PÖNIs BLOG (164): „Schimmi“; „HOUSE OF GUCCI“; Benedict Cumberbatch; „OSS 117“; „DIE VERHANDLUNG“; „DER GROSSE ROTE HUND“; I’M A BELIEVER

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0.)   Ich mag GÖTZ GEORGE. Begegnete ihm des Öfteren. Stichwort: Gegenseitige Achtung. Gegenseitige Sympathie.  Um so mehr interessiert mich gerade das aktuelle tatortliche WDR-TV-Angebot. Das da lautet: Vor mehr als 40 Jahren, am 28. Juni 1981, ermittelte Götz George zum ersten Mal als HORST SCHIMANSKI am Duisburger „Tatort“. In dem Sonntagabend-Krimi „Duisburg-Ruhrort“. Für den DEZEMBER 2021 hat der WDR vier digital restaurierte Götz George-HD-„Tatort“-Filme programmiert, die ab dem 7. Dezember immer dienstags ab 22.15 Uhr gezeigt werden. Zugleich wird danach, ab 23.45 Uhr, die neue halbstündige Dokumentation „Die Akte Schimanski“ präsentiert. Diese Doku beleuchtet die Entstehung von „Schimmi“ und Thanner (EBERHARD FEIK) und zeichnet die Geschichte des Kult-Bullen in seinen ersten fünf Jahren nach. Zu Wort kommen unter anderem Autoren, Produzenten und Regisseure wie Bernd Schwamm, Günter Rohrbach, Hajo Gies, Ilse Hofmann und Dominik Graf. In den Gesprächen mit ihnen sollen neue Perspektiven auf das Phänomen Schimanski als Vorreiter in – auch politischer – Erzählweise und Ästhetik von Spannungsfilmen aufgezeigt werden. Apropos: Der erste neu restaurierte „Tatort“ am 7. Dezember ist „DOPPELSPIEL“ aus dem Jahr 1985.

1.)   Weniger wäre mehr. GIERIG. Titel = „HOUSE OF GUCCI“. Von RIDLEY SCOTT (USA 2021; 158 Minuten). Der Film basiert auf dem Roman „The House of Gucci: A Sensational Story of Murder, Madness, Glamour and Greed“ von Sara Gay Forden/2001, der in der deutschen Übersetzung von Anja Lazarowicz unter dem Titel „GUCCI: Mode, Mord und Business“ veröffentlicht wurde. Das auf Sara Gay Fordens Roman basierende Drehbuch stammt von ROBERTO BENTIVEGNA.

Was ist des Menschen Ziel? Natürlich – viel „zu erreichen“. Zum Beispiel in Sachen: Geld, Macht, Herrschaft. Als gesellschaftliches, familiäres Oberhaupt gilt es, Anerkennung finden. Bestimmen zu können, wie das Leben zu leben ist. Mit mir, mit uns als Ansager. Dieses Daseins. Und „das Volk“ bei – käuflicher – Laune zu halten. „House of Gucci“ startet mit dem Ende: „Es war Montag, der 27. März 1995. Morgens gegen halb neun fegte Giuseppe Onorato das Laub weg, das der Wind vor das Haus geweht hatte in dem er arbeitete. Er war wie an jedem Wochentag um 8 Uhr gekommen und hatte wie immer zuerst die beiden großen Türflügel aus Holz weit geöffnet“. Wir wissen, an diesem Tag wird Maurizio Gucci (ADAM DRIVER) sterben. Er, der 46jährige Chef des Modehauses Gucci, wird gleich, in Mailand, von einem Auftragsmörder erschossen werden. Seine Ex-Gattin Patrizia (LADY GAGA) soll dies in Auftrag gegeben haben. Nach diesem Anfang blickt Regisseur Sir RIDLEY SCOTT (zuletzt: „The Last Duel“) in die Vergangenheit. Wo der Pomp entwickelte wurde. ER, Maurizio Gucci, der Enkel von Guccio Gucci, ist Jura-Student. Ein etwas linkisch wirkender kommender Erbe des Gucci-Modehauses. DEN Patrizia Reggiani (LADY GAGA) „einzufangen“ beschließt. Jedenfalls: Als sie ihm das erste Mal begegnet, steht „der Einkaufsplan“ der aus vergleichsweise „einfachem Hause“ stammenden „Wuchtbrumme“ fest. (Sie ist die attraktive wie schlichte Sekretärin im Hause ihres Adoptivvaters, der als LKW-Transportunternehmer arbeitet). Ihr „Engagement“ funktioniert, Maurizio ist von der schönen Wilden begeistert. Ganz im Gegensatz zu seinem Vater Rodolfo Gucci (JEREMY IRONS), der nicht nur von ihrer „niederen Herkunft“ abgeturnt ist und Maurizio mit Enterbung droht. Währenddessen weitere Gucci-Verwandtschaft auftaucht: Aldo (AL PACINO), der ältere Bruder von Rodolfo und tückischer Pate, und der Aldo-Sohn Paolo (JARED LETO/„Oscar“-Preisträger als „bester Nebendarsteller“ in „Dallas Buyers Club“/2014), dessen simple Posen und Possen hier ziemlich belästigend-nerven. Lächerlich ausschauen. Währenddessen läuten für Maurizio und Patrizia die Hochzeitsglocken. Von nun ab beginnen die zuckrigen Dramen. In denen die Parts verteilt sind – mal energisch, mal possierlich, mal draufgängerisch, mal intrigant. Die Rollenverteilungen sitzen unanständig fest. Vollgefüllt mit Sprüchen und Belehrungen. Mit listigen und profitablen Handhabungen. Mit erfolgreichem modischen Gehabe. Und vielem Geplapper. Und einem Immer-Mehr-Gewinner = Maurizio. Der in dieser Farce, bei diesem aufwändig-ausgereizten Spektakel, der bei diesem Fight der mehr und immer mehr aufbrausenden und immer empörter werdenden, wütenden Patrizia, mal von einer poppigen, mal mit betörender, opernhafter Musikalität begleitet wird. Musik spricht hier vorwurfsvoll mit. Genial. Wie stimmungsvoll.

