PÖNIs BLOG (160): „FREUDE“ im KINO; HEIMKINO-WESTERN; Mäßige KOSMETIK; „REMI“; MEINE FRAU; „AMMONITE“; TV-TIPPS; A B B A !

0.)   Habe gerade die Mitteilung bekommen, dass in dieser Woche insgesamt 23 neue Filme in den bundesdeutschen Kinos anlaufen : Was für ein Parkett-HURRA, nicht wahr !

1.)   WESTERN-POWER. So was gibt es immer noch? Beziehungsweise Wieder? YES. Passender Titel = „THE HARDER THEY FALL“. Von JEYMES SAMUEL (Co-B, Co-Produzent + R); USA 2019/2020; 137 Minuten. Ist hierzulande im HEIMKINO-Programm von NETFLIX (ab 3.11.2021) gestartet. Von wegen Jeymes Samuel-Persona: Geboren am 27. Juli 1979 in London; aktiv als Drehbuch-Autor, Singer-Songwriter, Musik-Produzent und Filmregisseur. Anfang 2013 drehte er den rund einstündigen Film „They Die By Dawn“, zu dem er auch das Drehbuch verfasst hatte. Der Titel nimmt Bezug auf Samuels Debüt-Album „They Die By Dawn & Other Short Stories“, das er im Juli 2013 unter seinem Künstlernamen THE BULLITTS veröffentlichte. Sein Debüt-Lang-Spielfilm sortiert jetzt den amerikanischen Western neu. Motto: Ende des vorvorigen Jahrhunderts existieren Regionen, in denen überwiegend Afroamerikaner leben. Und herrschen. Als Cowboys, Farmer, Banditen und Marshals. Als egozentrische Prediger, junge, von sich voll überzeugte, heißblütige „Gewinner“-Hitzköpfe, als hitzige Rächer UND wütende, mit grimmigen Sprüchen mitmischende Frauen, deren Brutalität Männer-gleich enorm ist. Sie vermögen alle vortrefflich zu ballern und benehmen sich alles andere als zimperlich. Schließlich regeln Outlaws und Gerechte die Regeln. Die da lauten – wir klauen, morden-zusammen und existieren gewinnend. Wer nicht mitspielt, wird – wie jeder Gegner – gnadenlos abgemurkst. „Je härter Sie fallen“ setzt im Übrigen auf Story-Fiktion und auf echte Cowboys, Gesetzeshüter und Gesetzlose: Nat Love (JONATHAN MAJORS) war zum Beispiel Cowboy; Rufus Buck (IDRIS ELBA) ein Bandit; Cherokee Bill (LaKEITH STANFIELD) ein Gesetzloser; Stagecoach Mary (ZAZIE BEETZ) war eine erfolgreiche Postzustellerin, während Trudy Smith (REGINA KING) – als robuste, schnoddrige Anführerin von Bucks Gang – sowieso nie Interesse an übertrieben guter Laune hat. Ganz im verdammten Gegenteil. Um nur einige zu nennen. Deren Leben verlief anders, was Regisseur Jeymes Samuel freimütig gesteht. Aber für Western-Liebhaber wird deutlich, dass der Weste(r)n nicht allein bekannten Ruchlosen wir Calamity Jane, Wyatt Earp und Billy The Kid oder Pat Garret gehört(e). Wobei der Autoren-Regisseur die Sklaverei in seinem Langfilmdebüt außer Acht lässt. Seine Protagonisten sind frei. Und können sich deshalb „austoben“: das Trauma früherer Leibeigenschaft behindert sie nicht. Was die Anzahl der Hingemetzelten erheblich steigert. Während mittlerweile Rufus IDRIS ELBA Buck philosophiert. Über den schmutzigen Zustand dieser kaputten Welt. Ach ja, seufz.

