PÖNIs BLOG (188): LONDON mit ABBA; „TOP GUN 2“; Erstklassiger Heimkino-WESTERN: „OLD HENRY“; KINO stellt fest: „ALLES IN BESTER ORDNUNG“; Klug, wichtig: „MAIXABEL“; RAY LIOTTA; TV-TIPSS; MUSIK

0.)   SIE wohnt in Baden-Baden, ich in Berlin-Charlottenburg. WIR kennen uns schon lange und mögen uns trotzdem. UND – wir lieben: MUSIK. Besonders DIE von „ABBA“. Die Generations-übergreifenden Schweden haben im Vorjahr – nach rund vierzig Jahren – ein neues Album veröffentlicht: „Voyage“. Ein Riesen-Hit. Die erfolgreichste Platte 2021. Und es läuft gleich weiter. Mit IHNEN auf der Bühne der Extra-für-sie hergestellten „ABBA ARENA“, südlich des Londoner Olympiastadions. Doch halt, „Mit Ihnen“ ist übertrieben, denn sie temperieren die Konzert-Show als Avatare. Als digital generierte Selbstbildnisse von: Agnetha Fältskog, Benny Andersson, Anni-Frid Lyngstad und Björn Ulvaeus. „Himmelfahrt“ ging es los; die Begeisterung swingt gerade durch die Radio- und TV-Stationen. Und ich explodiere mit. Denn zu meinem Geburtstag (am Montag, 30. Mai) höre ich aus der Ferne von einer Einladung gen London. Einschließlich Konzert- und Tanz-Vergnügen. WIR werden demnächst dorthin düsen. Ich flippe schon mal aus. Probeweise. Während auf dem Plattenteller den ganzen Tag ABBA ruft. ABBA-tare  –  wir kommen.

1.)    WESTERN DER LÜFTE. Titel = „TOP GUN: MAVERICK“. Von JOSEPH KOSINSKI (USA 2018/2019; B: Christopher McQuarrie; Ehren Kruger; Eric Warren Singer; Produktion u.a.: Jerry Bruckheimer; Tom Cruise; K: Claudio Miranda; M: Harold Faltermeyer; Lady Gaga; Hans Zimmer; Lorne Balfe; 131 Minuten; deutscher Kino-Start: 25.5.2022). Maverick? „Das Rufzeichen MAVERICK geht auf den amerikanischen Anwalt und Viehzüchter Samuel A. Maverick (1803 – 1870) zurück. Im Gegensatz zu den übrigen Züchtern brandmarkte er seine Rinder nicht. Kälber ohne Brandzeichen werden seither auf Englisch ‚Mavericks‘ genannt. Im englischen Sprachgebrauch ist seitdem ein Maverick eine Person, die Unabhängigkeit in Denken und Handeln zeigt, ein Nonkonformist, Rebell oder Außenseiter. Im deutschen Sprachgebrauch beschreibt die Bezeichnung ‚Alleingänger‘ einen Maverick am ehesten“ (Wikipedia).

Und da sind wir auch schon bei: Tom Cruise. Damals war’s. Am 7. August 1986 hatte der Ami-Streifen „Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ von Tony Scott bundesrepublikanischen Kino-Start. Die Kritiken waren überwiegend: ablehnend. Im Lexikon des Internationalen Films stand (und steht) u.a.: „Ein junger Draufgänger geht durch die harte Schule einer Elite-Klasse für amerikanische Luftkampfpiloten und wächst nach zahlreichen Rückschlägen zu einer Persönlichkeit, was auch mit privatem Glück belohnt wird. Ein in verführerischen  Bildkompositionen aufgelöstes Hohelied auf die militärische Gemeinschaft, die jungen Menschen Aufstieg, Erfüllung und ein hohes Maß an Abenteuerlichkeit bietet. Distanzlos und plakativ, in der auf ungebrochene Faszination setzenden Direktheit äußerst zwiespältig“. Im Westberliner TIP-Magazin lautete damals das Urteil des Kritikers Alfred Holighaus: „Überflüssig, abstoßend, fürchterlich“. Und: „…sieht so aus, als habe Leni Riefenstahl einen überdimensionalen Trailer für die US Air Force gedreht“. Der TIP-Filmspiegel annoncierte zudem: Von den dort vertretenen bundesdeutschen 11 Kritikern hatten 6 „Das Aufrüstungskino“ gesehen; 4 befanden es „ärgerlich“, während 2 es „uninteressant“ benoteten.

