadurch immer weiter zeitlich zerstückelt werdenden nationalen wie internationalen Fußballspiele. Von wegen – wie viele Decoder sind inzwischen erforderlich, um sich Spiele im TV ansehen und überhaupt – „leisten“ zu können? Die all-gemeine Stimmung war also sowieso schon mächtig angeheizt, als die Deppen aus der Chefetage vom FC Bayern München kürzlich noch einen draufsetzten in Sachen gesellschaftlichem Hohn und gefrusteten Ballermännern.
Freitag, 19. Oktober 2018: Der FC Bayern München lädt ein zum High-Noon-„Pressetalk“. 12 Uhr mittags. „Heute ist ein wichtiger Tag für den FC Bayern, weil wir Ihnen mitteilen, dass wir uns dass nicht mehr gefallen lassen…“, diese „herabwürdigende, hämische, faktische Berichterstattung“, klagt Karl-Heinz Rummenigge. >>> „Er sagt das wirklich so. Er sagt faktisch“, schreibt Benedikt Warmbrunn in der „SZ“ überrascht; verblüfft (= sämtliche Zitate sind aus dem Sportteil der „Süddeutschen Zeitung“ vom Wochenende 20./21. Oktober 2018).
Man stelle sich eine livehaftige Muppet-Show vor. Ort: Beim FC Bayern München in München, an der Säbener Straße 53. Beteiligte: Der (einst rechtskräftig verurteilte, also vorbestrafte) Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge; der (einst rechtskräftig verurteilte, also vorbestrafte) Aufsichtsratschef Uli Hoeneß sowie der Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Wenn man – komisch – will: Waldorf & Statler und Kermit. Es sei „an der Zeit, dass sich der wichtigste Klub in Deutschland mal klar positioniert“ tönt „Waldorf“-Hoeneß gleich zu Beginn und verhehlt später auch nicht zu betonen, natürlich ein „großer Demokrat“ zu sein. Weil es doch, so „Statler“-Rummenigge im Verlaufe dieser „Anweisungen“ an die Medien und überhaupt an die Öffentlichkeit, darum gehe, doch mal auf Artikel 1 des Grundgesetzes hinzuweisen: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und diese würdevolle Behandlung seitens der Medien vermisse man schon in der Chef-Etage des FC Bayern-Deutschland: Der weitere Verlauf ist von Beschimpfungen auf kritische Bayern-Berichterstatter, auf namhafte kritische TV-Experten (wie Olaf Thon oder Stefan Effenberg) und von gewohnten verbalen Hoeneß-Ausrastern geprägt, zum Beispiel über den ehemaligen, jetzt in Paris spielenden Außenverteidiger Juan Bernat, der im Frühjahr bei den Champions League-Spielen des FC doch nur „einen Scheißdreck“ gespielt habe. (Später korrigierte Hoeneß diese Aussage um in „nur“: „Mist“).
Und so weiter und so fort. Was war passiert? Bayern München hatte, welche Unmöglichkeit, vier Pflichtspiele hintereinander nicht mehr gewonnen. Unruhe tat sich auf beim mächtigen FC. Und wenn dort „Unruhe“ aufkommt, dann gleich mit vollem bajuwarischem Katastrophen-Charme und vielem Verbal-Karacho. Deshalb also: Anlass für die Freunde des gepflegten Grundgesetzes über einen solchen Auftritt sein kickendes Personal daran zu erinnern, dass man gefälligst wieder und ständig zu gewinnen habe. Mir san schließlich mir. Deshalb also: Über die Maßregelung und Beschimpfung der gemeinen kritischen Presse und der Medien allgemein soll das Team angesprochen, erreicht, werden, damit eine mögliche „Punkte-Krise“ fortan verhindert werden kann. Motto: Schlechte Ergebnisse erfordern unorthodoxe, als auch schon mal dreckige Maßnahmen. Artikel 5 des GG – Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt – wurde übrigens nicht verbal bemüht.
Dieser Vormittag in München war ein Debakel für unsere Demokratie. War ein mieser Witz für das Fußball-Aushängeschild, den Profi-Fußball-Sport. Und vermochte den sowieso schon derzeit angespannten Blick auf das Kommerz-TV-Fußball-Getöse noch mehr zu verdüstern. Es fragt sich, wie lange Fans diese zunehmenden Abartigkeiten in ihrer Lieblings-Sportart noch mitzumachen bereit sind. Die zunehmenden Proteste jedenfalls sind unüberhörbar. Geworden. (Gerade: von wegen der weiteren zeitlichen Zerteilung der einzelnen Spieltage in den Ligen). Dass dies alles den Giganten FC Bayern nicht stört, ist klar. Auch dass er sich – noch – mehr von einem Sympathieträger- und Vorzeige-Verein entfernt, dürfte ihm wurscht sein. Mir san halt immer mir. Bayern first.
P.S.: Ach so ja – und was hat eigentlich der eingangs erwähnte Sportdirektor „Kermit“-Hasan Salihamidzic auf dieser Veranstaltung so Bedeutungsvolles von sich gegeben? Nicht viel. Er hatte den mit Abstand geringsten Rede-Anteil bei dieser FC Bayern-Attacke. Rummenigge fuhr ihm einmal über den Mund. Signalisierte damit die Macht-Reihenfolge. „Ich habe aber hier auch was zu sagen“, verkündete der Sportdirektor später. Oder so ähnlich.
Übrigens – „die Burschen“ gewannen prompt danach wieder. Mit 3:1 beim VfL Wolfsburg. Merke. Alles richtig gemacht. Klar doch. So geht’s. Passt schon = Pfui Deibel.
2.) Pöni-MUSIK: Heute darf es nur einen Tages-Song geben – der mit dem Namen „RUMMENIGGE“. Das britische Pop-Duo ALAN & DENISE, bestehend aus dem Ehepaar Alan und Denise Whittle, landete 1983 mit dieser Single einen unvergesslichen Ironie-Hit. Gedacht als Ode auf den damals herausragenden aktiven Fußballer Karl-Heinz Rummenigge und auf dessen „Sexy-Knie“. Die Idee zu diesem Lied kam dem Paar, als Rummenigge am 13. Oktober 1982 beim 2:1-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft im Wembley-Stadion beide deutschen Tore schoss und der englische TV-Reporter sich zu dem Spruch „Rummenigge, what a man“ hinreißen ließ.
Wünsche viel Wochen-Spaß (es muss ja nicht immer TV-Fußball sein) und grüße die kreative Gemeinde: PÖNI Pönack