PÖNIS BLOG (367): „DER HELD VOM BAHNHOF FRIEDRICHSTRAßE“; „JAY KELLY“; „ROBOT DREAMS“; „TATORT“; „16.50 Uhr“-Krimi

Wolfgang Becker (Fotoquelle: Martin Kraft, MJK 71083 Wolfgang Becker (arte-Empfang, Berlinale 2020), CC BY-SA 4.0)

1.)      Er ist am 22. Juni 1954 in Hemer geboren. Er war ein deutscher Filmregisseur und Drehbuchautor, der gelegentlich auch als Schauspieler, Kameramann, Filmeditor und Filmproduzent in Erscheinung trat. Er schuf deutsche Spielfilme wie „Das Leben ist eine Baustelle“ (1997), „Schmetterlinge“ (1988), „Ich und Kaminski“ (2015) sowie UND NATÜRLICH d e n HIT „GOOD BYE, LENIN!“ (2003). Am 12. Dezember 2024 ist WOLFGANG BECKER kurz nach Ende der Dreharbeiten von „DER HELD VOM BAHNHOF FRIEDRICHSTRASSE“ verstorben. Der Berliner X Verleih ehrt den Regisseur, nun genau ein Jahr nach seinem Tod mit dem Kinostart seines letzten Films, den seine künstlerischen Wegbegleiter, Regisseur Achim von Borries und Produzent Stefan Arndt, in Wolfgang Beckers Sinne zu Ende gebracht haben. 

Es heißt so: Mai 1983. Im Bahnhof Berlin-Friedrichstraße kapert ein Mann den Führerstand einer S-Bahn. Sein Ziel: ER wollte den Zug von Ost-Berlin weiter lenken, um damit nach West-Berlin zu flüchten. Das Vorhaben misslang. Das ist vielleicht und möglicherweise die wahre Geschichte. 

1. weiter. Guter Film. Titel = „DER HELD VOM BAHNHOF FRIEDRICHSTRAßE“ von WOLFGANG BECKER (B: Constantin Lieb; MAXIM LEO, nach seinem gleichnamigen Roman /2022; K: Bernd Fischer; M: Filmorchester Babelsberg; 112 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.12.2025). Stellen wir fest  – Filme, bei denen CHARLIE HÜBNER auftaucht/mitmischt/mitspielt, garantieren (sehr) oft Spitzenunterhaltung. Wie hier wieder. Wenn ER auftaucht, wird es – ziemlich – sehenswert. Charlie sorgt für spitzenhafte Parkettlaune. Meistens.

Was ist hier los?: Der Film handelt von Motiven aus dem Leben vom kurz vor der Pleite befindlichen Videothekenbesitzers Michael, genannt Michi Hartung, der mehr zufällig als gewollt zum „gesamtdeutschen Helden „aufsteigt: Mit Kundenbindung. Als ihn zum 30. Jahrestag des Mauerfalls ein aufstrebender Journalist zum Drahtzieher der größten Massenflucht der DDR stilisiert, steht sein Leben plötzlich Kopf. Als Hochstapler wider Willen verstrickt sich „Micha“ in einem Gestrüpp aus Halbwahrheiten und handfesten Lügen. Und als das fragile Kartenhaus der Geschichte um ihn herum gehörig wackelt und einzustürzen droht, scheint sein Leben so richtig im Chaos zu auszuarten. Zufällig trifft er auf Paula (CHRISTIANE PAUL). Dass eine erfolgreiche, kluge und witzige Frau wie SIE sich für einen „legeren“, sprich einfachen Mann wie ihn interessieren könnte, hätte Micha nicht für möglich gehalten. Allerdings hat der eifrige Videothekenmanager gerade „privat“ viel zu tun mit den neuen „historischen Errungenschaften“ des gesellschaftlichen Polit-Daseins. Wo geschickt-lügen die gefühlvollen deutschen Dominosteine zusammen hält. Im Moment jedenfalls. Noch.

Als was für eine kitzlige deutsch-deutsche Komödie erweist sich dieser gescheite Streich von Film: Über Geschichte als Mythos, über die Tücken Deutscher Erinnerungskultur und überhaupt  – das Leben ist ein Spiel des Erinnerns, Vergessens und Erfindens. In dem mittlerweile auch „Michi“ seinen Lauf hat. Die Show-hier bietet sich an als durchaus vergnügliches, dependantes (?) Lehrstück über die Hierarchie der Geschichtsschreibung. Mit reichlich Gedankenarbeit sozusagen. Über die Kraft des eigenwilligen Erzählens von „realen“ Geschichten.

Die Kundenbindung ist enorm. Wolfgang Becker, lieben Dank. Dafür und für so vieles gutes Kino-Anderes (= 4 PÖNIs).

 

2.)       FILME SIND FETZEN VON ZEIT. Titel = „JAY KELLY“ von NOAH BAUMBACH (Co-B + Produktion + R; USA/GB 2024; Co-B: Emily Mortimer; K: Linus Sandgren; M: Nicholas Britell; 132 Minuten; deutscher Kurz-KINO-Einsatz: 20. November; deutscher NETFLIX-Start: 05.12.2025). Das ist bedauerlich. Wenn wir auf einen hochkarätigen neuen Kinofilm blicken und dieser nur für ein paar Parkett-Tage dort gebucht wurde. Weil er Hollywood-„amtlich“ nur zweitrangig bewertet/gewertet gilt.

