PÖNIS BLOG 273 (02.02.2024): SONDERAUSSTELLUNG; „GREEN BORDER“; „Eine Million Minuten“; „A GREAT PLACE TO CALL HOME“; „ARGYLLE“; 4 TV-TIPPS; GITTE SINGT (einen starken Titel)

0.)     Mit 300 Filmplakaten aus zwölf Jahrzehnten hat die Sonderausstellung„GROSSES KINO. FILMPLAKATE ALLER ZEITEN“ bislang über 20.000 Besucher im BERLINER KULTURFORUM erreicht (Ausstellungshallen; Matthäikirchplatz, 10785 Berlin; Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr). Im letzten Monat der Laufzeit bietet die Kunstbibliothek jetzt ein vielseitiges VERANSTALTUNGSPROGRAMM bis zum Ausstellungsende am 3. März 2024 an, mit verlängerten Öffnungszeiten, bei – unter anderem – Talks und Touren. Ein zweitägiges öffentliches Symposium zur Berlinale untersucht – in 18 Vorträgen am 23./24. Februar á 20 Minuten – Filmplakate als: „BILDER DER MACHT“. Internationale Experten betrachten hierbei das Filmplakat kritisch aus zeitgenössischer Perspektive. Und überhaupt: Familien mit Kindern sind zu Führungen und Workshops eingeladen. „GROSSES KINO  –  GROSSES FINALE“ lautet das Abschluss-Motto dieser erfolgreichen Berliner Sonderfilmausstellung!

1.)     LEBEN. WIE ERSCHÜTTERND. Titel = „GREEN BORDER“ von AGNIESZKA HOLLAND (Co-B + Co-Produzentin + R; Polen/Fr/Tschechische Republik/Belgien 2022; Mitarbeit Regie: Kamila Tarabura und Katarzyna Warzecha; Co-B: Maciej Pisuk; Gabriela Lazarkiewicz-Sieczko; K: Tomasz Naumiuk PSC; M: Frédéric Vercheval; 152 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.02.2024). „GREEN BORDER“ ist ein Spielfilm, den man sich UNBEDINGT ansehen sollte. Geradezu MUSS. Er tut weh, ist aber so etwas von notwendig. Gerade jetzt. Heute. In diesen und für diese Zeiten. Kann man nicht oft-genug GENUG sagen. „Green Border“ stellt das verhärtete polnische Grenzregime dar. Führte in Polen zu einer politischen Kampagne gegen Film und Regisseurin , bis hin zu Hass, der ihr vor allem im Internet begegnete. Agnieszka Holland wird eine antipolnische Position unterstellt, ihr Film sei Propaganda im Stile des Nationalsozialismus. Diese Reaktionen sind auch vor dem Hintergrund der Wahlen in Polen im Oktober 2023 zu sehen. Zu den Kritikern gehören führende Politiker der nationalpopulistischen Regierungspartei PiS, darunter Staatspräsident Andrzej Duda.

2021. Angelockt von den Versprechungen des belarussischen Diktators Lukaschenko haben Bashir (JALAL ALTAWIL) und Amina (DALIA NAOUS) mit ihrer syrischen Familie wie viele andere Geflüchtete den Flug nach Minsk gebucht, um von dort über die grüne Grenze nach Polen und dann zu ihren Verwandten in Schweden zu gelangen. Doch die Verheißung wird zur Falle. Zusammen mit Tausenden anderen steckt die Familie im sumpfigen Niemandsland zwischen Polen und Belarus fest, von den Grenzschützern beider Länder im streng abgeschirmten Sperrgebiet hin und her getrieben, abgeschnitten von jeder Hilfe.

Hier, am Rand der unermesslichen Biatowieza-Wälder, kreuzen sich die Lebenswege unterschiedlicher Menschen. Jan (TOMASZ WTOSOK) ist Beamter beim Grenzschutz, er stammt selbst aus der Gegend, seine Frau ist schwanger, sie bauen gerade ein Haus. Die Eskalation an der Grenze stellt die Gewissheiten seines Lebens mehr und mehr in Frage. Die Psychotherapeutin Julia (MAJA OSTASZEWSKA) ist nach einem privaten Schicksalsschlag nach Ostpolen gezogen, um sich in der Abgeschiedenheit des Grenzlands neu einzurichten. Ohne es geplant zu haben, wird sie Teil einer Gruppe von Aktivisten, die trotz des staatlichen Verbots versuchen, die in den Wäldern festsitzenden Geflüchteten mit dem Nötigsten zu versorgen. Sie treffen auf Bashir und Amina, die jeden Tag neu um das Überleben ihrer Familie kämpfen.