Outlaw Nat Love erfährt, dass sich sein Ex-Kumpel, der skrupellose Bandit Rufus Buck (IDRIS ELBA; den wir als Titelhelden und „Golden Globe“-Preisträger John Luther aus der gleichnamigen britischen TV-Krimi-Serie schätzen), auf freiem Fuß befindet. Was die Rachestimmung hochkochen lässt. Denn unvergessen: Buck tötete vor zwanzig Jahren seine Eltern, ließ ihn aber – mit einem Kreuz auf der Stirn – überleben. Es wird Zeit, sich mit seiner Truppe nach Redwood City zu begeben, um dort für späte „Gerechtigkeit“ zu sorgen. Aber, natürlich, auch Rufus Buck hat eine äußerst schlagkräftige Gruppe um sich versammelt. Der Western-Countdown sitzt in den Startlöchern. Bereitet sich lautstark vor. Stimmt sich schon mal mit Duellen auf Nebenschauplätzen ein. SERGIO LEONE („Spiel mir das Lied vom Tod“) winkt. Dabei geht es hier weniger um Hier-Gut, Dort-Böse-Startlöcher, sondern mehr um unterschiedliche Business-Interessen. Auch damals schon entscheidet Geld-Haben oder Nichts-Besitzen die Macht-Positionen. Wohlwissend: „Eine Bank auszurauben ist ganz leicht – es ist nur schwer, dabei niemanden zu töten“. Was zu beweisen ist. Auch bei der faszinierenden Tönung: Der Sound von Beyoncé-Gatte Shawn Corey Carter = Jay-Z und Jeymes Samuel setzt sich stimmungsvoll zwischen RAP und Tango; zwischen Choral und heimatlichen Landschaftsklängen. Lässt die typischen Western-Motive und Brutalo-Visagen opulent hell, angemessen dunkel sowie schräg-bewegend klingen. Ennio Morricone stimmt aus der Ferne gedanklich mit. Was für ein Western 2021. Die Anspielungen positionieren sich, ohne viel Staub aufzuwirbeln und treiben mitunter die Ironie auf die Spitze, wenn wir zum Beispiel auf ein weißes Dorf blicken, wo tatsächlich nicht nur die Menschen komplett „weiß“ ausgestattet, also gekleidet sind, sondern auch sämtliche Gebäude. In der Tat: WESTERN GOES ACTION-POP trifft es hier knallig-deftig (= 4 PÖNIs).

2.)   ACH MENSCH! Titel = „KOSMETIK DES BÖSEN“. Von Kike Maíllo (Co-B + R; D/Fr/Spanien 2019/2020; nach dem gleichnamigen Roman von Amélie Nothomb/2004; 88 Minuten); ein Thriller-Drama mit sehr viel Nichtgefallen. Folgendes passiert/soll ich glauben: Jeremiasz Angust (TOMASZ KOT) ist ein erfolgreicher Architekt. Ist mit dem Taxi in Paris auf dem Weg zum Flughafen. Es ist zeitlich eng, zu viel Stau. Plötzlich drängt sich eine junge Frau auf, Texel (ATHENA STRATES), bittet um Mitnahme, will auch zum Flughafen. Er akzeptiert, hat sich aber ein ziemlich verbal-aufdringliches Plappermaul zugeladen. Wegen Texel Textor, einer Holländerin, verpasst er seinen Flug. Ebenso wie sie. Die sich an ihn klettet. Und ihm ihre kaputte Lebensgeschichte aufbürdet. Er könnte sich von ihr lösen, tut es auch fast, aber eben – fast. Irgendwie ist er neugierig geworden und antwortet und diskutiert mit IHR. Die Fragen stellt wie „Haben sie schon einmal einen Menschen getötet?“ Und zu ihm meint: „Du inspirierst mich“. Auf meinem Zettel steht – der Film nervt, geht mir auf den Geist (= 1 PÖNI).

3.)   CHARLES DICKENS GRÜSST. Titel = „REMI – SEIN GRÖßTES ABENTEUER“. Von ANTOINE BLOSSIER (B + R; Fr/Belgien 2018; 105 Minuten). Basierend auf dem Roman „SANS FAMILLE“ von Hector Malot/1878, der in 12 Sprachen übersetzt und des Öfteren verfilmt wurde. Zuletzt als dreistündige TV-Serie unter dem Titel „Das Findelkind“ im Jahr 2000 (mit u.a. Veronica Ferres und Marianne Sägebrecht). (Die deutsche Erstausstrahlung fand Weihnachten 2004 in der ARD statt. Die 130-minütige deutsche Fassung ist um etwa 50 Minuten gekürzt, so dass einige Logiklöcher entstanden. Der Film erschien im März 2010 auf DVD). Aktuell: Die Geschichte ist ein Äquivalent zu Oliver Twist. Der Waisenjunge Rémi (MALEAUME PAQUIN) wird von der sanftmütigen Friseurin Madame Barberin aufgezogen. Doch im Alter von zehn Jahren gerät er in die Obhut des fahrenden Straßenkünstlers und Musikers Signore Vitalis (DANIEL AUTEUIL), der ihn mit auf die Wanderschaft nimmt. An dessen Seite und in Begleitung des Hundes Capi sowie dem kleinen Affen Joli-Coeur reist der Junge durchs Land, erlebt zahlreiche Abenteuer und und kommt schließlich dem Geheimnis seiner Herkunft auf die Spur. Unterhaltsamer Familienfilm mit weiteren Star-Mitwirkenden wie Virginie Ledoyen, Jaques Perrin und Ludivine Sagnier. In dieser Jahreszeit ein unaufdringlicher, sympathischer Rundum-Filmgewinn (= 4 PÖNIs).

