PÖNIS BLOG (357): CLAUDIA CARDINALE; „ONE BATTLE AFTER ANOTHER“; „DAS TIEFSTE BLAU“; „THE NEGOTIATOR“; TV-TIPP; MUSIK

(Fotoquelle: Georges Biard, Claudia Cardinale Cannes 2010, CC BY-SA 3.0)

Taucht Ihr Name auf, wird Ihr Name genannt, ist dies immer zugleich mit einem wunderbaren zustimmenden Lächeln verbunden: CLAUDIA CARDINALE. Geboren am 15. April 1938 als Claude Joséphine Rose Cardinale in Tunis/Französisches Protektorat Tunesien; verstorben am 23. September 2025 in Nemours, Frankreich. Claudia Cardinale hatte eine starke Verbindung zu Tunesien. Sie kam als Tochter sizilianischer Auswanderer zur Welt und wuchs dreisprachig auf, mit Französisch, Arabisch und Sizilianisch. Ihre Kindheit in dem nordafrikanischen Land beschrieb sie einmal als „goldenes Zeitalter“ voller „magischer Momente“.

Sie war eine italienische Schauspielerin; zählte zu den herausragenden Filmdiven ihres Landes und spielte Haupt- und Nebenrollen in Filmklassikern wie „Rocco und seine Brüder (1960); „Cartouche, der Bandit (1962), „Achteinhalb“ (1963), „Der Leopard“ (1963); „Der rosarote Panther“ (1963), „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968). Für ihr Lebenswerk als Darstellerin erhielt Claudia Cardinale diverse Auszeichnungen, darunter eine Reihe von Verdienstorden der Italienischen Republik sowie zahlreiche Filmpreise wie den „Goldenen Löwen“ der Filmfestspiele von Venedig (1993); den bedeutsamen italienischen Preis „David di Donatello“ (1997); den „Goldenen Berlinale Ehrenbären“ (2002) sowie den Preis für das Lebenswerk des Locarno Film Festival (2011). „Ich hatte das Glück, in den magischen Momenten des Kinos anzufangen. Alle großen Regisseure waren meine Lehrer, und ich habe nie jemand angerufen. Sie haben mich gefragt“, sagte sie im Alter von 74 Jahren dem Sender „France Culture“. In ihrer alten Heimat ist man stolz: In La Goulette, dem Vorort von Tunis, in dem Claudia Cardinale geboren wurde, benannte man 2022 feierlich in ihrem Beisein eine Straße nach ihr. Als 17-jährige war sie dort zur „Schönsten Italienerin von Tunis“ gewählt worden und hatte eine Reise zum Filmfest in Venedig gewonnen. In Venedig zog sie die Aufmerksamkeit gleich mehrerer Regisseure auf sich.

Sie schätzte stets Freiheit und Unabhängigkeit, im Privaten wie im Beruflichen. „Die Unzähmbare“ wurde SIE oft genannt. Auch ein Buch, das ihre Tochter Claudia Squitieri herausgegeben hat, trägt diesen Titel. „Claudias Unzähmbarkeit ist ein roter Faden, der sich durch ihr ganzes Leben zieht. Sie findet sich in den Entscheidungen ihres Lebens ebenso wie in ihren Rollen wieder“, schreibt die Tochter, mit der sie zusammen in Fontainebleau wohnte, im Vorwort des Buches. Ihr langjähriger Lebenspartner nannte sie wegen ihres Temperaments nach Angaben ihrer Tochter „Wind des Südens“. Ihr Wind weht weiter  – CLAUDIA CARDINALE, Du wunderbare Lebens-Akteurin. Alles Liebe. Auf immer und ewig.

1.)       SAGENHAFTES KINO-CHAOS! Titel = „ONE BATTLE AFTER ANOTHER“ von PAUL THOMAS ANDERSON (B + Produktion + R; USA 2024; vage inspiriert von dem 1990 erschienenen Roman „Vineland“ von Thomas Pynchon; K: Michael Bauman; M: Jonny Greenwood; 162 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.09.2025). Selten trifft es zu  –  willst du wissen, wer das hier warum so faszinierend kinematografisch eingerichtet = fertiggestellt hat, muss sich, gleich von Anfang an, mit dem Macher dieses Krachers befassen. Bedeutet: Wir steigen sogleich in das bis jetzt vorhandene Bildbad jenes PAUL THOMAS ANDERSON ein. Um mit seiner phantastischen Cinema-Konstruktion klarzukommen. Was bei mir heißt  – was hat er bisher gemacht und warum ist er solch ein Genie, das – bislang – immer/ständig am „Oscar“ vorbeischrammte. Also: Die Reihenfolge der Wegweiser seiner Filmwerke, sozusagen „EINE SCHLACHT NACH DER ANDEREN“, ist – zunächst – zu betrachten, also nachzulesen: „PUNCH-DRUNK LOVE“ (s. Kino-KRITIK/2003/4 PÖNIs);  „THERE WILL BE BLOOD“ (s. Kino-KRITIK/2008/4 PÖNIs);  „THE MASTER“ (s. Kino-KRITIK/2013/4 PÖNIs);  „INHERENT VICE – NATÜRLICHE MÄNGEL“ (s. Kino-KRITIK/2015/1 PÖNI);  „DER SEIDENE FADEN“ (s. Kino-KRITIK/2018;  4 1/2 PÖNIs);  „LICORICE PIZZA“ (s. Kino-KRITIK/2022/4 PÖNIs).

