0.) Mal nicht am Text-Ende, sondern sofort am Start: HAPPY CHRISTMAS. Ich wünsche ALLEN ein schönes, friedliches, entspanntes Weihnachtsfest. Mit viel Gesundheit. Und noch mehr freundschaftlichen Begegnungen. Lasst uns zusammen mit 2023 ein besseres Jahr „machen“.
1.) „EO“ (polnisch für „I-A“) von JERZY SKOLIMOWSKI (Co-B + Co-Produktion + R; Polen/Italien 2021; Co-B: Ewa Piaskowska; K: Michal Dymek; M: Miroslaw „Mietek“ Koncewicz; Pawel Mykietyn; 86 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.12.2022). Bitte nicht schämen, beim Weinen. Thema: Tiere haben heute oft keine Chance. Die meisten jedenfalls. Beim Umgang mit Menschen. Sind sie auf der Verliererseite. Wie hier. Ein – freiheitsliebender – Esel mit melancholischen Augen befindet sich im Mittelpunkt dieses Films. Zeigt UNS die Welt aus der Perspektive eines grauen Nutztiers und führt direkt in das Herz und die Seele des vierbeinigen Protagonisten. Der in diverse Besitzverhältnisse gerät. Befindet sich zunächst in einem Wanderzirkus, wo ihn die liebevolle Dresseurin Kasandra (SANDRA DRZYMALSKA) sehr mag. Doch sie werden getrennt. Eo wird zu einer gepeinigten Kreatur. Erlebt fortan die kalte menschliche Welt: In einer Dressurhalle. Als Therapie-Helfer. Als Maskottchen bei aggressiven Fußballern. Als Schrottwagen-Zugtier. Als Patient ekelhafter Veterinäre. „Trifft“ einen spielsüchtigen italienischen Priester und begegnet einer humanen Gräfin (ISABELLE HUPPERT). „EOs“ läuft durch die verstörte Welt. Mit blickstarkem Erstaunen und stillen Emotionen. Seine Reise führt uns die Welt vor Augen. Wir begegnen einem „Pferdehelden“, der auf der Suche nach Freiheit mutig gesellschaftliche Missstände aufzeigt. Der Film „EO“ funktioniert als gleichnishafte Warnung vor den Gefahren von elenden Vernachlässigungen und vor primitivem Zorn. Mit Richtungsfußnoten Wahrheit und Gültigkeit. Und wir betrachten, wie der Esel, dessen Verstand von Emotionen und mit vielen Träumen gefüllt ist, seine vielen Abenteuer und Wegstrecken mit Stoizismus über sich ergehen lässt. WIR sind emotional stark berührt.
Der polnische Regisseur, Drehbuchautor („Das Messer im Wasser“/Roman Polanski), Schauspieler und Maler, Jahrgang 1938, der 2016 in Venedig mit dem „Goldenen Löwen“ für sein Lebenswerk geehrt wurde, verbeugt sich hier vor dem schwedisch-französischen Meisterwerk-Klassiker „ZUM BEISPIEL BALTHASAR“ von Robert Bresson aus dem Jahr 1966. Dieses Werk sei, so Jerzy Skolimowski, der einzige Film, der „ihn wirklich bewegt“ habe. Für den Namen des heutigen Titelhelden soll die Figur des pessimistischen „I-Aah“ bzw. „Eeyore“ aus dem Kinderbuch „Pu der Bär“ Pate gewesen sein. Eo, der von sechs Eseln dargestellt wird: Ettore, Hola, Marietta, Mela, Rocco und Tako, wird am Ende von unseren Tränen begleitet. Eine Betroffenheit, der man sich nicht zu schämen braucht. „EO“ ist ein viehisches Meisterstück (= 5 PÖNIs).
2.) HIT-LADY! Titel = „WHITNEY HOUSTON: I WANNA DANCE WITH SOMEBODY“ von Kasi Lemmons (USA 2021/2022; B: Anthony McCarten; K: Barry Ackroyd; M: Whitney Houston; 142 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.12.2022). Nach den zwei großartigen Dokumentarfilmen von 2017 („Whitney: Can I Be Me“) und 2018 („Whitney – Die wahre Geschichte einer Legende“) nun also das „schwierigere“ „Außerhalb“-Leben von Whitney Houston (1963 – 2012),„The Voice“, wenn sie nicht sang. Sondern sich mit ihrem kratzbürstigen Vater-Egomanen auseinandersetzte oder mit ihrer Mutter-„Managerin“ krachend zu tun hatte. Aber die Lebensinhalte sind weitgehend bekannt, wenn sie sich gegen den autoritären, geldgeilen Finanzregler- bzw. Habgier-Dad (CLARKE PETERS) mehr oder weniger wehrt oder wenn sie sich mit ihrem keifenden Gatten Bobby Brown (ASHTON SANDERS) duelliert. „Personell“ sticht hier sowieso – in der zweiten Bedeutungsreihe – STANLEY TUCCI als legendärer Whitney-Produzent Clive Davis heraus (alleine schon Tuccis originale Stimme ist eine Wucht), und wenn Whitneys Intim-Freundin Robyn Crawford (NAFESSA WILLIAMS) als Partnerin und Geschäftspartnerin mitmischt, dann heizen sich die emotionalen Spuren im Kinosaal hoch. Gierend nach DEN LEGENDÄREN SONGS der Lady; begeisternd gespielt und brillant „vorgetragen“ von der britischen Schauspielerin NAOMI ACKIE. Wenn ihre Whitney mit insgesamt 22 originalen Whitney-Songs „tobt“, knallt dies einen voll rein in den Kinosessel. Auch wenn dann „die Realität“, sprich: Drogen und Privat-Zoff, immer wieder die Festivität WHITNEY HOUSTON unterbricht, wissen wir = darum geht es hier nur ansatzweise: In der Hauptsache befinden wir uns in einem gigantischen Konzert-Saal, wo eine „amerikanische Prinzessin“ sich herrlich-austobt.