Inmitten dieser urwüchsigen Landschaft an der grünen Grenze entfaltet sich ein vielstimmiges Drama zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Zynismus und Menschlichkeit. WEGSCHAUEN IST NICHT MÖGLICH. ES GEHT UM LEBEN UND TOD.

Normalerweise vermag mich ein Kinobesuch nicht dermaßen aufwühlend, schmerzhaft, erschütternd zu beeindrucken. Der Ausgangspunkt ist immer klar, wir befinden uns in einem modernen Lichtspielhaus, werden dort eingebunden, eingemeindet, und „danach“ verlassen wir diese Stätte. Mit zeitlich beschränkten kaputten Gefühlen. Wenn „die Veranstaltung“ / Vorführung überzeugend war. Die nächste Show aber wartet schon. Mit diesem Film „GREEN BORDER“ geht eine solche „Abschüttelung“ nicht. Die Seele tickert weiterhin enorm; die Bilder verschwinden einfach nicht aus dem Gedächtnis; Zeitungs-, Rundfunk-, Fernsehmotive setzen sich im Kopf fest. Brüllen dich geradezu wütend, verstört, fassungslos an. „Mit 74 Jahren hat Agnieszka Holland nichts von ihrer Leidenschaft und ihrem Mitgefühl verloren. „Green Border“ ist ein schonungsloser, wütender, atemberaubend packender Film, ein Schlag in den Solarplexus“ (The Guardian).    „Wie Holland es schafft, die Geschichten ihres Films auf eine Art und Weise zu erzählen, die gleichzeitig glaubwürdig, entschlossen und erzählerisch fesselnd ist, grenzt an einer Wunder“ (New York Magazine).     „Kraftvolles, kluges Kino, das uns das Herz bis zum Hals schlagen lässt … „Green Border“ kommt letztlich von einem Ort des Optimismus. Wenn wir den Schrecken fühlen können, gibt es vielleicht noch Hoffnung“ (Variety).       Ich möchte Ihnen-Allen diesen Film sehr empfehlen (= 5 PÖNIs).

2.)     JETZT. NICHT IRGENDWANN. SPÄTER. JETZT. Titel: „EINE MILLION MINUTEN“ von Christopher Doll (Co-B + R; D 2023; Co-B: Monika Fässler; Tim Hebborn; Malte Welding; Ulla Ziemann; nach dem gleichnamigen autobiografischen Roman von Wolf Küper/2016; K: Andreas Berger; M: Dascha Dauenhauer; 125 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.02.2024). Na ja., wir leben gut. Aber falsch. Soll heißen – wir können Luxus, der Spaß aber ist dabei begrenzt. Erheblich. Innerhalb der Family Küper. Denn die wirklich wichtigen Dinge stehen auf den blöden To-Do-Listen bei denen nicht drauf. Um wen handelt es sich hier doch gleich: Die Eltern Vera (KAROLINE HERFURTH) und Wolf (TOM SCHILLING). Die Kinder Nina (POLA FRIEDRICHS) und der einjährige Bruder Simon (PIET LEVI BUSCH). Man lebt in einer schönen, also komfortablen Berlin-Wohnung, man hat gut zu tun, man verdient mehr als ordentlich. „Ach, Papa, ich wünschte, wir hätten eine Million Minuten. Nur für die ganz schönen Sachen, weißt Du?“, sortiert Nina die Zeiten. Gedacht, gesprochen, in die Praxis umgewandelt. Schließlich kriselt es in der elterlichen Beziehung, von wegen dieser täglichen Zeitvergeudung. Änderungen werden aktiviert. Eine Million Minuten sind 694 Tage, bedeuten knapp zwei Jahre. Los geht’s. Erst nach Thailand, dann weiter nach Island. Die Küpers versuchen sich an einem anderen Lebensmodell, denn – bekanntlich haben wir jede Minute nur einmal. Neue Denkziele werden real. Mit allerdings viel Probemuster. Weil sich Stress nicht so Mir-Nichts-Dir-Nichts abschütteln lässt, und der Beziehungsfrust eben so wenig. Doch aufgeben is‘ nicht.

