1.) DIE IKONE. Titel = „BOB MARLEY: ONE LOVE“ von Reinaldo Marcus Green (Co-B + R; USA 2022/2023; Co-B: Terence Winter; Frank E. Flowers; Zach Baylin; K: Robert Elswit; M: Kris Bowers; 108 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.02.2024). BOB MARLEY (6.2.1945 – 11.5.1981) ist noch immer ein Gigant der Popkultur. Seine Songs „Buffalo Soldier“; „No Woman, No Cry“ oder „Is This Love“ und viele, viele weitere zählen auch über 40 Jahre nach seinem Tod zu den meistgespielten Liedern der Welt. Doch Bob Marley ist viel mehr als ein Reggae-Musiker. Zum ersten Mal erzählt ein Kino-Spielfilm seine Geschichte. Wenige Jahre nach der Unabhängigkeit Jamaikas ist der karibische Inselstaat in den 1970er-Jahren politisch gespalten und steht kurz vor einem Bürgerkrieg. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Reggae-Sänger Bob Marley ist inzwischen zu einem Star seines Heimatlandes aufgestiegen. Versucht, die Menschen mit seiner Musik zu vereinen , die Konflikte zu beenden. Vor einem Friedenskonzert im Jahr 1976 dringen Unbekannte auf sein Grundstück ein, schießen auf seine Frau Rita, verwunden Bob und seinen Manager Don Taylor (ANTHONY WELSH). Obwohl alle Opfer überleben und Bob Marley & The Wailers sogar das legendäre Smile Jamaica Concert in Kingston vor 80.000 Zuschauer spielen, hält er einen dauerhaften Verbleib in Jamaika für zu unsicher.
„BOB MARLEY: ONE LOVE“ wurde in Zusammenarbeit mit der Marley-Family produziert und ist mit KINGSLEY BEN-ADIR in der Titelrolle und mit LASHANA LYNCH („James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben“) als Marleys Ehefrau Rita hochkarätig besetzt. Kingsley Ben-Adir ist bekannt durch den Film „One Night in Miami“, dem Regiedebüt von Regina King, wo er Malcolm X verkörperte. In der Miniserie „The Comey Rule“ war Ben-Adir als Barack Obama zu sehen, neben Jeff Daniels als James Comey und Brendan Gleeson als Donald Trump.
Kingsley Ben-Adir bereitete sich intensiv auf die Rolle vor: Lernte Gitarre zu spielen, eignete sich das Patois an, jene auf Jamaika gesprochene Sprache, die auch vom legendären Musiker gesprochen wurde. Auch Marleys charakteristische Bewegungen und seine Ausstrahlung übernimmt Ben-Adir authentisch-atmosphärisch. Die Zuschauer erleben Bob Marleys Stücke: Er singt von Befreiung, Liebe und Einigkeit – und vermag damit eine besondere Verbindung zu Millionen Menschen weltweit herzustellen. Und wir erleben, wie er durch seine Songs nicht nur zu einem gefeierten Musiker, sondern auch zu einer verehrten Leitfigur und Legende aufsteigt.
Co-Autor und Regisseur Reinaldo Marcus Green, dessen Biographie-Movie „King Richard“ 2020 für Kino-Furore sorgte (mit Will Smith im Titelpart als „konsequenter“ Tennis-Vater), vermag auch mit diesem biographischen Spielfilm eine Künstler-Legende auf der Kinoleinwand beeindruckend-empathisch zu entwickeln. In Deutschland vergab die FSK eine Freigabe ab 12 Jahren, weil – unter anderem – „der Film insgesamt eher ruhig und dialogstark inszeniert“ sei. Sehr vereinzelte Bedrohungs- und Gewaltszenarien seien nicht drastisch inszeniert und würden im Handlungskontext keine ängstigende Wirkung erzeugen (= 4 PÖNIs).
