PÖNIS BLOG 312 (01.11.2024): LESESTOFF von MICHAEL CAINE; „ALTER WEISSER MANN“; „ANORA“; „RIEFENSTAHL“; „TATORT“; MUSIK von RODRIGUEZ

AUCH   D A S   JETZT!  Hoffentlich gerne. Es wird gerade früh dunkel. Bedeutet: Mehr Zeit für Freizeit. Wie Kino, TV-Fußball UND Lesen. Apropos  – ich bin da pfündig geworden. Zum Lesestoffeinstieg. (Was für ein Wort; pardon). Ausgangspunkt: Ich schmöker derzeit in einer eingangs spannend klingenden 350seitigen Thriller-Broschüre.

Titel: „DEADLY GAME- DIE ABRECHNUNG“. Der Autor machte stutzig, also neugierig, denn bei ihm handelt es sich um den britischen Weltstar-Schauspieler Sir MICHAEL CAINE. Wir wissen, er wurde sechsmal für den „Oscar“ nominiert und erhielt die Trophäe zweimal (1986 / „Hannah und ihre Schwestern“ von Woody Allen  und  2000 / „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ von  Lasse Halström). Er hat – seit 1964 – in mehr als hundertdreißig Filmen mitgespielt (oder waren es über 160 Filme?) und ist dreifacher „Golden Globe“-Preisträger. In Anerkennung seiner Verdienste um das Kino wurde er 1992 zum Commander of the Order oft the British Empire (CBE) ernannt und im Jahr 2000 zum Ritter geschlagen. Der am 14. März 1933 in London geborene Maurice Joseph Micklewhite, Jr. ist seit mehr als fünfzig Jahren mit Shakira Caine verheiratet, hat zwei Töchter und drei Enkelkinder und lebt in London. Bei seinem Thriller-Roman-Debüt setzt Sir Michael auf das von ihm geschätzte Krimi-Genre. Inhaltsstichworte für den literarischen Einstieg:  „Auf einer Müllkippe in Ostlondon wird eine Metallkiste mit radioaktivem Material gefunden. Aber die sofort herbeigerufene Polizei kommt zu spät: Bevor die Beamten eintreffen, wird die Kiste bei einem brutalem Überfall geraubt. Neben den Geheimdiensten ermitteln auch DCI Harry Taylor und sein Team. Sie sind bekannt für ihr unorthodoxes Vorgehen – aber auch für ihre Erfolge“. 

„Ein altmodisches Vergnügen, erzählt mit Caines typisch ironischem Humor“, teilt die „Daily Mail“ mit.

Der deutsche Erscheinungstermin des Buches ist der 13. November 2024. Ich bin gespannt.

1.)      PANNEN. ZWIESPÄLTIG. Titel = „ALTER WEISSER MANN“ von Simon Verhoeven (B + R; D 2024; K: Jo Heim; M: Segun Akinola; 114 Minuten; deutscher Kino-Start: 31.10.2024). ER wurde vielfach ausgezeichnet: Der Münchener Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Filmkomponist und inzwischen auch Produzent: SIMON VERHOEVEN. Dessen Erfolgsliste als Filmhersteller ziemlich lang ist  –  siehe: „MÄNNERHERZEN“ (2009/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs);  „MÄNNERHERZEN … UND DIE GANZ, GANZ GROSSE LIEBE“ (2011/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs);  „WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS“ (2016/s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs);  „GIRL YOU KNOW IT’S TRUE“ (2023/s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs).  Mit seinem neuesten Werk allerdings pustet Simon Verhoeven, Münchener des Jahrgangs 1972, eine ganze Menge müden Dampf durch die Szenerie, der einige Zeit braucht, um in einigermaßen Unterhaltungslaune zu geraten. Handelt von einem guten deutschen Familienbürger, Heinz Hellmich (JAN JOSEF LIEFERS), der sich gerade ziemlich „daneben“ im mittleren Management der Telekommunikationsfirma Fernfunk AG herumdrängt. Es mit einem korrupten Schleimer-Chef zu tun hat. Auf dass man, also wir, also die Zuseher, in Gedanken schon seine mögliche Kündigung auch für möglich halten. Zumal es Zuhause, mit Frau Carla-Gattin (NADJA UHL) plus zwei taffen Kindern, auch ganz (un-)schön verbal und finanziell plötzlich-auch, wackelt. Denn der eigentlich finanzstarke/sparstarke Hausmann-Heinz Hellmich stellt sich „allgemein“ alles andere als geschickt an. Redet (zu) viel Stuss.

