PÖNIS BLOG (305): 2x NO-BEETLEJUICE; überzeugend: „EZRA – EINE FAMILIENGESCHICHTE“; spannend: „TREASURE“; Salzgeber-Post; „TV-TIPP; Abschied von CATERINA VALENTE

AUCH  D A S  JETZT.   Vor kurzem. Ich plane die Besprechungen der nächsten Kinopremieren. Und leiste mir eine – saublöde – Panne. Titel: „BEETLEJUICE“. Fand diesen komischen Horror von Tim Burton damals, im November 1988, beim Kino-Start, sagen wir mal – wenig interessant (s. Kino-KRITIK /1 PÖNI). Und lies ihn fortan links liegen. Habe diesen Streifen über die – nunmehr – 36 Jahre vergessen. Als der Titel j e t z t  wieder auftaucht(e), ging Ich-Dummbacke von einer Wiederaufführung aus. Dass er anlässlich der Eröffnung der Venedig-Filmfestspiele in einer TIM BURTON- Neuverfilmung mit Doppelnamen auftauchte, …. aber lassen wir das. Ich schäme mich schon genug. Will sagen  – übersehen, übersehen. Pardon. Ja doch. Werde mir diesen neuen „doppelten“ „Beetlejuice“-Streich  („Generation Netflix guckt mit“/Tagesspiegel) demnächst anschauen. Bin mal gespannt, ob er mir heuer (wenigstens) zusagt. In der Neu-Dichtung. In der „SZ“ lautete die verlockende Kritik-Überschrift: „Die Toten und die Zoten“. Hier die Credits: „BEETLEJUICE BEETLEJUICE“ von TIM BURTON (Co-Produktion + R; USA 2023; B: Alfred Gough; Miles Millar; Seth Grahame-Smith/Story; K: Haris Zambarloukos; M: Danny Elfman; 105 Minuten; deutscher Kino-Start: 12.09.2024). 

1.)      SEHR FÜHLENSWERT. Titel = „EZRA – EINE FAMILIENGESCHICHTE“ von Tony Goldwyn (USA 2022; B: Tony Spiridakis; K: Daniel Moder; M: Carlos Rafael Rivera; 102 Minuten; deutscher Kino-Start: 12.09.2024). Lassen wir uns gleich ergänzen  – EINE GELUNGENE WIE WUNDERBAR EMOTIONALE, eben: FAMILY-STORY. Mit einem jungen Schauspieler, dessen „Spielen“ einen grandios mitnimmt. Sein Name gehört heute bereits in die Besten-Nachwuchs-Liste Hollywoods: WILLIAM FITZGERALD (Jahrgang 2009). Als aufgeweckter Jungspund zieht er hier viel packende dynamische Unruhe auf sich.

Stand-Up-Comedian Max Bernal (BOBBY CANNAVALE) hat gerade nicht viel zu lachen. Geschweige denn: zum Jubeln. Die Karriere wackelt mit wütendem Krisencharme. Seine Frau Jenna (ROSE BYRNE) hat ihn verlassen und den gemeinsamen Sohn EZRA, der Merkmale des Asperger-Syndroms trägt, gleich mitgenommen. Jetzt lebt der Mitvierziger wieder bei seinem exzentrischen Vater Stan (ROBERT DE NIRO). Als Ezra von der Schule fliegt und Mutter Jenna der Meinung ist, dass ihr Sohn in einer Förderschule besser aufgehoben wäre, sieht Max nur einen Ausweg: Er entführt Ezra kurzerhand auf einen Roadtrip quer durch die USA, bei dem sie die beiden neu entdecken. Kennenlernen. Denn der Junge hat nicht nur Angst vor Bananen und ein Gedächtnis wie Rain Man, in ihm steckt auch  – der Apfel fällt nicht weit vom Pferd – ein ungeahntes Comedy-Talent.

Sensibel, warmherzig, weise „berichtet“ das Drama von der bedingungslosen Liebe eines Vaters zu seinem Sohn und von den robusten Herausforderungen, seelisch wie intellektuell, anders zu sein. Allen voran begeistert eben jener „aufmüpfige“ Junge. Mit seinen epochalen Ausbrüchen. Als Ezra liefert der Newcomer William Fitzgerald eine mehr als beeindruckende Darstellung ab. Wie überhaupt das Ensemble angenehm „drückt“, wenn es darum geht, den seelischen Ballast zu erklären. Voranzubringen. Hauptakteur BOBBY CANNAVALE vermag als überforderter, „unruhiger“  Vater Max zu überzeugen, während die dritte Generation kongenial von Hollywood-Legende ROBERT DE NIRO interpretiert wird, der ebenfalls einen Sohn im Autismus-Spektrum hat.  Und mit Stars wie Whoopi Goldberg, Vera Farmiga und Entertainer Jimmy Kimmel tauchen namhafte Player in Nebenparts auf.

Gelungen. „EZRA“ oder  – wenn Kino ein enorm empathisches Pfund anbietet  (= 4 PÖNIs).

2.)      FAMILIE IST EIN FREMDES LAND (ist der deutsche Zusatztitel). Titel = „TREASURE“ von Julia von Heinz (Co-B + Co-Produktion + R; D/Fr 2023; Co-B: John Quester; basierend auf dem Roman „Too Many Men“ von Lily Brett/1999; eine deutsche Übersetzung erschien 2001 unter dem Titel „Zu viele Männer“;  K: Daniela Knapp; M: Mary Komasa; Antoni Lazarkiewicz; deutscher Kino-Start: 12.09.2024). Am 25. Juni 2024 erhielt der Film den „Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke“ in der Kategorie „Preisträgerin national“. Dieser Preis ehrt Filmschaffende, die sich für Aufklärung, Humanität und Toleranz einsetzen.      Aus der Jury-Begründung des 33. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern für die Filmauszeichnung heißt es u.a.: „Der Film ist, obwohl 1991 spielend, sehr gegenwärtig darin, wie er das Nichtverstehen, das Nicht-miteinander-kommunizieren thematisiert“. 

Kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs reist 1991 die New Yorker-Musik-Journalistin Ruth Rothwax (LENA DUNHAM) in Begleitung ihres Vaters Edek (STEPHEN FRY) nach Polen, um dem Vermächtnis ihrer jüdischen Familie auf den Grund zu gehen. Für Edek, einen Holocaust-Überlebenden, ist es die erste Reise zurück zu den Orten seiner Kindheit. Während Ruth entschlossen ist, die Traumata ihrer Eltern besser zu verstehen, will der stets vergnügte Edek die Vergangenheit lieber ruhen lassen. Während dieser erlebnisreichen Woche decken die beiden alte Familiengeheimnisse auf.

Der Film ist zwiespältig. Erläutert nicht eine engagierte Richtung, sondern deutet darauf, dass es keinen gültigen Wegweiser geben kann. Präsentiert „nervöse“ Unruhe. Vergangenheitsbewältigung erweist sich als Ballung von Gedanken, Erinnerungen, Interpretationen und tiefen Wunden.  Weiß vielschichtige Fußnoten zu setzen. Während die Tochter „Details“ aufspüren will, setzt ihr Vater lieber aufs Vergessen. Deshalb: Man trifft sich auch des Öfteren über humorig-groteske Momente. Und Motive. So ist familiärer „Zoff“ gegeben. Der am Ende „sich beruhigt“.

„Treasure“ (dt.: „Schatz“) ist der neunte Spielfilm der 47jährigen deutschen Regisseurin Julia von Heinz („Hannas Reise“ / „Und morgen die ganze Welt“) und ihre erste internationale Produktion.  Die filmische Kino-Ansprache ist bemüht, vermag aber nicht für durchgehenden packenden Tiefgang zu sorgen (= 3 PÖNIs).

3.)       QUEERFILMFESTIVAL. Die siebentägige Veranstaltung ging am Mittwoch zu Ende und konnte stolz über 8.500 Besucher:innen verbuchen. Thema: Was für eine Vielfalt des queeren Kinos. D e r Queerfilmfestival-Hit aus Deutschland heißt „SAD JOKES“ und läuft nun weiter im Kino. In diesem Werk vermischt Autor und Regisseur FABIAN STUMM  unterschiedlichste Gefühlstonarten zu einer tragikomischen Reflexion der Wirklichkeit: Joseph und Sonya sind durch eine enge Freundschaft und ihren kleinen Sohn Pino verbunden, den sie gemeinsam aufziehen. Während sich Regisseur Joseph an einer neuen Filmidee und der Trennung von seinem Ex-Freund Marc abarbeitet, leidet Sonya unter einer Depression, die sie zusehends aus ihrem Leben herausreißt. „Sad Jokes“ ist absurd und banal, hoffnungsvoll und anrührend oder – wie das wirkliche Leben – alles auf einmal. Für diese Jonglage wurde Fabian Stumm auf dem Filmfest München mit gleich zwei Preisen ausgezeichnet und von der Presse bereits als queerer Nachfolger von Loriot gefeiert (Post von SALZGEBER). 

3.)      TV – TIPP =  An diesem SONNTAG (15.9.24) ist es endlich soweit: Der TATORT kehrt – nach 17wöchiger Sommerpause – endlich wieder zurück. Zuletzt war man am 20. Mai mit dem Schwarzwald-Krimi „Letzter Ausflug Schauinsland“ aktuell aktiv (und verbuchte 5,96 Millionen Zuschauer). Bei der ersten Spätsommer-Rückkehr befinden sich die Ermittler Bibi & Moritz (ADELE NEUHAUSER  & MORITZ EISNER) im Wiener Rap-Milieu. Titel: „DEINE MUTTER“.  Meine TV-KRITIK folgt nach der 20.15 Uhr-ARD-Ausstrahlung auf allen bekannten Kanälen.

4.)      TSCHÜS, CATERINA. SIE war ein Weltstar: CATERINA VALENTE. Die Sängerin, Tänzerin und Gitarristin. Geboren 1931 in Paris, als Kind italienischer Artisten. Sie war Italienerin mit französischem Pass. Und sang auf Deutsch, Italienisch, Französisch, Englisch. Und in vielen weiteren Mehr-Sprachen.  In den Fünfzigern feierte sie ihren Durchbruch und avancierte auch im bewegungsfreudigen deutschen Kino zum Kassenschlager. Und auch heute noch bewegt ihre Musik ganze Generationen. Ihr Song „Bongo Cha-Cha-Cha“ aus dem Jahr 1958 etwa wurde in den vergangenen Jahren zum Internetphänomen. Das Lied, von dem es eine deutsche und eine italienische Version gibt, wurde 2019 in dem Film „Spider-Man: Far From Home“ verwendet. Danach ging der Song – und auch diverse Remixe davon – viral auf Social Media; unzählige Menschen nahmen Tanzvideos dazu auf.

Am letzten Montag ist sie in ihrem Haus am Luganer See in der Schweiz verstorben. Eine von „Millionen-Erinnerungen“  – als CATERINA damals bei Dean Martin in seiner TV-Show auftrat. Und wir Zuhause mit-begeisterten:

Mit lieben Erinnerungsgrüßen an die großartige „Erzieherin“  :   PÖNI Pönack

e-mail:  konakt@poenack.de

 

 

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