PÖNIS BLOG 283 (11.04.2024): WOODY ALLEN-Prachtkino; Remember: AMY WINEHOUSE; „SIEGER SEIN“; KINDERFILM-Plus; TV-TIPP; ROY ORBISON

1.)     KLASSE ALTERSWERK! Titel = „EIN GLÜCKSFALL“ von WOODY ALLEN (B + R; Fr/GB 2022; K: Vittorio Storaro; M: ein vibrierender JAZZ-SOUNDTRACK; 96 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.04.2024). „Ein Glücksfall“, Arbeitstitel: „Wasp 22″, Originaltitel: „Coup de Chance“; ist der 50. Spielfilm von Woody Allen und sein erster, den er in französischer Sprache mit einem französischen Cast schuf. Allen, geboren am  30. November oder, nach eigener Angabe, am 1. Dezember 1935, wird bekanntlich als Filmemacher vor allem auch in Europa geschätzt; schuf hier bewunderte Filme in Spanien („Vicky Cristina Barcelona“), Großbritannien („Match Point“; „Cassandras Traum“), Italien („To Rome with Love“) und Frankreich („Midnight in Paris“). Woody Allen war bislang 24-mal für einen „Oscar“ nominiert und erhielt diese hochkarätige Auszeichnung viermal (1978 für „Der Stadtneurotiker“ in den Kategorien „Beste Regie“ und „Bestes Drehbuch“; 1987 mit „Hannah und ihre Schwestern“ und 2012 mit „Midnight in Paris“ jeweils für das „Beste Drehbuch“). – Allen nahm keine dieser Auszeichnungen persönlich entgegen. – Darüber hinaus ist der New Yorker Allen ein passionierter Jazzmusiker. Was hier wieder einmal auch filmisch in eine leckere Genussmusikalität führt. Wunderbar, mit SEHR viel Begleitcharme ausgestattet.

Woody hat mit seinem 50. Spielfilm wieder einmal „einen listigen Kracher“ geschaffen. Der anfangs recht „gemütlich“ ausschaut. Nach einem „behutsamen“ Pariser Streich riecht. Als er uns Jean (MELVIL POUPAUD) und Fanny (LOU DE LAAGE) vorstellt, ein glamouröses, wohlhabendes Paar, das in einem prächtigen, typisch Haussmannschen Gebäude im westlichen Teil der Stadt lebt. Jean ist ein charismatischer, äußerst erfolgreicher Geschäftsmann, auch wenn einige seiner Freunde – ob aus Eifersucht oder zum Scherz – andeuten, dass er vom plötzlichen Tod seines Partners profitiert hat. Denn Jean ist nicht nur charmant, sondern sondern mag es auch, schätzt zumindest gerne das Gefühl, die (Lebens-)Dinge unter Kontrolle zu haben. Was bedeutet, dass er manchmal dem eigenen Glück klobig auf die Sprünge verhilft.

Nach einer schmerzhaften Ehe und der Trennung von ihrem ersten Mann fühlt sich Fanny zu Jean hingezogen, der stabil und verlässlich wirkt. Doch Fanny merkt, also fühlt allmählich, dass sie sich mit den oberflächlichen Freunden ihres Gatten nicht sehr wohlfühlt. Es langweilt sie, die Wochenenden auf dem Landsitz zu verbringen, um zu jagen oder Golf zu spielen. Als sie auf der Straße zufällig ihren ehemaligen Klassenkameraden Alain (NIELS SCHNEIDER) trifft, ist Fanny wie von Sinnen. Es ist nicht nur Alains Leidenschaft für sie, die sofort wieder aufflammt, sondern ihr wird auch immer deutlicher bewusst, dass sie nicht d a s Leben führt, für das sie bestimmt war und dass sie für Jean zu einer Art Trophäe geworden ist, mit der er stolz in seinem Freundeskreis angeben kann. Und: Mit seinem Charme hat Jean nicht nur Fanny eingenommen, sondern auch ihre Mutter (VALÉRIE LEMERCIER), die viel mit ihm gemeinsam hat und erleichtert ist, dass ihre Tochter Sicherheit bei einem gefestigten Mann gefunden hat.

Und während wir, Zuseher, erleben, wie ein bestens ausgestattetes Pariser Paar die Tage sich – positiv – entwickeln beziehungsweise vereinnahmen lässt, steigt eine gewisse Betrachtungs-Unruhe auf. Nach dem Motto: DAS soll es wohl sein oder  – passiert hier überhaupt noch etwas bemerkenswertes?

Natürlich.