„House of Gucci“ zieht sich in die Länge; streift als lästerliche Schmonzette herum, verplaudert sich enorm, ist ein Stück Kitsch-Orgie um durchgeknallten Geld-Adel. Mit einem grob maskierten Schmieren-Boy Jared Leto, der grauenvoll- chargierend als Paolo an der Nebenfront grauslich tönt. Auf der auch Al Pacino eher belästigend herumkaspert. Dafür der einzigartige, atmosphärische Gewinn hier: Die fantastische, furiose, stets zupackende, mitreißende LADY GAGA als wahre Chefin, deren Kraft, Ausstrahlung und Bewegungen atmosphärisch alles überstrahlt. 2019 war sie als „Beste Hauptdarstellerin“ in „A Star is Born“ für den „Oscar“ nominiert, hier tritt sie vehement wieder an und hat große Gewinn-Chancen. Dieser Film ist IHR Movie. Was für eine wunderbare Berserkerin! Ach so ja – und ADAM DRIVER? Der sieht ständig toll aus, wirkt liebevoll zurückhaltend, ist oftmals prächtig angezogen und vermag als Mode-Prinz nur begrenzt überzeugend lächeln; er mimt vorschriftsmäßig, die LADY lächelt und plaudert ihn wuchtig glatt an die Wand (= 3 PÖNIs).

2.)   Mittel. So was. Titel = „THE POWER OF THE DOG“. Von JANE CAMPION (B + Co-Produktion + R; Neuseeland/Australien 2020; 128 Minuten). Heimkino-Netflix-Start: 01.12.2021. Das Western-Drama basiert auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Savage/1967. Es gibt Schauspieler, denen wankt man gerne hinterher. Weil sie überragend zu mimen verstehen. BENEDICT CUMBERBATCH zählt zu solchen Ausnahmeakteuren. Ahnenforscher fanden heraus, dass Cumberbatch (geboren am 19. Juli 1976 in London) ein Großneffe 17. Grades von Arthur Conan Doyle ist, dem Schöpfer von Sherlock Holmes, für dessen (TV-Serien-)Darstellung Benedict Cumberbatch weltweit bekannt ist und geschätzt wird. Wir wissen aber auch, dass die Figuren Kain und Abel biblischer Herkunft sind. Und diese fielen mir zu diesem Stoff und Film ein. Als dessen Hauptakteure BENEDICT CUMBERBATCH und JESSE PLEMONS mitmischen. In den Brüder-Figuren Phil und George. Nachname: Burbank. Wir befinden uns anno 1925 in Montana, wo die Beiden eine große Farm besitzen. Wir hören, beide verstanden sich gut. Als aber George heimlich die Witwe Rose (KIRSTEN DUNST) heiratete, entfacht Phil einen ekligen Seelen-Krieg, um sie zu bekämpfen. Zu vernichten. Indem er ihren sensiblen Sohn Peter (KODI SMIT-McPHEE/bekannt, hochgelobt aus „Alpha“/2018/s. Kino-KRITIK) als „Köder“ benutzt. Und mit dem Jungen eine Art Freundschaft schließt. Wobei Peter (und wir) erfahren, dass er einem „besonderen Freund“ nachtrauert.