TOM CRUISE, Jahrgang 1962 (= wird demnächst, am 3. Juli, 60 Jahre alt), ist 36 Kinojahre-später als tadellos dunkelfrisierter Capt. Pete „Maverick“ Mitchell wieder mit-dabei. Ich sah den neuen Film am Kurfürstendamm, im dortigen – fast ausverkauften – Spitzenkino „Astor FilmLounge“, wo anfangs etwas und am Ende viel Beifall brandete. Die Leute haben offensichtlich viel Lust auf diesen WESTERN DER LÜFTE. Gehabt. Bei dem der bekannte Testpilot wieder in den Kampf- bzw. Kriegsring zurückkehren muss. Denn ein namenloser Schurkenstaat ist gerade dabei, waffenfähige Atommunition zu sammeln, um es bald in Richtung Maverick-Home abzufeuern. Also wird der Pete-Oldie aktiviert, der bislang jede Beförderung abgelehnt hat, um ja nicht als Bürokrat zu enden, um dem Nachwuchs zu zeigen, „was ’ne Harke ist“. Natürlich gibt’s privaten Zoff, denn die Jungen von heute nehmen ihren „alten Chef“ erst einmal nicht ernst, aber dies soll sich bald „korrigieren“. Dann ist noch ein wenig Liebesgeplänkel angesagt, mit Penelope „Penny“ Benjamin  (JENNIFER CONNELLY), Motto: wie die Emotionen halt so lächelnd schnulzen, bevor in den Wolken Krieg „geübt“ wird. Immer heißer, immer härter, immer aufwendiger. Motto II: Von wegen diese sagenhaften akrobatischen, riskanten Manöver. Mit Tom Cruise als moderner John Wayne, dessen Action-Fähigkeiten enorm sind. Und dessen Risikostufen mehr als riskant dröhnen. Während die Musik von dem Faltermeyer-Lady Gaga-Zimmer-Balfe-Quartett für die jeweilige stimmige Begleitung sorgt. Und nebenbei Stars wie Ed Harris, Val Kilmer und Anthony Edwards (als LTJG Nick „Goose“ Bradshaw) mit Stichworten hantieren. Stellen wir fest – dieses neue Maverick-Produkt klotzt und kracht prächtig. Und Tom, der alte Pete „Maverick“, der teilt mit einer physischen Flug-Wucht-Wut aus…., Donner – Wetter: Furios, schließlich sehr unterhaltsam, auch und gerade mit ein paar leckeren Schnäpsen dazu im bequemen „Astor“-Sessel (= 4 PÖNIs).

2.)   ECHTER WESTERN. Titel = „OLD HENRY“. Von POTSY PONCIROLI (B + R; USA 2021; K: John Matysiak; M: Jordan Lehning; 99 Minuten; deutscher HEIMKINO-Koch Film-Start: 27.5.2022). Der Film hatte seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Venedig am 7. September 2021 und lief in den USA am 1. Oktober 2021 an. Er wurde von der Kritik gefeiert, mit Lob überschüttet für die Geschichte, Poncirolis Regie und der Hauptdarsteller-Leistung von – Co-Produzent – TIM BLAKE NELSON. Der amerikanische „Nationale Prüfungsausschuss“ wählte den Film in seine jährliche Liste der „Top Ten der unabhängigen Filme des Jahres“. Oklahoma 1906. Henry Mc Carty (TIM BLAKE NELSON /„The Ballad of Buster Scruggs“ / s. Kritik im BLOG 123) hat sich zurückgezogen. Gemeinsam mit seinem 16jährigen Sohn Wyatt (GAVIN LEWIS) lebt er auf einer abgeschiedenen Farm. Die Ehefrau und Mutter ist vor zehn Jahren verstorben. Es herrscht ein rüder Ton, und der Alltag ist anstrengend; doch in dieser abgelegenen Gegend haben Vater und Sohn ihre Ruhe. Bis…, bis Henry einen schwer verletzten, besinnungslosen Reiter draußen entdeckt. In dessen Ledertasche sich eine Menge Geld befindet. Henry bringt den Mann in sein Haus und beginnt ihn aufzupäppeln. Dessen Geld und seine Pistole versteckt er in einem Schrank. Was Wyatt, der dies beobachtet, neugierig macht. Als Curry (SCOTT HAZE) aufwacht, behauptet er, ein Sheriff zu sein, der von Banditen überfallen wurde. Als drei Männer, als Sherrifs getarnt, die Farm erreichen und sich nach einem verletzten Mann erkundigen, leugnet Henry McCarty, diesen gesehen zu haben. Das Schlamassel beginnt sich zu positionieren. Doch hinter diesem spröden und unterschätzten Hausherren Henry McCarty verbirgt sich ein geheimnisvoller Outlaw.