Filmgeschichte. Die Filme von PAUL THOMAS ANDERSON , geboren am 26. Juni 1970 in Studio City, Kalifornien, verfügen oft über eine imponierend-umfangreiche Anzahl von Figuren und komplexen, vielschichtigen Handlungen und werden von Kritikern UND Publikum gleichermaßen SEHR geschätzt. (Meistens, jedenfalls/s. Ablehnungs-Movie: „Inherent Vice“). Er galt zu Beginn seiner Karriere als eines von Hollywoods großen Talenten und wurde nach der Veröffentlichung von „Boogie Nights“ und „Magnolia“ bereits als Wunderlenker bezeichnet. Anderson besuchte nie eine Filmschule und lernt sein Handwerk, indem er sich die Filme seiner Lieblingsregisseure anschaute, Bücher und Magazine über die technische Seite des Filmemachens las und sich Filme mit dem Audiokommentar der Regisseure ansah. Er glaubt, dass Filmschulen „kompletter Schwindel“ sind, weil „die Informationen bereits vorhanden sind, wenn man sie haben will“. Er nennt Martin Scorsese, Robert Altman, Jonathan Demme, Stanley Kubrick, Orson Welles als seine größten Inspirationen als Regisseur.

2016 fanden drei seiner Filme („There Will Be Blood“; „The Master“ und „Inherent Vice“) bei der BBC-Wahl zu den 100 bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts Berücksichtigung. Sein Film „Der seidene Faden“ erhielt sechs Nominierungen für den „Oscar“ 2018.

Nun aber hin zu seinem aktuellen Filmwerk. In aller gebotenen Kürze. Von wegen Pointen lieber staunend-sehen, nicht ständig hörend-lesen. Das Filmwerk befindet sich weit weg vom – sonst gewohnten – Independent-Masterstück. Und vom gestrigen schlimmen Amerika berichtet. Erzählt. Wo gerade über 200 Mitglieder einer Widerstandsgruppe namens „French 75“ aus einem Gefängnis – dessen Name mir egal ist –  befreit werden. Was dem Kommandeur Colonel Steven J. Lockjaw (SEAN PENN) schlimm wurmt. Denn er will Härte-Ordnung. Im Land. SCHNITT. Der Off-Ton teilt mit, dass es nun 16 Jahren später ist. (Was für Deutsch). In den USA tobt das gesellschaftliche wie politische Anarchie-Desaster. So was in der Menschheits-Art. UND wir begegnen dem abgehalfterten Revolutionär Bob Ferguson (LEONARDO DiCAPRIO), der gerade sein Dasein in einem Rausch aus Drogen mit ständiger Paranoia fristet. Aufruhr ist an der Tages- (und Nacht-)Ordnung. Das Land wirkt längst zusammengebrochen. First America – lachhaft. Zynik. Wut. Gewalt-Instinkt. Dort die kräftig bewaffneten Schreihals-Uniformierten, hier das abdriftende „Volk“. Frauen wie Männer. Lasst uns toben. Frauen erweisen sich als ebenso aufmüpfig. Wer gewinnt wohl? Völlig krank. Der Rassismus gibt Lunte. Weiße Männer bestimmen. Dirigieren. Herrschen. Sauwütig. Und Frauen mischen „rhythmisch“ mit. Dreschen ebenso drauflos. Motto: Auch wir können unangenehm hantieren. Also: „Loslegen“.

Eine der wenigen Konstanten im behämmerten Leben dieses herumirrenden Bob Ferguson ist – weit abseits der Gesellschaft – seine temperamentvolle, unabhängige, uneheliche Tochter Willa (CHASE INFINITI).  Doch als sein Erzfeind  Lockjaw) (Sean Penn) plötzlich wieder auftaucht und Willa verschwindet, macht sich der ehemalige Ferguson-Aktivist, in seinem schmutzigen flattrigen Bademantel, verzweifelt auf die Suche nach ihr. Vater und Tochter, vielfach geächtet, müssen sich Konsequenzen stellen, die aus Bobs einstigen üblen Handlungen erwachsen sind. (Details – siehe hin).

162 Minuten. Flitzen durch. Was für ein unleidliches faschistisches Amerika tritt hier auf. Und um sich. 162 Minuten – Abenteuer. Mit viel Satire-Wut. Extrem-unterhaltsam-sperrig. Die Mitteilung des Verleih-Veranstalters lautet: Der Film wird in Deutschland ab 25. September 2025 im Kino (VistaVision und 70-mm-Film) und in IMAX-Theatern zu sehen sein. Also, nichts wie hin ins zugefütterte, Augen-stark zerstörerische Lichtspielhaus. Es lohnt sich ALLEMAL (= 5 PÖNIS).