Ausgangslage: Zwei Brüder. Viel traute Zweisamkeit. Bis George „aussteigt“. „Eigenmächtig handelt“. Was Phil auf die böse Palme bringt. Als intoleranter Realist hängt er an (längst) Vergangenem, an (überlieferten) einstigen (Western-)Traditionen und dem klassischen (starken) Männerbild. George dagegen setzt auf Träume, sehnt sich nach einer Frau und eigene Familie. Hat sich mit Rose verbunden, die aber den „Widerhall“ von Phil kaum aushält. Mit dem Trinken angefangen hat. Weil es ihr nicht gegeben ist, hier ihr wahres Zuhause zu finden. Phil mischt sich immer wieder mies verbal-robust ein.

„The Power of the Dog“ handelt vom besseren Leben, das „verhindert“ wird. Durch einen traumatisierten Mann, der es genießt, ein Stück menschlicher Mist zu sein. Weil er seinen verstorbenen Mentor und Partner, Bronco Henry, nicht vergessen kann. In dessen „Erinnerung“ er jetzt der jungen Peter einsetzt. Symbolisch „benutzt“.

Dabei erwähnenswert – und wieder einmal zeigt es sich, dass Natur, diese traumhafte Landschaft, sehr viel einnehmender und schöner sein kann als es je – stupide, unzufriedene – Menschen verstehen = begreifen werden. Genießend zulassen können.

JANE CAMPION, die 1993 mit dem Drama „Das Piano“ triumphierte, u.a. mit der „Goldenen Palme“ in Cannes sowie mit drei „Oscar“-Trophäen, und für ihr aktuelles Drama im Herbst mit dem „Silbernen Regie-Löwen“ in Venedig ausgezeichnet wurde, zeigt mit „The Power of the Dog“ ein zwiespältiges Lebens-Erlebnis. Ein Bruder ist ein fieses Arschloch, weil er sein Leben nicht wie gewünscht „hinbekommt“ und intime  Sehnsüchte verdrängt; und der „bessere“ Bruder präsentiert sich als freundliches humanes Weichei, der zulässt, dass seine Frau kaputt-fliest. Bald schon ist vieles hier klar und deutlich, wir befinden uns in einer  Gegend, wo eigentlich – und mal wieder – Menschen stören. Überflüssig sind. Mit ihren psychischen Defekten Unzufriedenheiten pflegen und verbreiten.

Also bleibt die nicht abendfüllende Zurschaustellung dieses „Sherlocks“ in einer anderen Welt. Bedeutet: Ist was fürs „schnellere“ Heimkino. Man kann so einiges überspringen (= 2 1/2 PÖNIs).

3.)   BELÄSTIGENDER QUATSCH. Titel = „OSS 117 – LIEBESGRÜßE AUS AFRIKA“. Von NICOLAS BEDOS (Fr 2020; 116 Minuten). Deutscher Heimkino-Start: 09.12.2021. Wir haben „Le Lusche“ zweimal kennengelernt. Beide Male im hiesigen Heimkino: Im September 2009 („OSS – Der Spion, der sich liebte“/4 PÖNIs/s. Kino-KRITIK) und im Juli 2010 („OSS 117 – Er selbst ist sich genug“/4 PÖNIs/s. Kino-KRITIK). Mit dem französischen 007-Ersatz-Raufbold JEAN DUJARDIN, der bekanntlich 2012  – auf einer anderen Spielwiese – für seinen Part als Stummfilmdarsteller in „THE ARTIST“ (s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs) als erster französischer Schauspieler den „Oscar“ als „bester Hauptdarsteller“ bekam. Waren die ersten beiden OSS 117-Streifen angenehme Gaga-Shows in Sachen fröhlich-verulkt, ist nun Teil 3 ein verbales wie lichtbildhaftes Desaster. Um diesen vorgestrigen Agenten, der jetzt irgendwie in Afrika von reaktionär bis rassistisch rumturnt und blöde Sprüche ablässt. Macht gar keinen Spaß, ist nur unangenehm dämlich. Fazit: Von unangenehm über peinlich bis schrecklich-überflüssig (= 0 PÖNIs).


