PÖNIs BLOG (255): Oldies-Nett; ÉRIC BESNARD; „The Expendables 4“; „Wild wie das Meer“; Heimkino-Qual; TV-TIPP; RIO REISER

0.)   Habe mir Gefallen-Mühe gegeben. Zumal die Besetzung mit SENTA BERGER und GÜNTHER MARIA HALMER (= gerade in „Enkel für Fortgeschrittene“) durchaus anspricht. Die Rede ist vom deutschen Alterswerk „Weißt du noch“ von Rainer Kaufmann. Doch diese, ich übertreibe, Altersschmonzette, kriege ich nicht Film- beziehungsweise Unterhaltungsgebacken. Wir sind Alt, wie gehen wir denn „damit“ um, veranstalten wir doch einen (Pillen-)Wettbewerb, bei dem ein „Erinnerungs-Sieger“ auftaucht und so weiter und so fort. Habe abgebrochen diesen netten Oldie-Dialog, sprich: diesen Demenz-Test, der auf der Theaterbühne sicherlich mehr Wirkung auslöst als im Lichtspielhaus. Von wegen  – dort nur viel Sprach-Staub. Deshalb überlasse ich DAS-Zweipersonen-Kunststück mit Happy-End-Bemühen lieber dem Theater-Personal- und -Publikum.

1.)     ZIEMLICH BESTE FREUNDE  oder Éric: SIE WERDEN SEHR GESCHÄTZT, MONSIEUR. Titel = „DIE EINFACHEN DINGE“ von Éric Besnard (B + R; Fr 2022; K: Jean-Marie Drejou ; M: Christophe Julien; 95 Minuten; deutscher Kino-Start: 21.09.2023). Ich erinnere mich gerne  – zwei seiner bisherigen französischen Spielfilme konnte auch bei uns wunderbar punkten: „BIRNENKUCHEN MIT LAVENDEL“ (2016/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs)  sowie À LA CARTE! – FREIHEIT GEHT DURCH DEN MAGEN“ (2021/s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs). Mit seinem aktuellen  Kinostreich erzählt Éric Besnard weiter vom Leben, das von zwei in die Jahre gekommenen Kerle, also Männer, völlig unterschiedlich aufgenommen, also betrachtet wird.

Als da wären: Keiner hat einen so vollen Terminkalender wie Vincent Delcourt (LAMBERT WILSON). Er hat aus Zeit SEHR viel Geld gemacht. Geschaffen. Zählt zu den GANZ-GROSSEN. Auch als  Medienliebling. Natürlich ist es äußerst ungelegen, wenn das schicke Cabrio auf einer Landstraße plötzlich absäuft. Ehe er sich versieht, sitzt der Denk- und Money-Oberboss mitten im Gebirge, in feinster Landschaft, fest. Wo ihn „der Regionale“ Pierre Vernant (GRÉGORY GADEBOIS; wir kennen ihn als robusten Koch aus „À La Carte!“) entdeckt. Der wortkarge Eigenbrötler, der als Selbstversorger zurückgezogen auf einem Hof vor träumerischer Bergkulisse lebt, gabelt Vincent mit seinem Motorrad auf und muss in den nächsten Stunden den reichlich grummeligen Gastgeber abgeben. Schließlich ist Gastfreundschaft heilig, stellte einst schon Homer fest. Ist zu erfahren. Während Pierre die immensen Wort-Eskapaden des Großstädters über sich ergehen lässt, schnuppert Vincent nach langer Zeit richtige Landluft, und DIE tut ihm so etwas von gut. Vielleicht sogar etwas ZU GUT. Denn schon bald wird Vincent mit der vielleicht wichtigsten aller Lebensfragen konfrontiert: Ist er eigentlich glücklich? Mit dem mürrischen Felsenbeweger hat Vincent den personifizierten Einklang von Natur vor Augen  – und erleidet prompt Panikattacken. Doch wer jetzt von märchenhaften Kometen träumt und von ebensolchen Traumverwirklichungen, dem rate ich ab, sich diesbezüglich festzulegen. Nichts ist hier deutlich vorhersehbar, wenn die Pointen verschiedentlich aufblühen, und die heilende Wirkung sommerlicher Landluft anscheinend zu funktionieren beginnt. Was möglicherweise mit dem Glück zu tun hat, das abseits vom dicht vernetztem Großstadtleben zu finden ist  – eben in den: einfachen Dingen. Wenngleich ….. manchmal ist es erfüllend, wenn den verwirrten Gedanken Taten folgen …..  Was Éric Besnard bestätigt: „In den Bergen zu drehen, ist körperlich anstrengend. Aber es ist ein tägliches Geschenk für die Augen und die Lunge“. 