Harmonie hört sich eigentlich listiger an. Sieht eigentlich pfiffiger aus. In einer überzeugenderen Charakterkomödie.

Die erste Filmstunde-hier kommt also nicht in die pointierten Unterhaltungspuschen. Das Personal setzt auf eher begrenzten Hauruck-Humor, während es innerhalb der beruflichen wie privaten „Späße“ ziemlich gebremst zugeht. Von wegen: diese plumpen, zahlreichen Missverständnissen mit diesen erheblichen peinlichen Gedanken. Und als dann auch noch ein „verunglückter“ Berlin-Trip vom politisch korrekten Herrn Helmich ansteht, der seine „verlorene“ Tochter schräg sucht, laufen die Einwände gegen diesen inhaltlich dümmlichen Ablauf Sturm. Doch mittenmal beginnen sich die Filmbilder zu wandeln. Sozusagen „nach Berlin“. Wenn Daddy Hellmich zwar Fußverletzt-humpelnd, aber geradeaus die heimische Idylle erreicht. Wo, am Tisch, die – auch politischen – Aussagen winken. Und nunmehr zündender wirken.

Doch „letztlich nimmt der Film viele der Privilegien, die seine Hauptfigur hat, schlicht zu selbstverständlich, um überhaupt auf die Idee zu kommen, sie satirisch aufs Korn zu nehmen“, beschreibt der „Film-Dienst“  das Dilemma dieser Produktion, die man insgesamt gerne – so gerne – besser aufgenommen hätte (= 2 1/2 PÖNIs).

2.)      EXOTISCH. Titel = „ANORA“ von Sean Baker (B + R + Produktion + Schnitt; USA 2023; K: Drew Daniels; M: Matthew Hearon-Smith; 139 Minuten; deutscher Kino-Start: 31.10.2024). SEAN BAKER ist ein erstklassiger Independent-Talent. Immer wieder beweist er mit seinem scharfsinnigen Blick auf höchst unterschiedliche Lebenssituationen sein außergewöhnliches Gespür für diverse Milieus und unterschiedlichste Menschen. Mit zwei Filmen haben wir ihn hierzulande gerne kennen- und schätzgelernt:  Mit „TANGERINE L.A.“ (2016/s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs)  und mit  „THE FLORIDA PROJECT“ (2018/s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs). Was Bakers Geschichten so besonders macht, ist die unverkrampfte und ungeschönte Herangehensweise. Seine Erzählungen sind wie aus dem Leben vorgezeigt. Authentisch, schmerzhaft, humorvoll, beeindruckend.

Die selbstbewusste Anora, eine junge Stripperin aus Brooklyn (MIKEY MADISON), erhält die Chance auf einen Ausstieg, als sie Ivan, den Sohn eines Oligarchen (MARK EYDELSHTEYN), kennenlernt und ihn kurze Zeit später spontan in Las Vegas heiratet. Als die Nachricht Russland erreicht, ist ihr Traum von einer besseren Zukunft in Gefahr: Ivans Eltern reisen nach New York, um diese Ehe zu annullieren.

Von den schummrigen Sex-Clubs voll unerfüllter Träume bis zu den luxuriösen Appartements russischer Milliardäre: „ANORA“ („Ani“) ist eine wilde Odyssee durch die Gegensätze der Gegenwart und voller kontrastreichen Genres, zwischen denen die Außenseiter des Lebens ihren persönlichen Silberstreif am Horizont entdecken.

Der Autoren-Regisseur erzählt mit „ANORA“ eine bewegende Geschichte voller Lebenslust und pointiertem Humor, die bei den 77. Filmfestspielen im Frühjahr in Cannes die „Goldene Palme“ als „BESTER FILM“ gewann. 

Was so vereinnahmend wirkt, bedeutet hier die Konzentration auf den aktuellen Augenblick und die angenehme Tatsache auf die eigentlich simple Nähe zu den Figuren, die mit viel Wagemut, Sympathie und mit einem ungemein sympathischen Humanismus ausgestattet sind. SEAN BAKER: Immer noch und weiterhin  –  d i e überzeugende Outlaw-Entdeckung im Business (= 4 PÖNIs).