4.)   SAGEN WIR MAL SO. Titel = „THE NEGOTIATION“Was so viel heißt wie: „DIE VERHANDLUNG“. Und die Story deutlicher erklärt. Von LEE JONG-SEOK (Südkorea 2017; 114 Minuten). Deutscher HEIMKINO-Start: 03.12.2021. Ab und an tauchen hierzulande fürs Heimkino Spannungs-Exoten aus Südkorea auf. Wie dieser Thriller. In dem mal wieder korrupte Thriller-Spuke ausgebreitet wird. Es sehen sich über den Bildschirm gegenüber: Ein offensichtlicher Terrorist. Der präsentiert Geiseln, die er zu killen beabsichtigt, wenn man im südkoreanischen Hauptquartier nicht seine Forderungen erfüllt. Aber – was sind das überhaupt für Forderungen? Nichts genaues weiß man nicht, muss Kommissarin Ha Chae-yun feststellen. Sie gilt als einheimische Expertin für „derartige“ Fälle, die Chefetage setzt auf sie. Ihr gegenüber, auf besagtem Bildschirm, taucht der smarte Typ Min Tae-gu auf und beginnt mit seiner Kontrahentin „Spielchen“ zu spielen. Dabei erschießt er schon mal Gefangene. Während die Gefühlslage der Polizistin „wankt“. Weil hier ganz andere Maßstäbe offensichtlich mitschwingen. Stichwort: Im eigenen politischen Oberhaus ist man alles andere als koscher. Und anständig. Ganz im Gegenteil. DIE, die das politische Sagen haben, die Würdenträger, entpuppen sich zunehmend als Verbrecher. Die profitabel in die eigenen Taschen zu wirtschaften verstehen. Mitunter, also teilweise reißerischer Knüller, in dem viel Hass und dreckiger Eigennutz gegen eine ehrbare Kontrahentin fightet. Läuft weitgehend als spannende Abendunterhaltung synchronisiert durch (= 3 PÖNIs).

5.)   NIEDLICH TIERISCH. Titel = „CLIFFORD – DER GROßE ROTE HUND“. Von WALT BECKER (USA 2019; 96 Minuten). Nach der gleichnamigen Kinderbuchreihe von NORMAN BRIDWELL: Wo gibt es DEN schon  –  einen überdimensional großen Hund, der jetzt heftig über die Kinoleinwände flitzt. Sozusagen tierische Action inmitten von witzigem Familienspaß. Und zwar so: Als die quirlige Emily Elizabeth (DARBY CAMP) vom geheimnisvollen Mr. Bridwell (JOHN CLEESE) einen kleinen roten Welpen geschenkt bekam, hätte sie es nie für möglich gehalten, dass sie eines Tages in ihrem New Yorker Appartement neben einem riesigen, drei Meter großen tollpatschigen Hund aufwachen würde. Was ist zu tun, damit sie diesen lieben Clifford behalten kann? Während die alleinerziehende Mutter (SIENNA GUILLORY) geschäftlich unterwegs ist, begeben sich Emily und ihr lustiger, aber ziemlich chaotischer Onkel Casey (JACK WHITEHALL) zusammen auf eine fantastische Reise, die mit allerlei Abenteuer verbunden ist. Owen Gleiberman schreibt in „Variety“ zutreffend: „Clifford the Big Red Dog“ wird zu einem rauflustigen Jagdfilm – so angenehm wie Clifford selbst, gleichzeitig süß und aufdringlich und so genial zufällig in seiner Fähigkeit, Chaos zu erzeugen. Ein Film als lustiges ZeitvertreibsKINOvergnügen (= 3 PÖNIs).

6.)    MUSIK: Sobald irgendwo mal das Original von/mit „The Monkees“ tönt, „I’M A BELIEVER“  – es stammt aus ihrem dritten Album „The Birds. The Bees and the Monkees“ aus dem Jahr 1968 – bin ich in Bewegung. Jetzt ist in unseren Kinos das neue Ridley Scott-Drama „HOUSE OF GUCCI“ (s. oben) angelaufen. Und dort interpretiert CATERINA CASELLI diesen Pop-Klassiker. Klar doch, wurde sofort zu meinem LIEBLINGSSONG DER WOCHE. Bitte sehr:

Wünsche eine GESUNDE Woche.

HERZlichst:   PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

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