Und quasi nebenbei auch tänzerische Liebesbewegungen erleben zu dürfen, ist ja – so wie hier – auch ein hübscher Erlebnispark.

Aber wie war beziehungsweise wie ist das eigentlich, an dieser Drehposition mit solch einem „sonderbaren Hund“ beschäftigt zu sein, Monsieur Éric?: „In meinem Drehbuch war es ein Schäferhund. Als ich dann zum Casting der Tiere ging, bin ich auf Gaston gestoßen. Er brachte mich mit seinem Fledermauskopf zum Lachen und ich schrieb das Drehbuch für ihn um ….. Ich hatte ihn auch ausgewählt, weil er mit dem Bären, der ja auch mitspielt, befreundet war. Mein Drehbuch enthielt eine Szene mit einem freundschaftlichen Kampf zwischen den beiden. Bei der ersten Einstellung hatte der Bär Pech und verpasste es um zwei Millimeter, den Hund zu enthaupten. Daraufhin streikte Gaston den Rest des Tages und ich musste die Szene aufgeben. Mit Tieren zu drehen macht einen sehr demütig“.

LAMBERT WILSON (= 1986 gehörte er zu der Reihe von Schauspielern, die als Nachfolger von Roger Moore als James Bond gehandelt wurden) und GRÉGORY GADEBOIS („César“-Nominierung als „Bester Nebendarsteller“ in Roman Polanskis packendem Historiendrama „Intrige“/2020) sind bestens „füreinander“ abgestimmt.

Will gerne sagen: Manche französische Filme tun einfach gut. Dies ist wieder so einer (= 4 PÖNIs).

2.)     KRACH BUMM ZISCH. Viele „schöne“ Tote. Titel = „THE EXPENDABLES 4“ von Scott Waugh (USA 2021; B: Kurt Wimmer; Tad Daggerhart; Max Adams; K: Tim Maurice-Jones; M: Guillaume Roussel; 103 Minuten; deutscher Kino-Start: 21.09.2023). Fortführung von Teil 3 aus dem Jahr 2014. Wieder treten Söldner-„Helden“ wie u. a. Jason Statham, Sylvester Stallone, 50 Cent, Dolph Lundgren und auch Megan Fox an, um zu verhindern, dass atomare Sprengköpfe in die falschen  Hände geraten. Für den 76jährigen Rocky-Rambo-Barney soll es der letzte Auftritt gewesen sein. Motto: Es darf nochmal zünftig geprügelt, heftig geschossen, massenhaft verkloppt, extrem explodiert, also die volle Gewaltpulle gezündet werden. Spaß: Nö. Interesse: Ach was. Action-Krawall. Mit laufenden Meter Sprüche-Dampf. Armselig (= 0 PÖNIs).

3.)     WENIG NEUGIER. Titel = „WILD WIE DAS MEER“ von Héloise Pelloquet (Co-B + R; Fr 2022; Co-B: Rémi Brachet; K: Augustin Barbaroux; M: Maxence Dussère; 94 Minuten; deutscher Kino-Start: 21.09.2023). Frau und Mann. Die lebenslustige Fischerin Chiara (CÉCILE de FRANCE) lebt mit Ehemann Antoine (GRÉGOIRE MONSAINGEON) auf einer Insel vor der schroffen französischen Atlantikküste. Sie sind ein eingespieltes Team, jeder Handgriff sitzt, auf hoher See ebenso wie zu Hause an Land. Als ihr neuer Lehrling Maxence (FÉLIX LEFEBVRE) die Ausbildung bei ihnen startet, beginnt bei Chiara eine Gefühlsergänzung. Als ihr Mann zum Festland aufbricht, um sich für die politischen Rechte der Fischer zu engagieren, merkt Chiara, dass sie sich immer stärker zu dem attraktiven , erheblich jüngeren Maxence hingezogen fühlt. Zwischen den beiden entbrannt eine leidenschaftliche Affäre.