Der vierte Film des Autoren-Regisseurs POTSY PONCIROLI ist darstellerisch exzellent besetzt und brillant erzählt. Zeigt sich unbarmherzig-konsequent und spannend sowie doppelbödig. TIM BLAKE NELSON als eigentlich besonnener Cowboy mit Vergangenheit und sein Kontrahent STEPHEN DORFF („Blade“) spielen die Hauptfiguren in diesem Action-Western, der mit überraschenden Wendungen verblüfft. Bei seiner Premiere auf dem letztjährigen Venedig-Filmfest wurde „Old Henry“ als Sensationserfolg gefeiert und seitdem in einem Atemzug mit Genre-Klassikern wie „True Grit“ und eben „The Ballad Of Buster Scruggs“ genannt. Warum solch eine packende, faszinierende Western-Hymne nicht die hiesigen Kinos erreicht hat, ist rätselhaft. Um so heftiger gilt die Empfehlung für das heimische Kino (= 4 PÖNIs).

3.)   UNTERHALTUNG: GELUNGEN! Titel = „ALLES IN BESTER ORDNUNG“. Von NATJA BRUNCKHORST (Co-B + R; D 2021; Co-B: Martin Rehbock; K: Niklas Lindschau; M: Lambert; 96 Minuten; deutscher Kino-Start: 25.5.2022). Zwei extreme Gegensätze. Also: Personen. Marlen (CORINNA HARFOUCH) und Fynn (DANIEL STRÄßER). Thema: „Die Ordnung ist die Lust der Vernunft, aber die Unordnung ist die Wonne der Phantasie“ (Paul Claudel). Als sie sich begegnen, ist es normale Abscheu. SIE, Marlen, die tagsüber unauffällig als Zahntechnikerin tätig ist (und sich auch nicht vom Chef – köstlich: JOACHIM KROL – anbaggern lässt) und private Kontakte meistens vermeidet. ER, Fynn, der einfach durch die Welt düst, um Kaputtes zu reparieren. Ihre Wohnung ist voll. Voll=gefüllt. Mit wirklich allem, was man finden, behalten kann beziehungsweise aufzuheben versteht. Keine Details, denn diese Aufzählung würde, zeitlich, Stunden benötigen und viel Kraft erfordern. Dennoch – er, der im Haus eine Etage über ihr wohnt, zieht kurzfristig bei ihr ein. Wasserschaden lautet das Fiasko. „Krieg‘ doch erst einmal dein Leben in den Griff“, mault sie. Und: „Wie ist das so, wenn sich das Leben in einem Rucksack befindet?“ Um dann zuzugeben = zu rekapitulieren: „Ich habe Mitleid mit Dingen. DAS -hier habe ich am Straßenrand gefunden“. Deshalb wird aber auch ALLES aufgehoben. Gesammelt. Zwei Lebenskünstler füllen ihr Leben. Mit Das-und Dies-Sein. Beide sind alleine und versuchen nunmehr, mit sich und „allem/n Anderen“ klarzukommen. Wir schauen bei deren interessanten Lebenskonzepten zu und bemerken, wie pointiert so manche Poleposition in Sachen Viel und Wenig kommentiert wird. Weil die beiden „Pflegefälle“ Corinna Harfouch & Daniel Sträßer (= gegenwärtig ein „Tatort“-Kommissar aus Saarbrücken) anfangs weniger, dann schon immer mehr erkennen: Zulassen ist erwünscht. Erforderlich. Auch als Nachgeben bekannt. Motto: Wenn zwei pikante Charaktere sich zünftig wie pfiffig zu reiben verstehen (= 3 1/2 PÖNIs).

