PÖNIS BLOG 277 (01.03.2024): Meisterlich: „THE ZONE OF INTEREST“; „DUNE – Part Two“; Caine / Kingsley; TV-TIPPs; Gregory Alan Isakov

0.)      Ein hervorragendes, ein bestes Stück gefeiertes Kino, unter anderem im Vorjahr ausgezeichnet mit der „Goldenen Palme“ in Cannes, taucht jetzt im Home-Entertainment auf:  „ANATOMIE EINES FALLS“ (s. Kino-KRITIK /5 PÖNIs). Der Regisseurin Justine Triet gelang ein raffinierter Gerichtsthriller, in dem sie geschickt mit den Vorurteilen ihrer Figuren und denen des Publikums spielt. Natürlich warten wir gespannt auf die „Oscar“-Verleihung (10./11.3.), wo – unter anderem – „Anatomie eines Falls“ als „BESTER FILM“ und SANDRA HÜLLER als „BESTE HAUPTDARSTELLERIN“ nominiert wurden, also stark mitmischen.

1.)      EWIGES ENTSETZEN. DAUERHAFTE FASSUNGSLOSIGKEIT. SCHMERZEN OHNE ENDE. Titel =  „THE ZONE OF INTEREST“ von JONATHAN GLAZER (B + R; USA/GB/Polen 2021/2022; freie Verfilmung des gleichnamigen Romans von Martin Amis/2014 / deutscher Titel: „Interessengebiet“; K: Lukasz Zal; M: Mica Levi; 106 Minuten; deutscher Kino-Start: 26.02.2024). 

Das Konzentrationslager Auschwitz, kurz auch KZ Ausschwitz, Auschwitz oder zeitgenössisch K.L. Auschwitz genannt, war der größte deutsche Komplex aus Gefangenenlagern zur Zeit des Nationalsozialismus. Der Lagerkomplex bestand aus drei sukzessive ausgebauten großen Konzentrationslagern und vielen Außenlagern. Auschwitz hatte eine Doppelfunktion als Konzentrations- und Vernichtungslager. Der Lagerkomplex befand sich im vom Deutschen Reich annektierten Teil von Polen. Die SS betrieb den Lagerkomplex von 1940 bis 1945 am Westrand der polnischen Stadt Oswiecim (dt.: Auschwitz). 

Im Mittelpunkt der Handlung von „The Zone of Interest“ steht die Familie von Rudolf Höß, von Mai 1940 bis November 1943 Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz. Die Hauptrollen übernahmen CHRISTIAN FRIEDEL (Rudolf Höß) und SANDRA HÜLLER (Hedwig Höß).

Ich habe im Frühjahr 1963 an einer Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz teilgenommen. Veranstalter war die SPD-nahe Westberliner Jugendorganisation „Die Falken“. Was ich dort „nah“, „praktisch“ gesehen und gefühlt habe, war und ist und bleibt unvergessen. Seitdem bin ich immer wieder entsetzt, fassungslos, tief bewegt, berührt, wenn Themen und Gespräche mit Auschwitz-Elend zu tun haben. 

Jetzt dieser Film. „THE ZONE OF INTEREST“. Der mich innerlich enorm aufgewühlt hat. Der bei mir die innere Stätte „Auschwitz“ gedanklich, seelisch, betroffen, also furchtbar neu, hervorholte. Dabei aber „Bilder“ wegließ. Sondern die „andere Seite“, die mörderische, „nur“ beobachtete. Was das Kino-Sehen enorm verschlimmerte. 

Meine zahlreichen  Versuche, hier eine „normale“ Kritik zu formulieren, gelangen mir nicht. Zu sehr wühlte mich das Thema Auschwitz auf. Schlug optisch und verbal auf mich wieder ein. Mit den Vor-Ort-Fakten und -Bildern von damals. Und mit viel entsetzlicher Wut über DAS, was Menschen Menschen widerliches, grauenvolles, elendes-ekliges anzutun verstehen.   

Ich bitte um Verständnis, ich kriege diesmal keine Themen- und Kino-Distanz hin. Ich sehe, beobachte, erkenne zu-viel Auschwitz. Was mich teils-„verrückt“ macht. Die ewige Wut. Wühlt. Stark. Wieder einmal. Und das ist gut so. 