2.)       SENIORIN IN KÄMPFERLAUNE. Titel = „DAS TIEFSTE BLAU“ von Gabriel Mascaro (Co-B + R; Brasilien/Mexiko/Niederlande/Chile 2024; Co-B: Tibério Azul; K: Guillermo Garza; M: Memo Guerra; 86 Minuten; deutscher Kino-Start: 25.09.2025). Die 77-jährige Tereza (DENISE WEINBERG) lebt in einer kleinen Industriestadt im Amazonasgebiet. Es sind unruhige brasilianische Zeiten. Thema: Alle alten Bürger haben sich anzupassen. Bedeutet – wer „dazu“- gehört, ist auszumustern. Tereza. Eines Tages erhält sie die offizielle Anweisung der Regierung, in die Seniorenkolonie einer entlegenen Gegend zu ziehen. Umzuziehen. Hier, so die heuchelnde Amtssprache, sollen die Alten ihre letzten Jahre „genießen“, während die junge Generation sich voll und ganz auf Produktivität und Wirtschaftswachstum konzentrieren kann. Also – konzentrieren soll. Auch die erwachsene Tochter von Tereza ist „damit“ einverstanden. Stimmt der amtlichen Anweisung an die Mutter zu. Doch Tereza haut ab. Begibt sich auf eine Reise immer weiter hinein in das Amazonasgebiet, durch die Nebenflüsse und den Dschungel. Einen letzten Wunsch will sie sich erfüllen, bevor man ihr die Freiheit nimmt. Einen letzten Wunsch, der die alte Dame verändern und ihr Leben in eine neue Richtung lenken wird.

Mit diesem ansprechenden Film nimmt GABRIEL MASCARO das Kinopublikum mit auf eine transformative Reise durch den Amazonas und erzählt eindringlich vom Streben nach Freiheit und Widerstandsfähigkeit. Im Frühjahr, auf der 75. Berlinale, wurde der bildgewaltige und kraftvolle Film im Rahmen seiner Weltpremiere mit dem „Großen Preis der Jury“ (= Silberner Bär) sowie auch  verdientermaßen mit dem „Preis der ökumenischen Jury“ ausgezeichnet. Der Film ist ein großartiges hypnotisches Erlebnis und extrem gesellschaftlich-Botschafts-wichtig (= 4 PÖNIs).

3.)       POLIT-THRILLER. Titel = „THE NEGOTIATOR“ von David Mackenzie (Co-B + Produktion + R; USA 2023; Co-B: Justin Piasecki; K: Giles Nuttgens; M: Tony Doogan; 112 Minuten; deutscher Kino-Start: 25.09.2025). Ash (RIZ AHMED) ist ein sogenannter „Fixer“, „Verhandlungsführer“, spezialisiert darauf, lukrative Abfindungen zu vermitteln zwischen korrupten Unternehmen und Whistleblowern, die unliebsame Wahrheiten ans Licht bringen und damit den Ruin von Firmen bewirken können. Als absoluter Profi seines Fachs bewegt Ash sich in steter Anonymität und befolgt ein strenges Regelwerk für seine akribisch ausgearbeiteten Aufträge. Alles läuft „diszipliniert“, doch dann erhält er eine Nachricht von Sarah (LILY JAMES), Wissenschaftlerin in einem großen Biotech-Unternehmen, die von einer Vertuschungsaktion ungeahnten Ausmaßes berichtet. Sarah ist bereits ins Visier „ihrer Firma“ geraten und erhofft sich Schutz von Ash.

Und DER tappt in die Falle.

Packender und lange (Unterhaltungs-)Zeit cleverer, fesselnder Spannungsfilm, der aber in der Aufklärungsphase etwas mühselig hapert. Dennoch insgesamt mit überdurchschnittlicher „Logistik“ versehen ist, also atmosphärisch punktet  (= 3 PÖNIs).

4.)       TV-TIPP:   An diesem SONNTAG-ABEND wird mal wieder „Tatort“-KRIMI AUS DER SCHWEIZ aufgeführt. Gespielt. Diesmal wird in Zürich und Umgebung gemordet. Die beiden Ermittlerinnen Isabelle Grandjean (ANNA PIERI ZUERCHER) und Tessa Ott (CAROL SCHULER) stehen unter Druck, bekommen mächtig zu tun. Auch mit Lösegeldforderungen.

Der Auftragstitel lautet: „KAMMERFLIMMERN“. Nach der Sendung folgt, wie bekannt, meine Kritik auf allen bekannten Kanälen.

5.)       MUSIK:   Natürlich kennen wir DEN SONG. Und weil er, seit 1985, von zwei Pop-Giganten brillant interpretiert wird, besitzt er auch heute weiterhin Spitzen- beziehungsweise Bewegungsqualität. Die Rede ist von MICK JAGGER und DAVID BOWIE. Ihr Rock-Duett „DANCING IN THE STREET“ fetzt und ist derzeit die Nummer 1 in meiner Hitparade:

Gute Zeiten aus Berlin. An alle und jeden. Natürlich mit besten PÖNI-Grüßen

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

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