PÖNIs BLOG (262): Neutral = „TÓTEM“; Spitze = „NYAD“ (= 5 PÖNIs); Kalt = „EIN GANZES LEBEN“; Härte = „DIE YACHT“; TV-TIPP; NATALIE COLE

0.)   Mit manchen Filmen vermag ich mich nicht zu einigen. Weil es aber zu DEM-jetzt viele positiven Kritik-Stimmen gibt, trete ich – bisweilen – diskret beziehungsweise respektvoll zurück und zitiere hymnische Gast-Kritiken: „TÓTEM“: „Die begnadete Regisseurin Lila Avilés erzählt die Geschichte einer wimmelnden , schmerzerfüllten, lustigen und widerstandsfähigen Großfamilie, die zusammenkommt, um einen seiner Mitglieder einen herzzerreißenden Abschied zu bereiten … Herausragend und emotional überwältigend, voller Freude und Schmerz, Tiefe und Kraft!“ (LOS ANGELES TIMES).            „Ein Film voller Leben, eine unvergessliche, unbändige Familienzusammenkunft, intim und emotional reich … Lila Avilés vertraut ihren Figuren als impulsiven, gelegentlich widersprüchlichen Seelen, mit einem Leben, das weitergeht, auch wenn die Kamera nicht mehr läuft“ (VARIETY).            

Credits: „TÓTEM“ von Lila Avilés (B + Co-Produktion + R; Mexiko/Dänemark/Frankreich 2022; K: Diego Tenorio; M: Thomas Becka; 95 Minuten; Erstaufführung im Februar 2023 im Wettbewerb der Berlinale, dort ausgezeichnet  mit dem ökumenischen Filmpreis;  jetzt deutscher Kino-Start: 09.11.2023.   UND: „Totém“ wurde auch als mexikanischer Kandidat für den Auslands-„Oscar“ 2024 ausgewählt.

1.)     Packender cineastischer WASSER-THRILLER mit außergewöhnlichen, begeisternden/extremen MENSCHEN. Titel = „NYAD“ von Elizabeth Chai Vasarhelyi und Jimmy Chin (B: Ann Biderman; Julia Cox; USA 2023; K: Claudio Miranda; M: Alexandre Desplat; 121 Minuten; deutscher Kino-Start: 19.10.2023; deutscher HEIMKINO-Netflix-Start: 03.11.2023). Es ist der ewige Menschheitstraum  – etwas „Besonderes“ zu leisten. Hier: DIANA SNEED = DIANA NYAD. Eine US-amerikanische Langstreckenschwimmerin. Geboren am 22. August 1949 in New York City. Ihr Nachname besitzt eine griechische Bedeutung = NYAD bedeutet: „WASSERNYMPHE“. Ein Name, der ihr Verpflichtung sein müsse, paukte es ihr Vater ihr immer und immer wieder ein. Nur so könne sie es zu wahrer Größe schaffen. So erreichte sie den Status einer erfolgreichen Marathonschwimmerin, die zahlreiche Medaillen gewann. Um sich dann aber einer Karriere als Sportjournalistin zu widmen. Im Alter von nunmehr 60 Jahren aber will sie ihren lang gehegten Traum endlich verwirklichen  – als erste Person überhaupt will sie die schier unbezwingbare Strecke von 177 Kilometern zwischen Kuba und Key West in Florida ohne Hilfe eines Haikäfigs schwimmen. 32 Jahre besteht dieser Wunsch, den Diana Nyad nunmehr realisieren will. Sie muss mindestens 52 Stunden schwimmen, um „so etwas“ zu schaffen. Ihre privaten Anfeuerungen lauten: „Ich glaube an gar keine Beschränkungen“;    „Ich bin nicht fertig, ich hab‘ noch so viel drauf“;     „Diese Strecke ist wesentlich näher am Unmöglichen als am Möglichen“.       „Ein letztes Abenteuer will ich noch schaffen“.       Doch viermal vermag die Natur Diana Nyad Einhalt zu bieten. Am 2. September 2013 aber ist es schließlich soweit: Ihr Traum wird Realität, als 64jährige durchschwimmt sie im fünften Anlauf diese riesige Strecke. Als erster Mensch, in ununterbrochenen 53 Stunden, ohne Hai-Käfig, durch eine der gefährlichsten Meerengen der Welt. Hilfe erhält sie von einem kleinen Team, unter anderem bestehend aus ihrer besten Freundin und Trainerin Bonnie Stoll (JODIE FOSTER) und dem Schiffskapitän John Bartlett (RHYS IFANS), der stressig, in verbaler Abstimmung mit Nyad, die perfekte Route durch das Meer sucht.

Eine reizvolle, faszinierende Wucht: Die beiden klotzigen, selbstbewussten, lauten, bestimmenden Bärinnen-starken Frauen. Sie sind phänomenal. ANNETTE BENING („The Kids Are All Right“) als kraftvolle Charakter-Kämpferin und Ich-bezogene Ikone. Mit ihrem unbändigen gefährlichen Willen, den Körper immer wieder an seine Grenzen heranzubringen. Um zwischendurch mit prickelnden narzisstischen Humorpausen zu beeindrucken. Um sich dann weiterhin fluchend als humorvolle Narzisstin zu präsentieren. Mit Zielansprache, die da verkündet: „Ihr seit niemals jemals zu alt, um Eure Träume wahr zu machen!“. Während die zweifache „Oscar“-Preisträgerin JODIE FOSTER („Das Schweigen der Lämmer“; „Angeklagt“) bestechend den komplizierten „NYAD“-Charakter ihrer Freundin zu nehmen, zu kontern weiß. Zwei echte feminine Heldinnen. Als Stolz des Kinos. Wunderbar-spannend, faszinierend, anzuschauen, anzuhören.