Will auf mehrere Zitate des Autoren-Regisseurs JONATHAN GLAZER aus dem „Süddeutsche Zeitung“-Interview vom 26. Februar 2024 verweisen: „Üblicherweise erzählen Filme von den Opfern. Wir sollen uns mit ihnen identifizieren, und das ist auch wichtig. Aber wir sollten auch die Täter im Blick haben, sonst machen wir es uns zu leicht. Man vermeidet das gerne, wohl aus Angst, was wir entdecken könnten. WIR FÜRCHTEN UNS DAVOR, IN DEN TÄTERN GANZ NORMALE MENSCHEN ZU SEHEN. Menschen wie uns. Aber das waren sie. Und genau ist das Monströse. Dass ganz normale Menschen zu so etwas fähig sind. Wir lullen uns gerne damit ein, dass wir damit nichts zu tun haben. Wir dämonisieren die Täter als böse, als Monster, und halten sie uns so vom Leib. Es ist eine schwierige Erkenntnis, dass ganz normale Leute zu den grausamsten Dingen fähig sein können“. …..  „Ich wollte diese Figuren nicht fetischisieren. Kino tut das. In vielen Filmen, die vom ‚Dritten Reich‘ erzählen, werden die Nazis heroisiert, auch wenn das bestimmt unbeabsichtigt ist. Aber sie sehen elegant und schneidig aus, man filmt sie von unten, schaut zu ihnen auf. Man macht Filmbösewichter aus ihnen und verwandelt den wahren Horror in ein bloßes Genre. Ich wollte auf keinen Fall dazu beitragen, diese Menschen in irgendeiner Form aufzuwerten. Ich wollte sie beobachten, wie mit Überwachungskameras. Außerdem wollte ich nicht, dass die Geschichte museal wirkt. Es musste mit einem gewissen Maß an Dringlichkeit und Alarm erzählt werden. ES SOLLTE SICH GEGENWÄRTIG ANFÜHLEN, WEIL DAS THEMA GEGENWÄRTIG IST“. 

Dieser Film ist das beste, weil bedeutendste, weil wirkungsvollste KINO-Pflichtprogramm, das wir uns momentan antun sollten, besser: müssen.

In diesem Jahr wird schließlich hierzulande viel gewählt, und „Nazi-Pannen“ dürfen wir uns nicht leisten  (= 5 PÖNIs).

2.)     ERNEUT – OPTISCH EINE WUCHT. Titel = „DUNE: Part Two“ von DENIS VILLENEUVE (Co-B + Co-Produktion + R; USA 2022/2023; Co-B: Jon Spaihts; Craig Mazin; nach der Romanfortführung von Frank Herbert/1965; K: Greig Fraser; M: Hans Zimmer; 166 Minuten; deutscher Kino-Start: 29.02.2024). Es begann. Mit Teil 1 / deutscher Kino-Start am 16.09.2021. Mit ausführlichem Text (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs). Damit wurde vieles zusammengefasst. Jetzt die Fortsetzung. Die Handlung basiert auf der zweien Hälfte des ersten Buches der gleichnamigen Romanreihe von Frank Herbert (1965). Motto: Die Saga geht weiter: Der hochgeschätzte Filmemacher Denis Villeneuve („Arrival“; „Blade Runner 2049“) widmet sich mit „DUNE 2“ dem nächsten Kapitel von „Dune“. Wo die Geschichte der mythischen Reise von Paul Atreides (TIMOTHÉE CHALAMET) erzählt wird, der sich mithilfe von Chani (ZENDAYA) und den Fremen auf einen Rachefeldzug gegen die Verschwörer begibt, die seine Familie vernichtet haben. Der junge Paul steht vor der Wahl zwischen der Liebe seines Lebens und dem Schicksal des gesamten Universums. Mit allen Mitteln muss er versuchen, eine schreckliche Zukunft zu verhindern – eine Zukunft, die niemand außer ihm vorhersehen kann. 

Motto: Kriege, Sieger, Verlierer, Offenbarung. Dann erst: Liebe. Liebesbemühungen. Als Nebenschiene. Vorerst?

Der Autoren-Regisseur arbeitete erneut mit seinem Kreativteam von „Dune 1“ zusammen. Wie unter anderen mit JAVIER BARDEM, JOSH BROLIN, STELLAN SKARSGARD, DAVE BAUTISTA, CHARLOTTE RAMPLING und STEPHEN HENDERSON. Auf der Neuzugänge-Liste stehen namhafte Akteure/Innen  wie AUSTIN BUTLER, CHRISTOPHER WALKEN, LÉA SEYDOUX und TIM BLAKE NELSON. Während die FILMMUSIK, wie schon bei „Part One“, HANS ZIMMER „wüst“ – mit 24 Musikstücken – komponierte. Während „Oscar“-Preisträger GREIG FRASER als Chef-Kameramann einmal mehr für die gigantische, extrem emotionale Sound-Optik sorgt.

Als jugendlicher Anführer aber dominiert der derzeit „hochgehandelte“ Nachwuchsakteur Timothée Chalamet (neulich erst in und als „Wonka“ überzeugend), der bemüht ist, die Welt vor dem Verderben, vor dem Untergang, zu bewahren.

