DIE SIEGER

Auf diesen Film haben wir lange gewartet, und die deutsche Film-Branche auch. Denn:

DIE SIEGER“ von DOMINIK GRAF (D 1994; 130 Minuten; Start D: 22.09.1994); und der zählt hierzulande zu den wenigen respektablen, zu den wenigen interessanten Regisseuren.

Der heute 42jährige Münchner ist der Sohn des 1966 verstorbenen Schauspielers Robert Graf. 1979 machte er seinen Abschluss bei der Filmhochschule in München. Graf ist musisch begabt, spielt Klavier, Gitarre, war einige Zeit Mitglied einer Band. Und: Eine Zeitlang trat er auch als Schauspieler in Nebenrollen auf. In den 80er Jahren hat Dominik Graf, um das Handwerk von der Pike auf zu lernen, viel für das Fernsehen gearbeitet. Für die Krimi-Serien “Tatort“, “Der Fahnder“ und dann “Morlock“ schuf er spannende, aus dem Rahmen fallende Folgen. Dann aber erfüllte er sich seinen Wunschtraum und drehte Kinofilme. “Treffer“, “Tiger, Löwe, Panther“ und “Spieler“ waren beachtliche und beachtete Streifen. 1987 gelang ihm mit dem Thriller “Die Katze“ – Hauptrolle: Götz George – ein Riesen-Erfolg bei Publikum und Kritik. Dominik Graf, der sich heute eine Professorenstelle an der Kunsthochschule für Medien in Köln mit Peter Lilienthal und Peter F. Bringmann teilt, schätzt das Genre-Kino, das Kino der Unterhaltung. Das allein stellt ihn bei uns schon weit über andere Kollegen. Aber: Er mag diese Form nicht pur, sondern gemischt mit anderen Genren: Zum Beispiel mit dem Melodram und mit dem Politfilm. Eine stets schwierige Balance der 12 Millionen-Mark-Produktion, die leider schiefläuft.

Autor Günter Schüttler und Regisseur Graf thematisieren die Arbeit einer Spezialeinheit der Polizei. Also ein Krimi? Die Seite 1 im Presseheft sagt: “Die Sieger“ sei ein Mystery-Film, ein Polit-Thriller, ein Polizei-Film, ein Film über Leidenschaft, ein Film über Liebe und ein Action-Film. 6 Filme in einem. Hätte da nicht erst einmal einer ausgereicht…???, fragt man sich hinterher, denn “Die Sieger“ ist entsprechend konfus. Nirgendwo richtig anhaltend, niemals sich mit einem Thema fest befassend. Immer auf dem Sprung, gleich auch noch “etwas Anderes“ miterzählen zu wollen. Kein geglückter Coup.

Fehler 1: Man wird mit den beteiligten Personen überhaupt nicht “bekannt“. Sie sind und bleiben anonyme Personen und Charaktere.
Fehler 2: Was diese Gruppe genau tut, wird nicht klar genug erklärt und sichtbar. Mal wird herumgebrüllt, mal wird leise herumgebrabbelt. Was-warum-wieso darf zusammengerätselt worden.
Fehler 3: Die Sprache. Sie ist nicht zu verstehen. Sie bleibt unverständlich. Ja, Sie haben richtig gehört: Die meiste Film-Zeit über ist nichts zu verstehen. Graf überhöht ständig den Ton, indem er andere Geräusche “live“ beimischt. So entsteht ein Kuddelmuddel von Lärm, der nur schwer zu entziffern ist und nervt. Was bei Scorsese funktioniert, laufende Musik z.B. und Dialog-darauf, gerät hier zum handwerklichen
Desaster: Der Film ist einfach schlecht gemischt. Und wenn dann doch einmal etwas Rüberkommt, klingt “das“ banal und nach Papier.

Die Story um einen angeblich toten Polizisten, der als V-Mann-Gangster im Untergrund herumwuselt, ist zäh und wird dann auch noch immer wieder durch lakonische Sex-Einlagen lächerlich unterbrochen. Der Held, ein Nobody namens Herbert Knaup, ist nur 20 Minuten spannend. Dann degradieren ihn Buch und Regie zu einem reizlosen Durchschnittstypen mit nicht sehr glaubwürdigem Gerechtigkeitsfimmel. Während die zeitweiligen politischen Andeutungen und Querverbindungen plumpe Behauptung bleiben. Und das Action-Kino schließlich, das beliebte Spiel mit dem Feuer, wirkt hier nur aufgesetzt und nachgemacht: Ein bisschen Hollywood in Bavaria und Gebirge. Nur lauter Selbstzweck eben und sinnlos.

Leider also: “Die Sieger“ von Dominik Graf ist wieder einmal ein schlechter deutscher Film. Thema verfehlt, würde unter einem Aufsatz am Ende stehen. Beziehungsweise: Zuviel gewollt und deshalb nichts erreicht. Schade, aber “Die Sieger“ ist ein Flop (= 1 PÖNI)!

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