PÖNIs BLOG (214): Daten; „IN MY MIND“; „ZEITEN DES UMBRUCHS“; „BONES AND ALL“; „Grump“; „Shattered – Gefährliche Affäre“; TV-TIPPs; „SIXTEEN TONS“

0.)   black box ist der hiesige Filmpolitische Informationsdienst betitelt. Die Ausgabe 306, Oktober 2022, meldet gerade: „Zuerst die gute Nachricht: Die Nachfrage nach Filmen und Serien ist ungebrochen. Laut FFA ist ein Allzeithoch für Bewegtbildunterhaltung zu verzeichnen. 1,8 Milliarden Euro wurden für Home Video und Kino im ersten Halbjahr 2022 ausgegeben. Auf den Verkauf von Kinotickets entfallen 321 Mio. Euro. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2019 lag der Umsatz an der deutschen Kinokasse noch bei 486 Mio. Euro. Und die alarmierende Nachricht lautet: Mit über 1,1 Milliarden Euro erreichten die Streamingdienste den höchsten Wert in der Langzeitbetrachtung“. 

Und wie dem Nachrichtenportal „OFDb – Kinostarts in Deutschland“ zu entnehmen ist, starten in dieser Woche insgesamt 21 neue Filme in den bundesdeutschen Lichtspielhäusern.

1.)   Number One-SERIEN-KLASSIKER. Titel = „IN MY MIND“Die Stichworte: 1.) DER HELD. Der seiner Zeit weit voraus war. PATRICK McGOOHAN. Geboren am 19. März 1928 in Astoria, New York City, gestorben am 13. Januar 2009 in Los Angeles, Kalifornien. Patrick Joseph McGoohan war ein irisch-US-amerikanischer Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur: Obwohl in den USA geboren, erlangte er vor allem  Bekanntheit durch englische Filme und Fernsehserien (wie zum Beispiel: in der Schwarzweiß-Serie „Geheimauftrag für John Drake“). McGoohan sollte nach dem Willen seiner Mutter eigentlich Priester werden. Nach der Schule, in der er sich in Mathematik und im Boxen auszeichnete, wurde er zunächst Hühnerfarmer, Bankangestellter und Lastwagenfahrer, bis er eine Anstellung als Bühnenmanager bekam. Zu seiner ersten Rolle kam er durch die Erkrankung eines Schauspielers, für den er einsprang. 2.) D I E legendäre britische S E R I E: „NUMMER 6“ (Originaltitel: „The Prisoner“). Die aus 17 Folgen bestand. ER verantwortete: Idee, Drehbuch, Produktion, und ER war vor allem als Hauptdarsteller unterwegs. Ausführliche Details sind in meinem Artikel vom 2. Dezember 2010 zu finden (s. ARCHIV/5 PÖNIs). Die Serie, gedreht im nördlichen Wales, weist bereits einige Merkmale der Postmoderne auf, auch wenn dieser Begriff zum Zeitpunkt der Produktion – die späten 1960er Jahre – noch nicht etabliert war. Sie gilt als Meilenstein der Fernsehunterhaltung.

3.) Der Anlass, sich heute mit diesem phantastischen Serien-JAHRHUNDERTWERK zu befassen, ist ein bei NETFLIX herausgekommener faszinierender Dokumentarfilm von CHRIS RODLEY, Titel: „IN MY MIND“. Der 78minütige Film erzählt eine von Chris Rodleys frühen Erfahrungen als Filmemacher: von seinem Versuch, Patrick McGoohan zu interviewen  – etwas, dem sich McGoohan zuvor widersetzt hatte. Bis McGoohan langsam begann, seine innersten Gedanken über sein Konzept von „The Prisoner“ auszubreiten. Zusammengesetzt vom Autoren-Regisseur Chris Rodley, mit Interviews von wichtigen Hinter-den Kulissen-Beteiligten sowie mit seiner Tochter Catherine McGoohan, die aufschlussreiche und fundierte Ansichten über ihren Vater bietet, über seinen damaligen emotionalen und psychologischen Zustand berichtet; mit hintergründigen Serien-Einblicken und Motiven verbindet. Zusammen mit nie zuvor gesehenem Archivmaterial ergibt sich mit „IN MY MIND – auch per DVD-Juwel mit Bonusmaterial –  nunmehr die endgültige Geschichte von ‚The Prisoner‘, erzählt vor allem natürlich von ihrem Schöpfer. PATRICK McGOOHAN. 

4.)  Fazit:  Die Serie, die internationalen Kultstatus genießt, ist nach heutigem Verständnis der Kategorie Mystery-Fernsehserien zuzuordnen und gilt somit als ein Vorläufer zu den späteren Mystery-Erfolgen wie Twin Peaks und Akte X. „Hinter jeder Episode von ‚The Prisoner‘ verbirgt sich neben der politischen immer auch jeweils eine soziologische, psychologische oder philosophische Frage. Ob es um das Wesen der Identität in der Moderne geht, die Kafkaeske/Camussche Absurdität eines Anrennens gegen ‚die Macht‘ oder die Konstruktion des eigenen Lebens(ver)laufs durch Nacherzählung: ‚The Prisoner‘ findet für all diese Themen einen ‚Agenten‘, der die durchleben kann: „NUMMER 6″ (Stefan Höltgen: F.LM – Texte zum Film).  (= 5 PÖNIs; sowohl für die Serie wie auch für die sehr beachtenswerte Dokumentation: „IN MY MIND“).

2.)   AMERIKA – DAS DRAMA. Titel = „ZEITEN DES UMBRUCHS“ von James Gray (B, Co-Produktion + R; USA 2021; K: Darius Khondji; M: Christopher Spelman; 115 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.11.2022). James Gray, geboren am 14. April 1969 in New York City, hat sich mit Filmen wie „The Yards – Im Hinterhof der Macht“ (2000); „Die versunkene Stadt Z“ (2017/s. Kino-KRITIK/3 PÖNIs) und „Ad Astra – Zu den Sternen“ (2019/mit Brad Pitt) bekannt und geschätzt gemacht. Sein aktueller Spielfilm ist ein spannendes Coming-Of-Age-Drama über Amerika-intim, über Familie, Freundschaft, den leidseligen Rassismus, vereint in der – für viele aussichtslosen – Suche nach dem amerikanischen (Erfolgs-)Traum. New York im Spätsommer 1980. Paul (BANKS REPETA) ist das jüngste Mitglied einer gut situierten jüdischen Familie. Doch zwischen seiner vielbeschäftigten Mutter Esther (ANNE HATHAWAY), seinem strengen Vater Irving (JEREMY STRONG) und seinem streitsüchtigen Bruder Ted (RYAN SELL) fühlt er sich oft auf sich allein  gestellt. Einzig sein liebevoller Großvater Aaron (ANTHONY HOPKINS) scheint ihn wirklich zu verstehen und seine Interessen zu fördern. Als er zu Beginn des neuen Schuljahres den Schwarzen Jonathan (JAYLIN WEBB)  kennenlernt, einen „Sitzenbleiber“, der in ärmlichen Verhältnissen bei seiner kranken Großmutter lebt und der allen Problemen zum Trotz fest an Werte wie Ehrlichkeit und Loyalität glaubt, scheint sich eine Freundschaft zu entwickeln. Doch es dauert nicht lange, bis Paul immer mehr bewusst wird, dass der Alltag und das Leben überhaupt nicht auf Chancengleichheit setzt. Bei seiner Weltpremiere auf den Filmfestspielen in Cannes erhielt James Grays teils autobiografisches Drama Ovationen. Schließlich geht es um Amerika, das geprägt ist von allgegenwärtigem Rassismus, elitären Machtgefügen und tiefgreifenden Vorurteilen. Gedanken-Motto: Die 80iger Jahre und wie sie im heutigen „America first“ weiter existieren (= 4 PÖNIs).

3.)   Schmeckt’s denn? Titel = „BONES AND ALL“ von Luca Guadagnino  (Co-Produktion + R; Italien/USA 2021; B: David Kajganich; nach dem gleichnamigen Roman von Camille DeAngelis/2015; K: Arseni Khachaturan; M: Trent Reznor; Atticus Ross; 131 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.11.2022). Besondere Exoten wirbeln hier herum. Die lieben, futtern und suchen. Lieben: Maren (TAYLOR RUSSELL) und Lee (TIMOTHÉE CHALAMET). SIE lebt am Rande der Gesellschaft. ER mimt den temperamentvollen Außenseiter. Beider Lust und Laune  –  ihre Kannibalen-Lust in Schwung zu bringen. Zu halten. „Knochen und alles“ sortiert die Leidenschaft für Menschenfleisch, vereint: Romanzen-Romantik, Menschen komplett Auffuttern und im übrigen IHRE Mutter zu suchen, die sie nie kennengelernt hat Das beziehungsweise DIE soll ihr helfen zu verstehen, warum sie das dringende Bedürfnis verspürt, öfters Menschen, die sie liebt, zu töten und vollständig aufzuessen. Als die beiden Teenies mit ihrer Odyssee starten, die sie durch Schleichwege, versteckte Durchgänge und Hintertüren im Amerika der Reagan-Ära führt, meldet sich immer wieder dieser blutige Appetit. Bei mir verschwand der Unterhaltungsfilm mehr und mehr, also bald schon, im cineastischen Abgrund. Ich musste danach erst einmal eine „normale“ Currywurst verspeisen (= 1 PÖNI).

4.)   LAHM. Titel = „GRUMP“ von Mika Kaurismäki (Finnland/D 2021; B: Daniela Hakulinen; Tuomas Kyrö; nach der Roman-Vorlage von Tuomas Kyrö; K: Jari Mutikainen; M: Anssi Tikanmäki; Eemil Tikanmäki; Eljas Tikanmäki; 109 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.11.2022). Ach, was bietet diese öde Co-Produktion nur für Langeweile an: „Ich singe nicht; ich tanze nicht; ich trinke auch nicht“; manchmal trinke ich Milch“: Oller finnischer Zausel, eben Grump (HEIKKI KINNUNEN), ist meistens mies gelaunt. Typisch Stinkstiefel-Niete. Jetzt hat er auch noch seinen geliebten „Klassiker“ verloren, also zu Schrott gefahren, seinen roten 72’er Ford Escort. Also holt er von der Bank gesparte Euros ab – „Mein Auto ist tot“ und „Ich mag eben Sachen, die ich kenne“ – und  macht sich auf den (Flug-)Weg nach Hamburg, wo es „so einen Escort“ gibt. Wie es in der Zeitung stand. Dort wird der mürrische, simple Oldie mit der ekligen Fell-Mütze erst einmal überfallen und beklaut, dann trifft er im Krankenhaus seinen Bruder Tarmo (KARL VÄÄNÄNEN) nach 50 Jahren wieder; gemeinsam macht man sich auf rote Autosuche. Und beginnt das Abenteuer, aus der zerschrobenen finnischen Familie ein nettes Bündnis „herzustellen“. Lahm, dumm und dümmer, entsetzlicher Quatsch in Finnisch/Deutsch/mit Auch-Untertitelung (= 2 PÖNIs).

5.)   DÜRFTIG. Titel = „SHATTERED – GEFÄHRLICHE AFFÄRE“ von Luis Prieto (Co-Produktion + R; USA/D/Schweiz 2021; B: David Loughery; Co-Produktion u.a.: Veronica Ferres; John Malkovich;  K: Juanmi Azpiroz; M: Tom Howe; 92 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.11 .2022). Gab es bereits in – viel – besseren Klassikern wie „Eine verhängnisvolle Affäre“ (Michael Douglas/Glenn Close) und „Basic Instinct“ (Sharon Stone): Reicher einsamer = getrennt von Frau und Kind komfortabel lebender Fatzke-Millionär (CAMERON MONAGHAN) lässt sich von schmucker Blondie erst einlullen, dann „betreuen“, weil er sich übel verletzt hat, als bei ihm Autoklau angesagt war. Doch „die Krankenschwester“ (LILLY KRUG) hegt gemeine Gewinnpläne. Während „nebenbei“ JOHN MALKOVICH (als Vermieter Roland) mit kurzen Außenseiter-Auftritten mehr für darstellerische Zündung sorgt als insgesamt die dümmliche Story und das lächerliche Ensemble. Oder auch umgekehrt. Dieser Streifen war eigentlich gleich fürs Heimkino vorgesehen, heißt es. Was gereicht hätte (= 1 PÖNI).

6.)   TV-TIPPs: 4 „Oscars“ heimste der Film „NO COUNTRY FOR OLD MEN“ von Joel und Ethan Coen 2008 ein: „Bester Film“; „Beste Regie“; „Bestes adaptiertes Drehbuch“ sowie „Bester Nebendarsteller/JAVIER BARDEM. An diesem Samstag-Abend (26.11.) präsentiert ZDF NEO ab 22.35 Uhr einen verstörend-radikalen Western-Thriller im Programm (s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs).

Während am nächsten FEITAG (2.12.) ab 23.35 Uhr 3sat  mal wieder einen Western-Leckerli-Klassiker loslässt: „D J A N G O“ von Sergio Corbucci aus dem Jahr 1966. Mit dem unvergesslichen Titel-Schützen FRANCO NERO (s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs).

7.)   MUSIK: SIE ist mir zufällig über den Ohr-Weg gelaufen: Die Bluegrass-Band  „SOUTHERN RAISED“  aus Branson/Missouri. Ihre Interpretation von  „SIXTEEN TONS“  ist ein Ohrwurm und taugt richtig was als mein Lieblingslied der Woche: Viel Spaß!

Wünsche eine grassige Woche.

HERZlich:   PÖNI PÖnack

email:   kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

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