Ein purer, toller Film – zum (diskreten) Kino-Mithotten und zum (PRIMA-) innerlichen Jubeln (= 4 PÖNIs).
3.) ENNIO, DAS MUSIK-GENIE. Titel = „ENNIO MORRICONE – DER MAESTRO“ von Giuseppe Tornatore (B + R; Belgien/Italien/Niederlande 2019-2021; K: Giancarlo Leggeri; Fabio Zamarion; 163 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.12.2022). Mit dem Namen ENNIO MORRICONE verbinde ich goldene Kino-, Rundfunk-, Heimkino- beziehungsweise Musikautomaten-Erlebnisse. Es begann am Freitag, den 5. März 1965. Da lief in Westberlin der Film „Für eine Handvoll Dollar“ an. Für mich ein Anlass, in ein Kudamm-Kino zu flitzen, um mir – mit geringen Erwartungen – diesen neuen „Italo-Western“, wie er bald schon Genre-genannt wurde, anzuschauen. In den Credits tauchten auf der Leinwand eingangs Namen wie Bob Robertson (eigentlich = Sergio Leone), John Wells (Gian Maria Volonte); Dan Savio (Ennio Morricone), Jack Dalmas (Massimo Dallamano) auf. Grund: Die Produzenten bei dieser BRD/Spanien/Italien-Produktion glaubten, dass „amerikanisch klingende Beteiligten-Namen“ für diesen Western „besser“ seien. Von wegen – zugängiger für das Kino- Massenpublikum wären. Der Rest ist Legende.
Jetzt beherrscht ENNIO MORRICONE (geboren am 10. November 1928 in Rom; gestorben am 6. Juli 2020 in Rom) die ausführliche Leinwand-Wucht. In rund drei Stunden gehört IHM , DEM MAESTRO, die Leinwand-Breite. Erfahren wir über viele kurzweilige Prominenten-Interviews (von u.a. Clint Eastwood, John Williams, Hans Zimmer, Bruce Springsteen, Roland Joffé, Quentin Tarantino) vom abwechslungsreichen Lebenslauf „dieses“ Genies. Dieses mit über 500 innovativen wie unkonventionellen Kompositionen auftretenden Musikgottes der Filmmusik. Dessen Name weiterhin gleichrangig mit den (oftmals) besten Regisseuren (wie Sergio Leone, Brian De Palma oder den Gebrüder Taviani) erschallt. Ich war von Anfang an berührt. Bewegt. Begeistert. Fasziniert. Aus dem Häuschen. Exzessiver Soundtrack-Sammler. Denn hier präsentierte sich ein Komponist gleichrangig. War weitaus mehr als „nur“ stimmungsvoller Bediener der Produktion. Des Regisseurs. Für mich war ein „Beethoven der Filmmusik“ geboren. Deshalb hörte ich ihn oft, vorrangig im Kinosaal wie im häuslichen Wohnzimmer wie beim Sender RIAS-Berlin. Oder später bei drei gigantischen Live-Konzerten in Berlin. Mit großen Orchestern und gigantischen Chören.
Material: Am Donnerstag, den 9. Januar 1975 startete ich beim RIAS Berlin meine erste 90 Minuten-Ennio Morricone-Sendung: „SPIEL MIR DAS LIED VOM KINO“. Es folgten u.a.: „MEIN LIEBLINGSVIDEO“ (am 10.12.1991 bei RIAS 2); „Porträt Ennio Morricone“/Filmriß (am 16.4.1994 beim „Deutschlandradio Berlin“); und die Trauerarbeit: Ennio Morricone ist gestorben (am 6. Juli 2020/s. PÖNIs BLOG 90).