4.)   GELUNGEN. ES SCHMERZT. Titel = „MAIXABEL“(Gesprochen: Maischabel). Von ICÍAR BOLLAÍN (CoB + R; Spanien 2021; Co-B: Isa Campo; K: Javier Agirre Erauso; M: Alberto Iglesias; 115 Minuten; deutscher Kino-Start: 25.5.2022). „Hier geht es nicht nur um die ETA und Spanien, das ist kein Religionskonflikt und schon gar kein abgeschlossenes Kapitel. Hier geht es um die Beziehungen zwischen Menschen, Nachbarn, Religionen, Sprachen, Staaten und Ideologien auf der ganzen Welt“ (Programmkino.de). Im Jahr 2000 wird Juan Mari Jáuregui, der frühere sozialistische Zivilgouverneur der baskischen Provinz Gipuzkoa, durch einen Mordanschlag der ETA getötet. Für seine Frau und politische Weggefährtin Maixabel Lasa (BLANCA PORTILLO) bricht eine Welt zusammen. So schwer es ihr fällt, sie muss die Kraft zum Weitermachen finden, für ihre Tochter Maria, für den Dialog, für den sich ihr Ehemann so leidenschaftlich eingesetzt hatte. Elf Jahre später erhält sie eine ungewöhnliche Anfrage aus dem Gefängnis: Zwei der Mörder bitten sie um ein Gespräch. MAIXABEL wagt die Begegnung, gegen alle Widerstände, auch ihre eigenen. Sie stellt sich also dem Dialog mit denen, die ihr so unendlichen Schmerz zugefügt haben: den Mördern ihres Mannes. Dieser Film erzählt die wahre Geschichte und ist keine reine spanische Geschichtsaufarbeitung, sondern berührendes, packendes Kino von großer humanistischer Notwendigkeit. Für unsere Gegenwart. Es ist beeindruckend, wie stark hier die filmisch-thematische Mitnahme gelingt. In der Tat: Ein bewegendes, überzeugendes Drama (= 5 PÖNIs).

(Fotoquelle: Georges Biard (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ray_Liotta_Deauville_2014_3.jpg), „Ray Liotta Deauville 2014 3“, Ausschnitt von mm, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode)

5.)   ABSCHIED: In Hollywood stand sein Name weit oben, aber die Stars waren immer die anderen: Robert De Niro, Sylvester Stallone oder John Travolta. Und wenn ich an IHN denke, verbinde ich ständig vorrangig zwei Filme mit IHM: „GoodFellas“ von Martin Scorsese (1990/s. Kino-KRITIK) und „Hannibal“ von Ridley Scott (2000), die Fortsetzung von „Das Schweigen der Lämmer“. Im ersten stellt er sich, brillant, neben Robert De Niro und Joe Pesci und spielte sie als Gangster Henry Hill aus; und im zweiten Horrorwerk wird ihm als Paul Krendler, einem fiesen Regierungsbeamten, vom Kanibalen Dr. Hannibal Lecter ein leckeres Mal verdonnert, bei dem Paul Krendler – unter Drogen gesetzt und mit geöffneter Schädeldecke – Teile seines eigenen Gehirns verspeist. Sein Name: RAY LIOTTA, geboren am 18. Dezember 1954 in Newmark, New Jersey; gestorben gestern, am 26. Mai 2022, im Alter von 67 Jahren in der Dominikanischen Republik. Er starb nach Angaben seiner Sprecherin „völlig überraschend“ im Schlaf. Ray Liotta hatte sich zu Dreharbeiten für seinen neuen Film „Dangerous Waters“ in der Dominikanischen Republik aufgehalten. „Er ist viel zu jung, um von uns zu gehen“, trauert gerade Robert De Niro.

6.)   TV-Tipps: Am MONTAG, 30.5., präsentiert das ZDF ab 22.15 Uhr den großartigen QUENTIN TARANTINO-Streifen „ONCE UPON A TIME … IN HOLLYWOOD“. Was es mit diesem – „nur“ – 150minütigen (statt 161minütigen), SEHR atmosphärischen Spannungsvermittler-Ereignis  auf sich hat  –  s. Kino-KRITIK (5 PÖNIs).     Während am MITTWOCH, 1.6., ab 20.15 Uhr, ARTE den Tom Tykwer-Klassiker „LOLA RENNT“ von 1998 zeigt. Mit der rothaarigen FRANKA POTENTE. Ein filmisches Berlin- Leckerli von 80 Minuten. 

7.)   MUSIK: „VAN der VALK“ ist eine von mir spät entdeckte britische TV-Krimiserie aus den Jahren 1972 bis 1977 und wieder 1991/1992. Mit BARRY FOSTER in der Rolle des Kommissars Piet Van der Valk, der in Amsterdam lebt und schnüffelt. Die Serie lief ab 1976 im DDR-Fernsehen und ab 1979 im ZDF. Wobei sie im DDR-Fernsehen erfolgreicher war. Sehr bekannt ist auch die Titelmelodie der Serie, die da heißt: „EYE LEVEL“, vom SIMON PARK ORCHETRA gespielt wird und 1973 sogar ein Nummer-Eins-Hit in Großbritannien war. In dieser Woche mein musikalisches Lieblingsstück:

Wünsche eine ABBA-listische VAN der VALK-Woche.

HERZlich:   PÖNI PÖnack

email:  kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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