2.) ATMO-SPANNEND. Titel = „SCHOCK“ von Daniel Rakete Siegel und Denis Moschitto (B + R; D 2022; K: Paul Pieck; M: Hainbach; 104 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.02.2024). Normalerweise kriegen wir „so was“ aus dem Hollywoodland nebenbei geliefert. Stichworte: Klein, schmutzig, knallhart. Diesmal aber dürfen wir erleben, was kinematografisch passiert, wenn sich eine deutsche Crew an „so was“ heranmacht. Motto: Köln schmutzt. Weil Bruno (DENIS MOSCHITTO) aktiv mitwirkt. Bruno ist Arzt, hat aber seine Approbation verloren. Warum, weshalb, wieso, ist und bleibt. Halt so. Als Fakt. Jetzt näht er Wunden und kümmert sich um Patienten, die jenseits des Systems agieren. Und wenn „dabei“ Wunden, Verletzungen, Schmerzen entstehen, ist Bruno gefragt. Erwünscht. Als ihm eine Anwältin einen „lukrativen“ Vorschlag macht (ANKE ENGELKE /auch cool), einem leukämiekranken Kriminellen „zu helfen“, entsteht eine „pikante“ Situation. Bruno gerät mittenmang zwischen die Fronten des organisierten Verbrechens. Also auch gegen Giuli (FAHRI YARDIM /auch Co-Produzent), den Mann seiner Schwester. Der ein Widersacher von Brunos neuem Patienten ist. Was, klar doch, „Feind“ bedeutet.
Robust. Köln. Dass sich „hier“ mal eine Filmtruppe traut, einen lakonischen Kino-Krimi zu puzzeln, ohne viele (überflüssige) Worte anzusetzen, sondern mit dichter, naher, aufmüpfiger B-Kamera knochig-blutig-einwandfrei-cool hantiert, überrascht schon. (Was für ein Satz). Ist ziemlich konsequent-spannend. Stimmt atmosphärisch, ist einwandfrei-kriminell. Erstaunt erheblich. Gut.
Weil – es wird nicht viel gelabert, sondern mehr „bewegt“. Weil-2 es mehr: auf Gesten, Bewegungen, Blicke, Autofahrten, Mini-Sprache und Türgeräusche ankommt. Während die Musik pikant schnarrt. Und wir empfinden, angepisst-launisch, grinsend, wie hier zwischen Babelsberg- und Bottrop, also gen Köln, langsam aber konsequent-filmisch-stur das Blut hochgefahren wird.
„Schock“ ist ein kleines, biestiges, hacksicheres Kinogeraunze, mit spannend-atmosphärischem Unterwelt-Geschmack. Wo am Ende die Kugeln „schmecken“. Erstaunlich. Weil so Deutsch-FILM-gefällig selten. Bedeutet: Gelungen (= 4 PÖNIs).
3.) MENSCH. TIERE. Titel = „RÜCKKEHR ZUM LAND DER PINGUINE“ von Luc Jaquet (K + B + R; Fr aktuell; deutscher Sprecher: Ronald Zehrfeld; 83 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.02.2024). Nach dem weltweiten Riesenerfolg, mit alleine in Deutschland über anderthalb Millionen Zuschauer, und dann mit einem „Oscar“ für den „Besten Dokumentarfilm“ ausgezeichneten Klassiker „Die Reise der Pinguine“ (2005/s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs) und dem französischen Filmnachfolger „Die Reise der Pinguine 2“ (s. Kino-KRITIK /5 PÖNIs) kehrt der französische Naturfilmemacher in die Antarktis zurück. Die Südspitze Patagoniens ist der Startpunkt für Luc Jaquets Reise nach 90 Grad Süd. Wo die eisigen Küsten und die endlosen, weißen Landschaften der Antarktis in seinem filmischen Tagebuch beeindruckend strahlen. Der südlichste Kontinent der Erde übe eine magnetische Anziehungskraft auf ihn aus, sagt Jaquet einmal im Film. Seine Faszination ist in jeder Einstellung spürbar. In großartigen Schwarzweißbildern zeigt er uns die Natur mit ihrer erstaunlich vielfältigen Tierwelt. Schließlich trifft Luc Jaquet die Kaiserpinguine wieder, die ihn wie einen alten, lang vermissten Freund begrüßen. So wird diese Reise für ihn nicht nur zu einer Rückkehr an seinen Sehnsuchtsort, sondern auch zu einer imponierenden Reise zum Land der Pinguine (= 4 PÖNIs).