3.)     NAZI*IN. Titel = „RIEFENSTAHL“ von ANDRES VEIEL (B + R; Produktion: Sandra Maischberger; D: aktuelle Jahre;  115 Minuten; ausführender Produzent: Enzo Maaß; Montage: Stephan Krumbiegel; Olaf Voigtländer; Alfredo Castro; Bildgestaltung: Toby Cornish; M: Freya Arde; Sprecher: Ulrich Noethen; Redaktion: WDR; SWR; NDR; BR; rbb; deutscher Kino-Start: 31.10.2024). Weshalb aktuell – und wie?: „Riefenstahl war ein Prototyp von  Fake News. Sie hat ihre Lügen so lange wiederholt, bis sie von vielen übernommen wurden“ (ANDRES VEIEL: Interview mit Hanns-Georg Rodek).

Leni Riefenstahl (1902-2003) gilt als eine der umstrittensten Frauen des 20. Jahrhunderts. Ihre ikonografischen Bildwelten von „Triumph des Willens“ und „Olympia“ stehen für perfekt inszenierten Körperkult, für die Feier des Überlegenen und Siegreichen. Und zugleich auch für das, was diese Bilder nicht erzählen: die Verachtung des Unvollkommenen, des vermeintlich Kranken und Schwachen, der Überlegenheit der einen über die anderen. Die Ästhetik ihrer Bilder ist präsenter denn je – und damit auch ihre Botschaft?

Sie ist wieder da  – Andres Veiels Dokumentarfilm „Riefenstahl“.  In „Riefenstahl“ zeigt Andres Veiel die Filmemacherin als Untote, deren Werk bis in die unmittelbare Gegenwart hineinwirkt (Film Dienst).

Der Film geht dieser Frage anhand der Dokumente aus Riefenstahls Nachlass nach – privaten Filmen und Fotos, aufgenommenen Telefonaten mit engen Wegbegleitern, persönlichen Briefen. Bild für Bild, Facette für Facette legt er Fragmente ihrer Biografie frei und setzt sie in einen erweiterten Kontext von Geschichte und Gegenwart (aus: Verleih-Pressematerial ).   (= 4 PÖNIS).

4.)      TV-TIPP: Achtung, Achtung, DRESDEN belebt an diesem SONNTAG-ABEND den aktuellen „TATORT“. Unter dem Titel  „UNTER FEUER“ ermitteln die Kolleginnen Karin Gorniak und Leonie Winkler, während ihr Chef Peter Michael Schnabel einmal mehr vorgeführt wird. In Zivil: KARIN HANCZEWSKI;  CORNELIA GRÖSCHEL  sowie  MARTIN BRAMBACH. Nach der 20.15 Uhr-ARD-Ausstrahlung folgt zeitnah meine TV-KRITIK auf allen bekannten Kanälen.

5.)      MUSIK:  Wenn großartige MUSIK nach einer erneuten Präsentation drängt, dann wird es Zeit, d i e s e nochmal einzubinden. Denn: ER ist ein musikalisches Phänomen, das erst spät entdeckt und dann mit begeisternden Lobeshymnen bedacht wurde: SIXTO DÍAZ RODRÍGUEZ . Künstlername „RODRIGUEZ“. Geboren am 10. Juli 1942 in Detroit; verstorben am 8. August 2023. Der Sohn einer Arbeiterfamilie mexikanischer Einwanderer war ein US-amerikanischer Singer-Songwriter. Nach zwei Studioalben zog er sich 1971 ins Privatleben zurück. Um als Sozialarbeiter sowie an einer Tankstelle und auf dem Bau zu arbeiten. Was dann passierte, davon erzählt der schwedisch-britische Dokumentarfilm „SEARCHING FOR SUGAR MAN“ von Malik Bendjelloul, der 2013 mit dem „Oscar“ als „Bester Dokumentarfilm“ ausgezeichnet wurde (s. Kino-KRITIK /5 PÖNIs).     Am 14. August 2012 war RODGIGUEZ mit einem Ensemble TV-Gast bei David Letterman. Die wunderbaren Erinnerungen an diesen besonderen Künstler leben:

Wünsche – mit besten Grüßen   PÖNI Pönack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

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