„ER SAH MUSIK, WO ANDERE NICHTS SAHEN“, besser – nichts gebührend empfanden. Sagt sein Freund und Biograph, der Filmemacher GIUSEPPE TORNATORE. Beide kannten sich lange und haben zwischen 1988 und 2016 zehn Filme zusammen erarbeitet, wobei „Cinema Paradiso“ von 1988 (s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs) sicherlich zu den beeindruckendsten gehört.
Der aktuelle monumentale Dokumentarfilm gibt Auskunft, lässt fühlen, präsentiert eine gelungene Symphonie aus Konzertaufnahmen, Filmausschnitten und eben interessante Stimmen prominenter Verehrer und Wegbegleiter. Dieser beeindruckende, bewegende Dokumentarfilm, der seine Premiere 2021 auf dem Internationalen Filmfestival Venedig feierte, wurde mehrfach auf internationalen Festivals ausgezeichnet. Unter anderem gewann er bei der Verleihung der „italienischen Oscars“, den „David de Donatello“, dem wichtigsten italienischen Filmpreis, die Trophäen in den Kategorien „Bester Dokumentarfilm“, „Bester Schnitt“ und „Bester Ton“. ENNIO MORRICONE – DER MAESTRO zählt derzeit zu den bedeutendsten, unterhaltsamsten, informativsten Programm-Ereignissen in unseren Lichtspielhäusern (= 5 PÖNIs).
4.) MUSCHI-POWER. Titel = „DER GESTIEFELTE KATER 2: DER LETZTE WUNSCH“ von Joel Crawford und Januel Mercado (USA 2020-2022; B: Paul Fisher; M: Heitor Pereira; Schnitt: James Ryan; 102 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.12.2022). Erst zählte er „nebenbei“ zum dreifachen Animations-tierisch-menschlichen Ensemble innerhalb der „Shrek“-Filmreihe, dann tauchte er im Dezember 2011 als eine Art „Zorro-Kater“ federführend an der abendfüllende Filmrampe als/in „Der gestiefelte Kater“ auf (s. Kino-KRITIK/3 PÖNIs). Als lustiger, draufgängerischer Kampf-Kater. Mit unangenehmen Erwachen. Denn nach unzähligen riskanten Reisen und achtlosen Abenteuern muss der tierische Held, ausgestattet wieder mit spanischem Akzent (deutsch von BENNO FÜRMAN), mit diesen großen, grünen Augen, dem schwarzen Ledergürtel und auch – u. a. – mit diesem exotischen, gefedertem Schlapphut, entsetzt feststellen, dass er durch seine stete Abenteuerlust bereits acht seiner neun Leben verbraucht hat. Um für die dringend benötigte neue Vitalität zu sorgen, begibt sich der charmante-kesse Kuschelkater auf den langen Weg in den Schwarzen Wald, um dort den mythischen Wunschstern zu finden. Den man halt braucht, um das flotte Dasein weiterhin ausgiebig pflegen, halt genießen zu können. Dabei stehen ihm die ebenso hinreißende wie hinterhältige, listige Kitty Samtpfote und der meistens gutgelaunte, geschwätzige Vierbeiner Perro zur Seite. Was „die Sache“ allerdings nicht einfacher macht, denn der große böse Wolf, Mr. Tod-persönlich, ist ihnen mit Anhängern auf der Wald-Spur. Witzige, bunt-schimmernde, lecker animierte Bilderwelten tun sich hier auf, wenn dieser Kult-Kater im Überlebensring revivelt. (Sagt man so?) Trainiert. Loslegt. Im Familienprogramm. Ist toll anzuschauen (= 4 PÖNIs).
5.) Der weihnachtliche TV-TIPP ist diesmal frühzeitig annonciert und kommt aus Australien. Hatte hierzulande am 21. August 2012 deutsche DVD-Veröffentlichung und läuft nun am nachmittäglichen Heiligabend-Kino im WDR-TV-Programm. Mit einem Hunde-Star an der Front. Titel: „RED DOG – EIN HELD AUF VIER PFOTEN“ heißt der Hammer von Film ab 13.15 Uhr. „Ist ein ein filmtierischer Herz-Hammer“ urteilte ich damals angetan-zustimmend. Was nachzulesen ist (s. Heimkino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs). Die Empfehlung gilt!
6.) MUSIK: An diesem Sonntag, 1. Weihnachtsfeiertag zeigt das ZDF ab 23.20 Uhr den hochgeschätzten, sehr gemochten britisch-amerikanischen Komödien-Klassiker „TATSÄCHLICH … LIEBE“ von 2003. Mit viel Promi-Besetzung. Wie BILL NIGHY, der auch einen flotten Christmas-Song film-technisch beisteuert, und DEN mache ich umgehend zum Lieblingsmusikus der Woche. Viel Vergnügen:
Wünsche eine natürlich erstklassige „Christmas Is All Around“-Woche.
HERZliche Weihnachtsgrüße und bis bald: PÖNI PÖnack
email: kontakt@poenack.de