Der Debütfilm von Héloise Pelloquet erzählt von einer Frau, die sich neu entscheiden muss, was ihre Beziehung angeht. Der belgische Star Cécile de France („Im Herzen jung“) als Chiara kämpft mit ihrem Entscheidungszwiespalt und dem emotionalen Problem, ob sie es tatsächlich wagen will, die Sicherheit ihres bisherigen Lebens aufzugeben, um noch einmal in unbekannte Gefühlsgewässer „umzusteigen“. Dabei bleibt der Film atmosphärisch auf mittelmäßiger Ebene. Die Figuren wirken „neutral“, bemüht, die Nähe zu den Beteiligten ist eher begrenzt, die matte Dramatik der Handlung verdrängt Spannungsbögen (= 2 PÖNIs).

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4.)     HALLELUJAH. Titel = „ON A WING AND A PRAYER“ von Sean McNamara (USA 2021; B: Brian Egeston; K: Christian Sebaldt; M: Brandon Roberts; 102 Minuten; deutscher HEIMKINO-Leonine-Start: 15.09.2023). In einer amerikanischen Familie ist der Bruder verstorben. Um nach der Beerdigung baldmöglichst nach Hause, nach Archibald, Louisiana, zu kommen, entscheiden sich Doug White (DENNIS QUAID) und seine Frau Terri (HEATHER GRAHAM) mit einem Privatflugzeug zu reisen. Unerwartet stirbt der Pilot an einem Herzinfarkt und Doug muss nun das Flugzeug steuern, um seine Frau und seine beiden Töchter und natürlich sich selbst unbeschadet zu retten. Unterstützung erhält er von mehreren Fluglotsen. Diese auf wahren Begebenheiten (am Ostersonntag 2009) beruhenden Ereignisse werden als christlicher Spannungsfilm dargeboten. Im Pressepapier heißt es, dass Regisseur Sean McNamara katholisch ist und sich auch als katholischer Filmemacher definiert, „der die christlichen Tugenden an seinen Sets lebe“. So sind Gebete während der Filmgeschichte an der Tagesordnung. Im Übrigen ist der Film lausig inszeniert, dürftig-verkrampft erzählt und mit einem merkwürdig-nervösen Dennis Quaid bewegt.

Auf der Rezensions-Aggregator- Website Rotten Tomatoes sind 16% der 25 Kritiken positiv, mit einer durchschnittlichen Bewertung von 3,3/10.   METACRITIC, das einen gewichteten Durchschnitt verwendet, vergab dem Film eine Punktzahl von 19 von 100, basierend auf 5 Kritikern, was auf „überwältigende Abneigung“ hinweist. Und meiner Bewertung nahekommt (= 1 PÖNI).

5.)     TV-TIPP = KÜNSTLICHE INTELLIGENZ lautet das Thema in dem 2014 gedrehten britischen Science Fiction-Thriller „EX_MACHINA“ von Alex Garland . DER steht am kommenden MONTAG, 25.9. ab 22.10 Uhr auf dem ARTE-Spielplan. Der Titel bezieht sich auf den lateinischen Ausspruch „Deus ex machnina“, was übersetzt – zusammengefasst bedeutet: „Gott aus der Maschine“. Um was es sich hier detailliert handelt  –  s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs !

6.)     MUSIK: Wir haben in nächsten Zeiten viele Wahlen. Da geriet mir ein Lied in die Ohren, welches am besten DAZU passt: KÖNIG VON DEUTSCHLAND . DAS stammt von RIO REISER, erschien im November 1986 auf seinem Solo-Debütalbum  Rio I. und wurde als Single ausgekoppelt. Ursprünglich entstand das Lied bereits 1975 (mit anderen Strophentexten) für Reisers damalige Band Ton Steine Scherben und wurde vereinzelt schon 1976 bei einigen Auftritten der Band gespielt. Für die Kompilation Deutschland – Das Beste von Rio Reiser wurde das Lied 1994 mit einem von Reiser aktualisierten Text als Version #94 neu aufgenommen und noch einmal als Single veröffentlicht:

Beste königliche Grüße aus dem Reiser-Berlin

PÖNI Pönack

email:   kontakt@poenack.de

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