Der Pressehefttext schwärmt mit, wenn es dort heißt: „Die Kameraaufnahmen und die verschiedenen Farben, von den warmen und goldenen Tönen bis hin zu den kälteren, unterstreichen die Schönheit der Stadt und bringen die emotionale Reise der Figuren zum Ausdruck. EIN GLÜCKSFALL ist nach CAFÉ SOCIETY; WONDER WHEEL, A RAINY DAY IN NEW YORK und RIFKIN’S FESTIVAL die fünfte Zusammenarbeit Allens mit Kameramann Vittorio Storaro, dem dreifachen OSCAR-Preisträger“ („Apocalypse Now“/“Reds“/“Der letzte Kaiser“)   …    „Genau wie Storaros Kamerabilder bieten auch die Orte und Viertel von Paris , die von den Figuren im Film besucht werden, einen idealisierten Blick auf die Stadt – den von Woody Allen“. 

Denn natürlich ist beziehungsweise wird im Grunde einiges = vieles anders. Als man vermutet. Was den speziellen Charme, die besondere Atmosphäre, die exzellente (An-)Spannung dieses 50. Allen-Spielfilms schließlich ausmacht.

Natürlich (= 4 1/2 PÖNIs).

2.)     SEELEN ROUTINE. MUSIK RAUSCH. Titel = „BACK TO BLACK“ von Sam Taylor-Johnson (USA/GB 2023; B: Matt Greenhalgh; K: Polly Morgan; M: Nick Cave; Warren Ellis; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.04.2024). Als Sam Taylor-Wood (heute: -Johnson) 2009 ihren Debütfilm „Nowhere Boy“ schuf (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs), war Aaron Taylor-Johnson als „Beatle“ John Lennon der dichte, aufwühlende Themen-Gig. Heute ist es die großartige weibliche Hochkaräterin AMY WINEHOUSE, die 2011 mit 27 Jahren verstarb. Während deren Musikalität von der britischen  Hauptakteurin MARISA ABELA (zuvor in der Show „Barbie“ aktiv) teilweise gesangsmäßig übernommen wird, drei Live-Auftritte vermittelt sie selbst, läuft der Spielfilm auf heißer Luftnummer. Von wegen – der künstlerische Werdegang; die extremen Schattenseiten im Partner-Umgang.

London zu Beginn  der 2000er Jahre: SIE, die Klasse-Sängerin und Musikerin AMY WINEHOUSE, findet in den Clubs von Camden ihre Bühne. Mit ihren kernigen Songs, ihrer außergewöhnlichen souligen heißen Blues-Stimme und mit ihrem sagenhaften Charisma  kriegt sie das immer mehr begeisterte Publikum. Bald werden Musikfans und Talent Scouts auf sie aufmerksam, neugierig, auf dass ihr kometenhafter Aufstieg in den Pophimmel starten kann. Und, wie wir wissen – dieser Ruhm hat seinen erbarmungslosen Schatten-Preis.

AMY WINEHOUSE gilt als eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der jüngeren Pop-Ära. Sie hat mehr als 30 Millionen Platten verkauft und noch heute, über 10 Jahre nach ihrem Tod, werden ihre Songs mehr als 80 Millionen Mal pro Monat gestreamt. Ihr hochgelobtes zweites Album „BACK TO BLACK“ aus dem Jahr 2006 brachte ihr Weltruhm und (damals ein Rekord) fünf Grammys. Doch der Film „hakt“: „Insgesamt fehlt dem Biopic genau die schmutzige, traurige Note, die Amy Winehouse so einzigartig und berührend machte, in ihrer Persönlichkeit und ihrem Gesang. Was außerdem fehlt: Seele“, beschreibt es Johanna Adorján in der „SZ“ am letzten Kritik-Dienstag. Und SIE hat recht, der Kinofilm „BACK TO BLACK“ zündet nie. Ihn verlässt man schon lange vor dem Filmende. Legt sich lieber die feurigere Soundtrack-Musik auf und ist „so“, also dadurch/damit, also weitaus/erheblich besser happy (= 2 1/2 PÖNIs).