4.) MISSLUNGEN. Titel = „ICH BIN DER ABGRUND“ von DONATO CARRISI (B + R; nach seinem gleichnamigen Roman/2022; K: Claudio Cofrancesco; M: Vito Lo Re; 121 Minuten; deutscher Heimkino-Start: 07.12.2023). Nachdem in den letzten beiden PÖNI-BLOG-Wochen die beiden Carrisi-Thriller „Der Nebelmann“ (s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs) und „Diener der Dunkelheit“ (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs) des italienischen Thriller-Autoren beziehungsweise -Krimi-Filmers DONATO CARRISI sehr viel Gefallen fanden, sieht es in dieser Woche, bei seinem aktuellen Heimkino-Werk, ganz und gar mager aus. „Ich bin der Abgrund“ klingt Titel-reizvoll, kommt aber nie richtig in die Krimi-Puschen. Das Motto spricht ein in einer Provinzstadt am Comer See als Müllmann getarnter Serienmörder – „Der Müll lügt nie“ – , der seine weiblichen Opfer massakriert. Dieser Thriller handelt von einem kranken Typen, der als Kind von seinem Vater heftig missbraucht wurde und nun bei seiner „Arbeit“ beobachtet wird. Doch seine tägliche Routine bekommt Risse. Wie auch der Streifen, der sich hin und her auf verschiedenen Feldern bewegt, denn „Die verletzte Seele weckt in dem als Kind ständig gepeinigten Mann eine verborgene Menschlichkeit“, lautet eine Kommentierung. Keine richtige Spannungsstimmung ist hier zu vermelden: „Der vom Autor selbst adaptierte Stoff ist denkbar ungelenk inszeniert und unnötig verworren erzählt („Filmdienst“). Ja, Film-leider (= 2 PÖNIs; weil zwei gut gefütterte schwarze Katzen kurz auftreten; und vom Klavier aus manchmal die Klassik-Beethoven-Hymne „Für Elise“ erklingt).
5.) TV-TIPP: WER SIE IST, wird schon durch den Titel klar: „A S T R I D“. Die jugendliche Astrid Ericsson, die später als ASTRID LINDGREN zur bekanntesten Kinder- und Jugendbuch-Schriftstellerin der Welt avancieren wird. Was „vorher“ geschah, erzählt der rund zweistündige Spielfilm von 2017, der am 6. Dezember 2018 deutschen Kino-Start hatte und jetzt, an an diesem SONNTAG, 18.12. ab 16.30 Uhr bei 3sat läuft (s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs). Dringend empfehlenswert!
6.) ABSCHIED. Mit MUSIK = Es ist traurig. Die deutsche Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin und Synchronsprecherin JOHANNA VON KOCZIAN ist am SAMSTAG, den 10. Februar 2024 im Alter von 90 Jahren verstorben. Von 1955 bis 2013 stand sie in rund 84 Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera. Unvergessen zum Beispiel mit Auftritten in deutschen Kinofilmen wie „WIR WUNDERKINDER“ (1958) oder „Straße der Verheißung“ (1962). Mit einem Lied aber verblüffte sie dauerhaft-viele. Es ist ein musikalisch-pointiertes Schmankerl von 1977, just also zu jener Zeit, als von Frauen-Dominanz nur die (vielleicht mögliche) Rede war. Titel: „DAS BISSCHEN HAUSHALT, sagt mein Mann“. Eine Erinnerung zum Schmunzeln.
An diesem SONNTAG, 18.2., ist der ARD-„Tatort“ ab 20.25 Uhr bei seinem 24. Dortmund-Fall in Aktion. Mit – natürlich – „dem Bullen“ Peter Faber (JÖRG HARTMANN). Da Dortmund immer ein Garant für spezielle Spannung ist, gilt auch heuer wieder DIE Krimi-EMPFEHLUNG! Nach der Sendung folgt meine TV-Kritik. Auf allen bekannten Kanälen.
Viele Spaß- und Spannungsgrüße: PÖNI Pönack