OSS 117 – DER SPION, DER SICH LIEBTE

PÖNIs: (4/5)

Heute steht am Anfang eine kulturelle „Geruchswarnung“: Wer sich mit diesem Film befasst, kann in „geistige Schwierigkeiten“ geraten. Kunstsachverständige und sensible Cineasten seien also (vor-)gewarnt, vor diesem französischen „Naturereignis“ aus dem Jahr 2006, über das sich damals rd. 3 Millionen Kinobesucher in Frankreich „amüsiert“ haben sollen. Und das jetzt in deutscher Erstaufführung auf DVD herausgekommen ist, vorher hierzulande also weder im Kino noch im TV zu sehen war (sehen wir mal von einem kurzen Gastspiel auf dem Fantasy-Filmfest 2007 ab). Origineller wie zutreffender deutscher DVD-Titel:

„OSS 117 – DER SPION, DER SICH LIEBTE“ von Michel Hazanavicius (Co-B + R; Fr 2006; Co-B: Jean-Francois Halin; nach der gleichnamigen Romanreihe von Jean Bruce; K: Guillaume Schiffman; M: Ludovic Bource, Kamel Ech-Cheikh; 95 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 25.09.2009); O-Titel: „OSS 117: Le Caire nid d`espions“.

Er fiel vor einiger Zeit mit seiner Drehbuch-Beteiligung an einem der grauslichsten Comic-Spielfilme überhaupt unangenehm auf: „Die Daltons gegen Lucky Luke“ (D/Fr/Sp 2004). Hier nun setzt er einen in Frankreich weit verbreiteten, einheimischen „JAMES BOND“ in Bewegung: HUBERT BONISSEUR DE LA BATH, dessen Deckname OSS 117 lautet und DER eine Erfindung des französischen Schriftstellers JEAN BRUCE (*22.03.1921 – †26.03.1963) ist. 1949 erfand er die erste Geschichte um den weltmännischen Frauenschwarm, bis zu seinem Tod entstanden 88 Romane.

In Deutschland erschienen die Romane als Taschenbücher beim „Moewig-Verlag“. Insgesamt 9 Filme um den Geheimagenten OSS 117 wurden bisher realisiert; der erste hieß 1956 „Männer, Frauen und Gefahren“, für den IVAN DESNY in diese Figur schlüpfte. Seit 2006 ist der 1972 geborene französische Comedian und Schauspieler mit dem süffisanten Namen JEAN DUJARDIN als Agent OSS 117 unterwegs; gerade ist die Fortsetzung des jetzt bei uns veröffentlichten DVD-Films im französischen Kino: „OSS 117: Rio ne repond plus“ (s. Kino-KRITIK).

„Ich frage mich, ob er völlig verblödet ist oder sehr intelligent“; diese Frage eines arabischen Helfers stellt in etwa die Quintessenz dieser Figur klar. Denn wir wissen: Dieser Typ ist völlig verblödet. Wir befinden uns im Jahr 1955. In Kairo sind Spione aus allen Ländern zugange. So auch OSS 117. Er soll nicht nur einen verschwundenen und für ihn privat auch „ganz besonderen“ Kumpel-Kollegen aufspüren, sondern auch gleich „für den Weltfrieden“ sorgen. Oder so. Außerdem gilt es auch, das Rätsel um ein verschwundenes russisches Waffen-Schiff zu lösen. Natürlich sieht OSS darin überhaupt kein Problem. Schließlich ist er nicht nur beschränkt, von sich völlig überzeugt, eitel, überheblich, also ein ignoranter Volltrottel, nein, er tritt mit Vorliebe auch sogleich in jedes nur erdenkliche Fettnäpfchen. Gibt sich überaus kenntnisreich und detailfreudig als dumpfer europäischer Kulturimperialist zu erkennen, indem er sich z.B. über seinen STAUBIGEN SPORTWAGEN vor Ort mokiert oder „diesen schreienden Opa auf dem Dach“ zur Ruhe bringt, den Muezzin, weil der ihn in seiner Nachtruhe stört.

Die attraktive Begleiterin Larmina (hübsch: Bérénice Bejo) ist entsetzt, was ihn aber überhaupt nicht stört. Bzw.: Es fällt ihm natürlich auch überhaupt nicht auf. Denn als arroganter Egoist beleidigt er gerne weiterhin im Minutentakt seine arabische Umgebung, und als Kindskopf mag er es natürlich auch, mit größtem Licht-Vergnügen „Hühner zu ärgern“. Buchstäblich wie tatsächlich. Natürlich ist DAS ALLES BLÖDSINN. Schöner Blödsinn. Eine urige Parodie auf filmische Agenten-Figuren wie eben auf den berühmten 007. Nur ist DER Typ-hier einfach köstlich-dämlich, halt dauer-beschränkt, erfolgreich. Ein Blödian auf der Überholspur. Unaufhaltbar. WIE das die Franzosen hier zurechtzimmern, kommt mit viel 50er Jahre Charme, entsprechenden Alt-Motiven, prolligem Eleganz-Charme und deftiger Gag-Übertreibung unterhaltsam ‘rüber. Wann immer der unverwüstliche JEAN DUJARDIN als Agenten-Flunder mit seinem perlweißen Zähnelächeln auftaucht, ist einfach freche Trottel-Stimmung mit viel schelmischer Klamauk-Atmo annonciert.

Auch SO WAS macht mal Spaß, zumal man sich auch bei der deutschen Synchronisation einige Sprach-Mühe gegeben hat: Spitzen-Clowndolli OLIVER KALKOFE („Kalkofes Mattscheibe“) ist stimmlich für den OSS 117-Deppen zuständig, und er macht eben daraus keine eigene Verbal-Show, sondern bemüht sich adäquat, den Doof-Hubert typengenau auf den ulkigen Sprachpunkt zu bringen. Was ihm auch pikobello gelingt. Weitere deutsche Synchro-Profis wie Tobias Meister (Brad Pitt; Kiefer Sutherland); Oliver Rohrbeck (Ben Stiller); Melanie Pukaß („Gilmore Girls“) oder Christian Rohde (Bert/“Sesamstraße“) und Oliver Welke („heute-show“) sorgen prima dafür, sich in Sachen „speziellem Humor“ möglichst nah am französischen Original zu halten. Wie man auch dem ausführlichen und opulenten BONUSMATERIAL, mit u.a. einer 67-minütigen Dokumentation über die Dreharbeiten, komischen Outtakes, einer „Gaumont Wochenschau“ von 1955 sowie einem „Making of“ mit Darsteller-Interviews und einem Spezi-Report über die deutsche Synchronarbeit, entnehmen kann. „OSS 117“ oder: eine schöne Blöd-Posse.

Zusammenfassend – DIES-hier kann durchaus die allgemeine DVD-Gesundheit gefährden; ich dagegen fand‘s herrlich doppelbödig-doppelzüngig-fröhlich. Auch FÜR SO WAS wurde FILM erfunden…(= 4 PÖNIs).

Anbieter: „Koch Media“.

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