3.)     MÄDELS KÖNNEN FUSSBALL. Und wie! Titel = „SIEGER SEIN“ von Soleen Yusef (B + R; D 2023; K: Stephan Burchardt; M: David Menke; Boris Rogowski; 119 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.04.2024). „Sieger Sein“ ist ein Film für Kids, Erwachsene, ein Film  für Fußballfans und Fußballmuffel; ein Film über eine verlorene Heimat und ein neues Zuhause; ein Film über Flucht, Verlust und Kämpfe, für die es sich zu kämpfen lohnt. Er folgt mit viel Witz und einigem Charme der elfjährigen Mona durch den unübersichtlichen Schulalltag. Erzählt die Geschichte der elfjährigen Mona (DILEYLA AGIRMAN). Sie ist mit ihrer Familie aus Syrien geflüchtet, startet ein neues Leben an einer berüchtigten Schule in Berlin-Wedding. Kann kaum Deutsch. An der Schule herrscht Anarchie pur. Die Schülerinnen und Schüler schikanieren die Lehrerinnen oder ihre Mitschüler, sind zu allen unausstehlich, haben zu nichts Lust. Wedding, begreift Mona, bedeutet zwar Frieden und Freiheit, aber auch Frust, Aggression und Perspektivlosigkeit. Trotz ihres schwierigen Starts kann sie aber eine Sache richtig gut: Fußball spielen. Das Kicken war schon in der Heimat ihre große Leidenschaft. Der engagierte Klassenlehrer, Herr Che (ANDREAS DÖHLER), entdeckt ihr Fußball-Talent.

Für die kurdisch-stämmige Filmemacherin SOLEEN YUSEF ist dieser Spielfilm ein wahr-gewordener Wunschtraum und Herzensprojekt, denn die Story des Flüchtlingsmädchens Mona, das ihre Schule zum Sieg kickt, ist an ihre eigene Geschichte angelehnt. Sie wuchs in der autonomen Region Kurdistan im Irak auf und ist mit ihrer Familie 1996 nach Deutschland geflüchtet, die fünfte und sechste Klasse absolvierte sie im Berliner Wedding.

„SIEGER SEIN“ ist ein packender Film zum Denken und Mögen (= 4 PÖNIs).

4.)     ABENTEUER KINDERFILM. Titel = „PRINZEN DER WÜSTE – Schneller als der Wind“ von Eric Barbier (Co-B + R; Fr 2023; Co-B: Jennifer Devoldère; K: Thierry Arbogast; M: Mika; 105 Minuten; deutscher HEIMKINO-EuroVideo-Start: 11.04.2024). Nodi, der zwölfjährige Nomadenjunge, entdeckt in der Wüste ein verwaistes Dromedarbaby. Er nimmt es zu sich  und tauft es auf den Namen Téhu. Die beiden werden unzertrennlich. Doch als sein Nomadenstamm von der Tierärztin Julia erfährt, dass Téhu ein außergewöhnlich guter Läufer ist und ihnen sehr viel Geld einbringen kann, ist dasGewinn-  Interesse an dem jungen Tier enorm. Nodi will es (be-)schützen. Und flieht mit seinem tierischen Freund. Das spannende Abenteuer kann beginnen. Seine Deutschlandpremiere feierte der französische Streifen beim Internationalen Kinderfilmfest SCHLiNGEL in Chemnitz und wurde dort mit dem „Preis der Kinderjury“ ausgezeichnet. Hierzulande ist er jetzt im Heimkino zu entdecken (= 3 1/2 PÖNIs).

5.)     TV-TIPP = Am nächsten FREITAG, 19. April, ist bei  3sat  der deutsche Polit-Spielfilm  „DAS SCHWEIGENDE KLASSENZIMMER“ von Lars Kraume aus dem Jahr 2018 ab 20.15 Uhr zu sehen. Worum, worüber, wie, was, wo  – s. KINO-KRITIK /4 PÖNIs). Empfehlenswert!

6.)     MUSIK:  Songs/Lieder/Balladen von und mit ROY ORBISON (23.4.1936 – 6.12.1988) werden gerne auf meinem Plattenspieler abgehört. Ganz besonders beliebt ist der Titel eines Musikstücks und ersten Millionensellers aus dem Jahr 1960 (verkaufte weltweit knapp 3 Millionen Exemplare), das da  ONLY the LONELY (Know the Way I Feel)  lautet. Der Song kam 1999 in die Grammy Hall of Fame, und das Musikmagazin Rolling Stone führt ihn seit 2004 in der Liste der 500 Greatest Songs of all Time an Rang 232. Mein Nummer 1-Hit in dieser Woche:

Vor „ZÜRICH“ graut es mir in Sachen ARD-„TATORT“. Zu oft waren diesbezüglich Flop-Filme annonciert. An diesem SONNTAG, 14.4., ist es ab 20.15 Uhr wieder soweit. „Zürich“ meldet einen Kriminalfall mit dem schönen Titel „VON AFFEN UND MENSCHEN“. Mal sehen, was diesmal beim Nachbarn so los ist. Nach der Sendung folgt am Sonntag meine TV-KRITIK. Auf den bekannten Kanälen. So richtig gespannt bin ich eigentlich nicht. Und Ihr?

Wünsche eine gute Vorsommerliche Zeit:

PÖNI grüßt

kontakt@poenack.de

 

 

Teilen mit: