PÖNIs BLOG (211): Fußball säuft ab; „MENSCHLICHE DINGE“; „WIR SIND DANN WOHL DIE ANGEHÖRIGEN“; „AMSTERDAM“; „TENOR“; „Wer gräbt den Bestatter ein?“; AMY WINEHOUSE!

0.)   Jeden Tag ist inzwischen Football-Day. In Stadien wie im Fernsehen. So dass die gute Fußball-Laune ständig abstinkt. Viel zu viel Ballgetöse. Und es wird schlimmer. Stichwort: Die Fußball-Katar-WM startet bald. Eine Veranstaltung, die SO niemand braucht; außer die gierigen Geldvermehrer. Gerade meldet t-online im Netz: „Katar bezahlt Fans für gute Stimmung und Spionage“. Und weiter: „Zuletzt enthüllte bereits die niederländische Rundfunkanstalt NOS, dass 50 Fans der Nationalmannschaft für Imageauftritte gekauft wurden. Jetzt bestätigt auch die englische Tageszeitung ‚The Times‘ die Berichte. Demnach werden 40 englische und walisische Fußballfans für gute Stimmung und Spionage bezahlt. Flug und Unterkunft werden gestellt, zudem erhalten die Anhänger Freitickets und 60 Pfund (etwa 69 Euro) pro Tag. Im Gegenzug müssen die Fans mindestens zwei Wochen in Katar verbleiben, im richtigen Moment Fangesänge anstimmen und somit eine positive Atmosphäre in den Stadien vortäuschen“. Die nächste Überschrift lautet: „So sollen die Fans Spionage betreiben“. Der dazugehörige Text meldet: „Die Fans sollen sogar einen Verhaltenskodex unterschrieben haben, in dem festgehalten ist, dass sie den Gastgeber nicht verunglimpfen dürfen. Außerdem sollen sie als Spione agieren, in dem sie die sozialen Medien nach Katar-kritischen Beiträgen absuchen und ‚alle anstößigen, herabwürdigenden oder beleidigenden Kommentare‘ melden“   (t-online.de).

1.)   #MEE TOO-DEBATTE. Titel = „MENSCHLICHE DINGE“ von Yvan Attal (B + R; Fr 2020; nach dem Roman „Les Choses Humaines“ von Karine Tuil/2019; K: Rémy Chevrin; M: Mathieu Lamboley; 139 Minuten; deutscher Kino-Start: 3.11.2022). Eigentlich sollte selbstverständlich sein: Respekt vor „emotionalem Zugriff“. Zwischen Männer und Frauen. Zwischen Frauen und Männer. Man könnte meinen, die Farels wären eine Familie wie aus dem französischen Bilderbuch: Jean Farel (PIERRE ARDITI) ist ein einflussreicher, prominenter Fernsehjournalist, dem gerade ein Orden verliehen werden soll; seine Ehefrau Claire (CHARLOTTE GAINSBOURG) ist eine „öffentliche“ Intellektuelle, die bekannt ist für ihr feministisches Engagement; ihr gemeinsamer Sohn Alexandre (BEN ATTAL) ist gutaussehend, sportlich und studiert in Kalifornien an einer Elite-Uni. Bis eines Tages die Polizei vor der Tür auftaucht: Ausgerechnet die 16-jährige Tochter Mila (SUZANNE JOUANNET) von Claires neuem Lebensgefährten hat Anzeige wegen Vergewaltigung durch Alexandre erstattet. Von jetzt auf gleich zeigt die glanzvolle familiäre, bürgerliche Fassade gefährliche Risse. „Die Dinge“ entwickeln sich. Auf dass das Leben aller Beteiligten aus den Fugen gerät. „Wegen eines Aktes von 20 Minuten“  – ein Satz, für den Alexandres Vater einen Twitter-Shitstorm kassiert.

Das Drama. Mit aufkommenden vielen Debatten. Die für eine Unmenge von Fragen und Antworten sorgen. Dann auch im Gerichtssaal. Wo fängt eine Vergewaltigung an? Was genau ist sexueller Konsens? Wo liegen die Grenzen von Lust? Der französische Autoren-Regisseur Yvan Attal, zuletzt 2018 mit seinem Film „Die brillante Mademoiselle Neila“ auch hierzulande imponierend (s. Kino-KRITIK), setzt ein Drama in Bewegung, bei dem sich Geschlechterpositionen längst verändert haben. Wahrhaftiger geworden sind. Motto: Frauen lassen sich nicht mehr als Kerle-Geisel triezen. Von wegen: die auslaufende Allmacht des Dominanten, Männlichen, des Großbürgers. Gestrige übliche Grenzüberschreitungen sind heute gesellschaftlich und juristisch inakzeptabel. Daran müssen sich viele Männer immer noch gewöhnen.

Was für eine spannende filmische Ätherwelle von Gedanken-intensivem Lichtspielduell (= 4 PÖNIs).

2.)   UNMENSCHLICH. GRAUENHAFT. Titel = „WIR SIND DANN WOHL DIE ANGEHÖRIGEN“ von Hans-Christian Schmid (Co-B + R; D 2021; Co-B: Michael Gutmann; basierend auf dem gleichnamigen autobiographischen Buch von Johann Scheerer; K: Julian Krubasik; M: The Notwist; 118 Minuten; deutscher Kino-Start: 3.11.2022). Zwei Täter überwältigten Jan Philipp Reemtsma am 25. März 1996 gegen 20:20 Uhr auf seinem Grundstück in Hamburg-Blankenese. Sie hinterließen einen mit einer Handgranate beschwerten Brief mit einer Lösegeldforderung von 20 Millionen-D-Mark.

Der Sozialforscher Jan Philipp Reemtsma hat die Erlebnisse in Zusammenhang mit seinem 1997 erschienenen Buch „Im Keller“ dargestellt. Sein Sohn Johann Scheerer reflektiert die Ereignisse aus Sicht der Familie in dem 2018 veröffentlichten Buch „Wir sind dann wohl die Angehörigen. Die Geschichte einer Entführung“. Zum Zeitpunkt der Entführung war er 13 Jahre („Ich hab vorher nicht gewusst, was Angst ist und was sie mit einem macht. Vorher hab ich gedacht, ihr seid sowieso da und passt auf mich auf“): Der Autoren-Regisseur HANS-CHRISTIAN SCHMID (Debütfilm: „Nach fünf im Urwald“/1995) schuf den Film aus der Perspektive der Angehörigen, als erschütterndes Familiendrama. Besetzt mit einem entsetzlich-guten Ensemble.

Für den 13-jährigen Johann (CLAUDE HEINRICH) ist an einem Tag des Jahres 1996 plötzlich nichts mehr wie zuvor. Mit der Entführung seines Vaters (PHILIPP HAUß) erlebt er zum ersten Mal in seinem Leben wirkliche Angst. Wird Zeuge beklemmender 33 Tage. Polizisten werden zu Hausgenossen mit fragwürdiger Kompetenz. Zwischen gescheiterten Geldübergaben erreichen ihn die verzweifelten Briefe seines Vaters. Dabei wird immer deutlicher, dass das Leben des Vaters nur entgegen der Polizeistrategie zu retten ist.

„Wir sind dann wohl die Angehörigen“ besitzt eine ungeheure emotionale Dichte, mit Gefühlen, die packend unter der Haut zündeln. Dabei sind besonders „die Kleinigkeiten“ von atmosphärischem Wert; wenn es darum geht, die bedrückende, verzweifelte Ohnmacht der Angehörigen ohne dicke Ausrufungszeichen einzubinden. Wie überhaupt die bedrückenden Bilder der Spannungsdramaturgie für eine beklemmende, wütende, ebenso hilflose atmosphärische Anteilnahme sorgen. Ein wahnsinnig interessanter, aufregender Spielfilm über eine nachhaltige deutsche Tiefgang-Panik  (= 4 PÖNIs).

3.)   Kriege aus zeitlichen Gründen die geplante ausführliche Kritik des 134minütigen köstlich-chaotischen Spielfilms „AMSTERDAM“ von DAVID O. RUSSELL (= 3 1/2 PÖNIs) nicht hin. Dabei zählt dieser heute 64jährige David Owen Russell zu einem der positiv-hinterfotzigsten Autoren-Regisseure des schrägen, linken Hollywood, s. zum Beispiel „American Hustle“ (2014 /s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs), aber auch „Silver Linings“ (2012); „The Fighter“(2010) oder „Three Kings – Es ist schön König zu sein“ (1999). Bei denen Promis sich drängten, um bei seinen filmischen Eskapaden mitmischen zu dürfen. Wie hier auch –  bei namhaften Akteuren wie CHRISTIAN BALE; MARGOT ROBBIE; JOHN DAVID WASHINGTON; ANDREA RISEBOROUGH; MICHAEL SHANNON; RAMI MALEK; ROBERT De NIRO u.v.a.   Es heißt, Russell sei am Set ein Choleriker. Interessant. Peter Debruge schreibt in „Variety“, dass Russell in seinem Film die deutlichen Parallelen zwischen diesem dunklen Kapitel in der Geschichte der USA (wo Faschisten sich bemühen, die Macht an sich zu reißen  – d. Autor) und der gegenwärtigen Situation zeige, in der nationale Spaltungen die Demokratie des Landes bedrohen. WER MAG DA WOHL- USA-AKTUELL MIT-GEMEINT SEIN?

4.)   DURCHLAUFEND. Titel = „TENOR“ von Claude Zidi Jr. (Co-B + R; Fr 2021; Co-B: Raphael Benoliel; Cyrille Droux; K: Laurent Dailland; M: Laurent Perez del Mar; 101 Minuten; deutscher Kino-Start: 3.11.2022). Er heißt Antoine (MB14). Ist ein talentierter Rapper, hat Zoff mit Gangs, belegt einen Mathematik-Kurs an der Uni, um möglicherweise Buchhalter zu werden; schlägt sich als Lieferdienst-Kurier in den Pariser Banlieues durch die Zeit. Trifft bei einer Sushi-Lieferung zufällig auf die erfahrene Madame Loyseau (MICHÉLE LAROQUE), die sein Talent als Opernsänger erkennt. Was für ihn fortan ein Doppelleben bedeutet. Weil er sein Talent lieber in seinem Milieu verbirgt. Denn bekannt-macht. Ein Doppelleben ist annonciert. Zwischen Ober- und Unterschicht. Schließlich ist Madame Feuer und Flamme für diese stimmliche Entdeckung. Ziemlich konstruiertes Kinostück in der Wellenlänge Vorstadt-Rapper mit dann Opernsänger-Ambitionen. Läppert sich über langatmige Unterhaltungsrunden (= 2 PÖNIs).

5.)   BAYERISCHER MUFF. Titel = „WER GRÄBT DEN BESTATTER EIN?“ von Tanja Schmidbauer (Co-B + R; D 2021; Co-B: Michael Probst; Andreas Schmidbauer; Thomas Schmidbauer; K: Lukas Nicolaus; M: Louis Edlinger; 102 Minuten). Bayerisches Gedöns. Bei der eingangs eine Katze vom Auto totgefahren wird. Ist nicht lustig. Auch nicht lustig sind die Geschehnisse in der Gemeinde Greisendorf. Wo bei einer krampfigen Schafkopfrunde im Wirtshaus der Bestatter Bartl am Tisch verstirbt. Was den Bürgermeister veranlasst, dies nicht bekannt zu machen. Schließlich steht sein Nest mit der Nachbargemeinde Neubrunn im „Wettbewerb“. Um die künftige Ruhstätte der 114-jährigen Frau Gruber. Der ältesten Deutschen. Deren Ableben „erwartet“ wird. Was dann für eine gigantische Medienaufmerksamkeit sorgen soll. Was dann filmisch folgt, ist lahmiger Gaudi-Blödsinn. Zum ulkigen Leichenstarren-Kino-Anschauen nicht geeignet (= 1/2 PÖNI).

6.)   MUSIK: Ich liebe diesen Song. Vom Gesangsgenie AMY WINEHOUSE (14. September 1983 – 23. Juli 2011). „BACK TO BLACK“. Es war das zweite Studioalbum von ihr. Erschien im Oktober/November 2006 in den USA und Europa. Das Album ist mit über 20 Millionen verkauften Exemplaren unter den weltweit meistverkauften Musikalben. Die gleichnamige Single ist die dritte Auskoppelung aus dem Album und wurde am 30. April 2007 veröffentlicht. Ist bei mir in dieser Woche meine Lieblingsmusik:

Wünsche eine wundervolle Soul- and R&B-Woche.

HERZlich:   PÖNI PÖnack

email:   kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

 

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