Setzen wir also „nüchtern-emotional“ die Reihenfolge fest. Der vielgeschätzte NOAH BAUMBACH. Geboren am 3. September 1969 in Brooklyn, New York City. Viel geschätzt durch Filmwerke wie „DER TINTENFISCH UND DER WAL“ (s. Kino-Start: 11.5.2006/4 PÖNIs);  „FRANCES HA“ (s. Kino-Start: 01.08.2013/4 PÖNIs);  „MISTRESS AMERICA“ (s. Kino-Start: 10.12.2015/4 PÖNIs);  „MARRIAGE STORY“ (s. Kino-Start: 21.11.2019; s. Netflix-Start: 06.12.2019/4 PÖNIs).

ER heißt JAY KELLY. In Wirklichkeit GEORGE CLOONEY. Spielt im aktuellen Noah Baumbach-Movie die Hauptrolle. Mimt dort einen erfolgs-verwöhnten Hollywoodstar, der so langsam aber emphatisch in die Jahre gerät. Jay ist ein Superstar wie man heutzutage feurig notiert. Alles gelang. Viel gelingt. Dienstlich wie privat.  Aber dann geraten ihm die – sich ständig verändernden –  Ereignisse in Schieflage. Irgendwie spürt Jay Kelly eine Leere. Die eigentlich gar nicht vorhanden, aber eben, also mittlerweile, rundum  zu spüren ist. Ständig dreht er, also erzählt er, von fremden Existenzen. 35 Jahre seines Lebens hat er so verbracht, und nun? Die Töchter ziehen sich – spürbar – von ihm weg. Woanders hin. Und ER, also: und Ich, der Jay? Was soll mir nun gelingen? Filmgeschichten und eigene Abenteuer sollen sich wieder zusammenfügen. Wie es immer war. Die bekannte Leier: Es muss schnell wieder „was passieren“. Dort, hier, übermorgen. Typischer Fall von Sinnkrise. Mit diesen dauernden Nachfragen. Dabei ist ER doch weiterhin der Chef. Boss. Leiter. „Hersteller“. ABER: Er macht sich mit seiner umfangreichen Mannschaft gen Europa auf, um Abwechslung zu finden. Die Suche. Kurzentschlossen lautet Italien das Ziel. Wo  bei einem Festival eine weitere Lebenswerk-Trophäe wartet. Aber … jedoch …

„Eine zwischen Hommage und ironischer Reflexion übers Filmgeschäft flirrende Tragikomödie“ …   „Der beschwingt-melancholische Film erzählt mit hohem Tempo, viel Humor und lustvollen Übertreibungen von Eitelkeit und Selbsttäuschung und kreist mehr um eine Charakterstudie als um den überschaubaren Plot.  BIS IN DIE NEBENROLLEN GLÄNZEND BESETZT UND EINFALLSREICH INSZENIERT“ („Filmdienst“).

Dinge neu bewerten. Sagt sein Freund, Begleiter, Berater, der Ron Sukenick heißt und von ADAM SANDLER aufopfernd dargeboten wird. Dieser sorgt für die Dinge, die Geschehen, durch die Jay Kelly d i e Dinge machen kann, die er ausführen will. Wird. Adam Sandler bekam für seinen Part anlässlich der Uraufführung des Films Ende August in Venedig Hymnen von positiven Festival-Kritikern. Ich bin „da“ etwas skeptisch. Für mich ist hier der ganz klare Darstellungssieger George Clooney. Aber das mag natürlich Geschmackssache sein.

Der Film. Tut gut. Vermag prächtig zu unterhalten. Bewegt sich immer ereignisreich, im Rhythmus der Geschehnisse. CLOONEY ist – endlich – mal wieder komplett abendfüllend zu genießen. Wir können dabei luftig mitmachen.  Zum Ansehen SEHR zu empfehlen. Also bestens zu empfinden (= 4 PÖNIs).

 

3.)       TV-SPITZEN-LECKEREI.  Zum Film. Text: „ROBOT DREAMS“. Der „Oscar“-nominierte Animationsfilm von Regisseur Pablo Berger (s. KINO-Kritik/05/24/5 PÖNIs) erzählt auf besondere von einer ebenso abenteuerlichen wie ergreifenden Freundschaft zwischen einem Hund und einem Roboter im New York City der 1980-er Jahre  – ganz ohne Worte, mit berührenden Bildern und viel Musik. PASSEND ZUR VORWEIHNACHTSZEIT SENDET DAS rbb-Fernsehen  „ROBOT DREAMS“ am NÄCHSTEN DONNERSTAG, 18. Dezember 2025  ab 20.15 Uhr als deutsche Erstausstrahlung. Im Anschluss steht der Film für 30 Tage in der ARD-MEDIATHEK.

4.)       TV-TIPP:  An diesem SONNTAG-ABEND  kommt ab 20.15 Uhr der aktuelle ARD-„TATORT“ aus Wien. Mit Bibi (ADELE NEUHAUSER) und Moritz (HARALD KRASSNITZER) , deren Krimititel „DER ELEKTRIKER“ lautet. Nach der Ausstrahlung folgt meine Kritik hier und auf https://www.facebook.com/poenitv.

5.)       MUSIK:   Wenn in Weihnachtsnähe die TV-Musikalität klingt, ist es meistens die Titelmusik aus dem ewigen DEFA-Klassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, die läuft. Heuer wechseln wir die Stimmung und schalten das WDR-Funkhausorchester ein, wo das Thema aus dem Agatha Christie -Spannungsfilmklassiker „16.50 Uhr ab Paddington“ von 1961 wunderbar interpretiert wird:

Beste Vorweihnachtsgrüße,

PÖNI Pönack

eMail: kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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