Was beziehungsweise wen hebe ich hervor?:  Zum Beispiel Pauls Action-reichen Ritt auf dem Sandsturm. Geht in die cineastische Ewigkeit ein. Ist einfach – von wegen Augenschmaus – sensationell-irre. 

Man, also auch ich, bin gespannt, ob und wie es weitergeht. Der Konflikt, der Sternen-Krieg, mit den Personal-Schmonzetten, ist längst noch nicht zu Ende. Wird gerade erst zünftig aufgepulvert. Für den Abschluss. Signalisiert hier das (hoffentlich nur vorläufige) Power-Ende (= 4 PÖNIs).

3.)       UMKEHR. Titel = „GENIE UND SCHNAUZE“ von Thom Eberhardt (GB 1988; B: Larry Drawther; Garry Murphy; K: Alan Hume; M: Henry Mancini; 107 Minuten; aktuell im deutschen Pandastorm-HEIMKINO/seit 16.02.2024). Ein amüsantes Leckerli. Mit ebensolchen Gedanken. Um zwei bekannte Ermittler. Allerdings in veränderte Positionen. Zunächst ganz klar: Der Meisterdetektiv Sherlock Holmes (MICHAEL CAINE/deutsche Stimme: Hans-Werner Bussinger) löst mit seinem loyalen Begleiter (BEN KINGSLEY/Peter Matic) scheinbar mühelos britische Kriminalfälle. Was aber niemand weiß: Dr. Watson ist das wahre Genie und hat lediglich einen heruntergekommenen Schauspieler engagiert, der die Rolle des „genialen“ Sherlock Holmes ausfüllt. Während Watson elegant ermittelt, genießt Holmes seinen öffentlichen Ruhm und pflegt seine exotischen Leidenschaften wie Frauen, Alkohol und Glücksspiel. In welcher Reihenfolge auch immer. Natürlich ist Zoff ebenso annonciert wie dieser spezielle, britisch-luftige Parodie-Humor. Taffe Heimkino-Show-Unterhaltung (= 3 PÖNIs).

4.)      TV-TIPPS: An diesem SAMSTAG (2.3.) läuft ab 22.55 Uhr bei  3sat  das nach einem Patricia Highsmith-Roman/von 1952/ gedrehte Liebes-Drama „CAROL“ (USA 2014);  mit einer überragenden CATE BLANCHETT sowie mit der großartigen ROONEY MARA  in den Hauptrollen. Details: s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs.               Und an diesem SONNTAG (3.3.) präsentiert ARD One ab 16 Uhr den vielfach belobigten Film „ALBERT NOBBS“, mit Glenn Close als Co-Produzentin und Hauptdarstellerin (GB/Irland 2010/2011), der erstmals am 17. Oktober 2013 hierzulande im Heimkino lief. Auch hier: s. HEIMKINO-KRITIK /4 1/2 PÖNIs sowie der Wiederholungshinweis  –  FREITAG, 8.3. ab 22.30 Uhr, auch bei ARD One.

5.)     MUSIK = Gerade entdeckt bei ABC LOUNGE RADIO   –  GREGORY ALAN ISAKOV; 1979 geboren in Johannesburg, Südafrika; seines Zeichens Singer-Songwriter. 1986 wanderte seine Familie in die Vereinigten Staaten aus, und er wuchs in Philadelphia auf. Mit 16 Jahren begann er, mit einer Band in Philadelphia zu touren. Seine Musik verbindet Indie und Folk. Er selbst bezeichnet Leonard Cohen, Kelly Joe Phelps und Bruce Springsteen als prägende Einflüsse. „THE WEATHERMAN“ ist sein drittes Album, das 2013 veröffentlicht wurde. Dieses Album wurde eineinhalb Jahre lang in der Einsamkeit, außerhalb der ruhigen Bergstadt Nederland, Colorado, aufgenommen.  Der Track 11 auf der LP heißt  „HONEY, IT’S ALRIGHT“ und konnte sich umgehend in meiner aktuellen Wochen-Bestenliste vorne platzieren:

An diesem Sonntag (3.3.) setzt der ARD-„Tatort“ ab 20.15 Uhr den Kieler Ermittler Klaus Borowski (AXEL MILBERG) in Bewegung. Ich hatte mit IHM des Öfteren so meine Spannungsprobleme. Mal sehen, was es diesmal gibt. Jedenfalls – nach der Sendung folgt meine TV-KRITIK. Auf den bekannten Kanälen.

Gute Spannungsgrüße allerseits:      PÖNI Pönack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

 

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