Die Regisseure Elizabeth Chai Vasarhelyi und Jimmy Chin hatten bereits 2015 mit „Meru“ (über die Erstbesteigung des gleichnamigen Berges) und 2018 in dem Dokumentarfilm „Free Solo“ (über den Free-ClImber Alex Honnold) die Bedingungen für körperliche Höchstleistungen erkundet, die auch immer mit einer gewissen Todesverachtung einhergehen. Von dort bis zu Diana Nyad war es für ihr Spielfilmdebüt dann nicht mehr weit“ („Filmdienst“).

Nach dem kurzen Kino-Lauf (für mögliche „Oscar“-Signale) verdient jetzt dieser Spielfilm viel berechtigten HEIMKINO-Zuspruch (= 5 PÖNIs).

2.)     BITTER. VERBITTERT. BERGE-schön. Titel = „EIN GANZES LEBEN“ von Hans Steinbichler (D/Ö 2022; B: Ulrich Limmer; nach dem gleichnamigen Roman von Robert Seethaler/2014; K: Matthias Weber; M: Matthias Weber; 115 Minuten; deutscher Kino-Start: 09.11.2023). Schon der Einstieg geht einen auf den wütenden Sack. Ein kleiner Waisen-Bub, Andreas Egger, wird – zu Anfang des 20. Jahrhunderts – bei einem Bauern in Südtirol untergebracht, der sich als Sadist erweist und den Jungen andauernd hart verprügelt. Für nichts und gar nichts. Wir befinden uns im Gegensatz. Inmitten eines Widerspruchs. Da mag der Bauer noch so viel zuschlagen, der Junge erträgt es. Nimmt dies als Gegeben hin. Wird von der alten Bäuerin Ahnl  (MARIANNE SÄGEBRECHT) umsorgt. Ackert brav und geduldig. Wird dabei älter. Haut ab, bleibt aber in der landschaftlichen Nähe. Lernt dort seine Frau Marie kennen (JULIA FRANZ RICHTER). Doch sein Glück ist begrenzt.  Einer neuen Liebe verweigert sich der ältere Egger (STEFAN GORSKI / AUGUST ZIRNER). Schreibt lieber weiter Briefe an seine tote Marie. Und arbeitet fleißig.

Was?: Ein Mensch wundert sich. Im Alter. Über solch ein Leben, das er gelebt hat. Das eigentlich zu oft zu falsch war. Ist halt aber so. Wenn sich die Tage, Wochen, Monate, Jahre „einfach so“ hinziehen. Mit viel Sturheit und vielen staunenden Gegebenheiten. Alles hier ist so trist. Minimalistisch. Furchtsam. Elendig. Bis auf die Natur. Die prachtvoll glänzt. Im Hintergrund. Bis auch sie zersetzt wird. Von wegen: Seilbahn. Motorgeratter. Industrie. Tourismus. Da kann die Musik noch so aufwallend rauschen. Irgendwie ist dies ein Heimatfilm alter Trocken-Prägung. Mit Passionsgeschmack. Habe ich ungern gesehen. (Werde den Roman demnächst nachlesen). Der Film wurde als einer von zwölf Bewerbern für den deutschen Beitrag für die „Oscar“-Verleihung 2024 für den „besten internationalen Film“ eingereicht. Aber nicht genommen (= 2 1/2 PÖNIs).

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3.)     MEER-RACHE.  Titel = „DIE YACHT – Ein mörderischer Trip“ von Alessio Liguori (B: Gianluca Ansanelli, Nicola Salerno; Ciro Zecca; Italien 2021; K: Mirco Sgarzi M: Fabrizio Mancinelli; 90 Minuten; deutscher HEIMKINO-atlas-Start: 03.11.2023). Der Titel ist Programm. Auf einer – YACHT – treffen sich drei Pärchen vor der Küste Italiens. Erst wird kräftig gesoffen und gedrogt, dann beginnt das brutale Elend. Denn nach der ersten Feier-Nacht treibt die Gesellschaft ohne Technik und Trinkwasser und Vorräte auf offener See. Während „der Feind“ sich nähert. Und sich in der Gemeinschaft die ersten Fallstricke zu bewegen beginnen. Bedeutet: Es dauert eine Weile, dann kommen die brutalen Seemeilen in Stimmung (= 2 PÖNIs).

4.)     KULTUR-DOKU als TV-TIPP:  Empfehlung für eine Dokumentation mit prominentem Ruf und prominenten Namen, Wann?: Am nächsten MITTWOCH, 15.11., ab 21.40 Uhr, ARTE. Titel = „CLOCKWORK ORANGE – Im Räderwerk der Gewalt“  von Benoit Felici und Elisa Mantin. Spieldauer: 55 Minuten. Als der Film „UHRWERK ORANGE“ von Stanley Kubrick 1972 in  die Kinos kam, wurde ANTHONY BURGESS, der Autor der Romanvorlage (1917 – 1993), der Gewaltverherrlichung beschuldigt. Die ARTE-Dokumentation führt an den Ursprung des Skandals zurück und beleuchtet das Werk mittels des von Burgess hinterlassenen, unveröffentlichten Manuskripts „The Clockwork Condition“.

5.)     MUSIK: Im Jahr 1991 sang die US-Künstlerin NATALIE COLE zusammen  mit ihrem Vater NAT KING COLE den Song „UNFORGETTABLE“. Zu diesem Zeitpunkt lebte Nat King Cole bereits seit 25 Jahren nicht mehr. Was für ein Gewinn-heute für PÖNIs Lieblingssong der Woche:

Wünsche eine stimmige musikalische Herbst-Woche.

PÖNI Pönack grüßt

kontakt@poenack.de  (mailto: kontakt@poenack.de)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

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