Familiärer deutscher Spielspaß um das tatsächliche und ein mögliches besseres Leben. Also Dasein. Bisschen fummelig gestaltet, mit viel gehauchtem Soft- & Plapper-Atem versehen. Mit guter Absicht ausgestattet, aber mitunter auch reichlich trocken. Von wegen  – gedünstete Fernsehspiel-Wirkung (= 3 PÖNIs).

3.)     ALTERSBEGEGNUNGEN. Titel = „A GREAT PLACE TO CALL HOME“ von Marc Turtletaub (Co-Produktion + R; USA 2022; B: Gavin Steckler; K: Christopher Norr; M: Volker Bertelmann; 87 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.12.2024). Es ist ja schön, dem in die Jahre gekommenen Star Sir BEN KINGSLEY als etwas tattrigen Oldie zu begegnen. Ben, der hier Milton heißt, lebt einen unaufgeregten, sprich langweiligen Witwer-Lebensabend irgendwo in einer Kleinstadt in Pennsylvania. Zwischen Gartenarbeit, Gemeindetreffen und Gedächtnistraining. Die Tochter möchte ihn „disziplinieren“, in einer „angemessenen“ Altersgruft unterbringen, er lehnt dies ab, auch, weil doch gerade in seinem prächtigen Garten ein riesiges Raumschiff mit stummem extraterrestrischen Besucher gelandet ist. Was zwei etwas schrullige Bewohnerinnen aus der Nachbarschaft auch „aufweckt“. Richtung Abenteuer-Stimmung. Und so beginnt man zusammen zu überlegen, wie was und überhaupt „mit So-Was Tonlosem“ angestellt werden kann. Also soll. Beziehungsweise – könnte.

Bis zur Filmmitte funktioniert der galaktische Humor um diese Dreiergruppe ganz nett, wenngleich unbedingt-viel nicht geschieht, um dann aber abzusacken in ein kleines kosmisches Entertainment mit beruhigendem Äpfel-Essen. Bin ein Sir BEN KINGSLEY-Fan, doch hier präsentiert er sich – in dieser Science-Fiction-Filmkomödie – nur mit netten Solo-Bewegungsabläufen, denen das Provinzcharme-Feuer fehlt. (= 2 1/2 PÖNIs).

4.)     ACTION. MIT KATZE. Titel = „ARGYLLE“ von Matthew Vaughn (Co-Produktion + R; GB/USA 2021/2022; B: Jason Fuchs; K: George Richmond; M: Lorne Balfe; 139 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.02.2024). Selten einen so zwiegespaltenen Action-Zauber erlebt. Beinahe niemand ist DER-jenige bzw. DIE Person, den man/die man vermutet. Will sagen – am besten ist es hier, wenn man sich in die aberwitzige Story hinein-plumpsen lässt. Ohne dabei viel zu fragen nach dem wer – was – wie – warum –  und-so-weiter- und-so-fort. Einfach in den Kinosessel fallen lassen und DAS annehmen, was von der Leinwand tobt. Und das ist eine ganze Menge. Beginnen wir mit dem Edel-Fell, dem Kater Alfie. Der zählt zur ständigen Begleitung von Elly. Elly Conway (BRYCE DALLAS HOWARD). Elly präsentiert den schärfsten Einlauf, nein Eislauf der Filmgeschichte. Muss man sehen, gesehen haben, bietet eine unglaubliche Akrobatik. Mit Deckenberührung , bei sagenhaftem Tempo. Natürlich ohne Kater. Der „wartet unten“. In aller Gemütsruhe. Alfie, Du bist ein – abendfüllender – Hammer. Bist einfach irre-toll.

Je besser der Spion, desto perfekter die Illusion. Lautet das Beginn-Motto. Da ‚is was dran.

Mit wem haben wir es zu tun. Mit einer globalen Spionageorganisation. Einem Agenten mit Katzenallergie. Einer Schriftstellerin, die eigentlich nur in Ruhe gelassen werden will. Dies sind nur drei der Zutaten des knalligen Thrillers „ARGYLLE“.

Elly Conway (BRYCE DALLAS HOWARD). Die Autorin von Spionage-Bestsellern lebt zurückgezogen und verbringt ihre Abende am liebsten mit ihrer Katze Alfie zu Hause. Am Computer. Ellys Bücher handeln von Geheimagent ARGYLLE und dessen Mission, ein weltumspannendes Spionagesyndikat zu entlarven. Doch eines Tages beginnen die Operationen einer sehr realen Geheimdienstorganisation, den fiktiven Geschichten in Ellys Romanen auf beunruhigende Weise zu gleichen. Die ruhigen Abende zu Hause gehören damit der Vergangenheit an. Elly begibt sich in Begleitung von ALFIE und dem an einer Katzenallergie leidenden Spion Aidan Wilde („Oscar“-Preisträger SAM ROCKWELL /“Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) auf eine wilde Mission rund um den Globus. Doch bei dem Bemühen, ihren gefährlichen Widersachern immer einen Schritt voraus zu sein, verschwimmt zunehmend die Grenze zwischen Fiktion und Realität …

Zum Top-Cast hier wurden u.a. zusammengepackt: HENRY CAVILL; JOHN CENA; „Oscar“-Preisträgerin ARIANA DeBOSE („West Side Story“); Grammy-Preisträgerin und Pop-Superstar DUA LIPA („Barbie“); Emmy-Preisträger und „Oscar“-Kandidat BRYAN CRANSTON (der Walter White in „Breaking Bad“/2008-2013; für die Titelrolle in „Trumbo“) sowie der legendäre SAMUEL L. JACKSON  („Pulp Fiction“).

Die Bauten sind oftmals SEHR elegant. Der damit verbundene dortige Thrill, eine Schlittschuhfahrt auf einem Ölteppich, zum Beispiel, reift zu einer begeisternden Decken-Pointe heran. Zu einem fantastisch-tollkühnen Spektakel.

Die Bewertung? Wenn DU einen spannenden Verbal-Streifen suchst, kann hier Langeweile mitspielen. Wenn Du mehr auf BILDER und extreme ACTION-Motive stehst, bringt dieser Film Dich in eine schwunggeile Unterhaltungsfahrt. Sorgt für eine temperamentvolle Hammer-Stimmung. Mit zündender, brandiger Krach-Laune. Ich mag solchen emotionalen Krach (= 4 PÖNIs).

5.)     TV-TIPPS:  Warte mit vier Empfehlungen auf. Die dazugehörigen Kritik-Texte findet Ihr in meinem Archiv. A) „INSIDE MAN“ von Spike Lee /läuft bei ARTE am SONNTAG, 4.2. ab 20.15 Uhr/4 PÖNIs.                    B) MONTAG, 5.2. im ZDF ab 22.15 Uhr: „ALPHA – DER DEN WOLF ZÄHMT“ + Wiederholung dort am Dienstag, 6.2. ab 0.15 Uhr/4 PÖNIs.                                  C) „KISS THE COOK – So schmeckt das Leben!“ bei ZDF NEO am DIENSTAG, den 6.2. ab 21.45 Uhr/3 1/2 PÖNIs.                  D) Am MITTWOCH, den 7.2. wird bei ARTE ab 20.15 Uhr das französische Leckerbissen-Movie  „WHO KILLED MARILYN?“  von 2012 gezeigt/4 PÖNIs).

6.)      MUSIK: Für mich ist völlig unverständlich, dass ein Spitzensong von GITTE Haenning aus dem Jahr 1982 nicht zum Klassiker avancierte. „UNGESCHMINKT“ ist ein deutschsprachiges Studioalbum der dänischen Sängerin von damals, auf dem als Lied 2 „ICH BIN STARK“ als Singleauskopplung gebucht wurde. Alle 13 Lieder dieses Albums wurden übrigens von Guido und Maurizio de Angelis komponiert, alle Texte von Michael Kunze geschrieben. Meine Lieblingsklänge der Woche: „ICH BIN STARK“! Wie gefällt Euch diese GITTE-BALLADE?

DIE „Münchner“ Leitmayr & Batic sind am SONNTAG, 4.2. ab 20.15 Uhr mit dem ARD-„Tatort“ unterwegs. Titel: „DAS WUNDERKIND“. Meine Kritik folgt nach der Ausstrahlung. Auf den bekannten Kanälen.

Gute Krimi-Grüße :      PÖNI Pönack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

 

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