4.)   DIFFUS. Titel = „DIE GESCHICHTE MEINER FRAU“. Von ILDIKÓ ENYEDI (B + R; nach dem gleichnamigen Roman von Milán Füst/1942; Ungarn/D/Italien/Fr 2019; 169 Minuten). Die ungarische Autoren-Regisseurin bekam für ihren Film „Körper und Seele“ 2017 auf der Berlinale den „Golden Bären“ und wurde beim Kinostart im September 2017 vielgelobt (s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs). Ihr aktuelles Historien-Drama dagegen ist zwiegespalten. Ausgang: Der niederländische Kapitän Jakob Störr (GIJS NABER) wettet in einem Café mit einem Bekannten, dass er die erste Frau heiraten will und wird, die das Café betritt. Was zur Bekanntschaft und dann Ehe mit der eigenwilligen Französin Lizzy führt (LÉA SEYDOUX /gerade auch die Bond-Partnerin von Daniel Craig). Der atmosphärische, überlange Streifen erzählt in opulenten Bildern von einer rasanten, eigenwilligen Beziehung im Europa der 1920er Jahre. Bei der es um Liebe und Kontrolle-derselben geht. Allerdings mit „Lücken“: Von wegen Der eifersüchtige Mann, die unbekannte Frau. Während er ihr verfällt, bleibt sie auf Distanz. Das Interesse, hiervon Mitteilung zu bekommen, ist begrenzt (= 2 PÖNIs).

5.)   ZWEI ÜBERRAGENDE DARSTELLERINNEN! Titel = „AMMONITE“. Von FRANCIS LEE (B + R; GB 2019; 118 Minuten). Zwei sensible Frauen beherrschen die Szenerie: England, Mitte des 19. Jahrhunderts. Resigniert von der männlich-dominierten Wissenschaftswelt in London hat sich die einst umjubelte Paläontologin Mary Anning (KATE WINSLET) in die Provinz an der Küste im Südwesten Englands zurückgezogen. Dort betreut sie ihre von Krankheit gezeichnete Mutter (GEMMA JONES) und ist bemüht, mit dem Verkauf von Fossilien an Touristen über die Lebensrunden zu kommen. Deshalb vermag Mary Anning auch das lukrative Angebot eines wohlhabenden Kunden nicht abzulehnen, seine schwermütige junge Ehefrau Charlotte Murchison (SAOIRSE RONAN) während seiner baldigen Studienreise – gegen ein lukratives Honorar – „heimisch“ zu pflegen. Mary begegnet ihrem ungewollten Gast zunächst von kühl bis abweisend, doch als Charlotte erkrankt, pflegt Mary sie gesund. Einhergehend mit Charlottes Genesung, bekommt auch Mary Anning langsam ihre Anteilnahme und Lebensfreude zurück. Ihre schroffe Fassade beginnt zu bröckeln. Eine innige Freundschaft und eine tiefe Liebe beginnt sich zu entwickeln. Die den Lebensweg beider Frauen unwiderruflich verändern soll.

KATE WINSLET, die ewige „Titanic“-Geliebte, die 2009 für ihre Darstellung der Hanna Schmitz in der Literaturverfilmung „DER VORLESER“ mit dem „Oscar“ als „Beste Hauptdarstellerin“ ausgezeichnet wurde (s. Kino-KRITIK), und ihre ebenbürtige Kollegin, die irische Schauspielerin SAOIRSE RONAN (4 „Oscar“-Nominierungen für: „Abbitte“; „Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten“; „Lady Bird“ (s. Kino-KRITIK); „Little Women“), sind empathisches Vollprogramm: im intimen Ausdruck; in der sanften Bewegung; in der leisen Gestik und in der einfühlsamen Artikulation von Empfindungen, in der Einsamkeit und mit der unterdrückten Empörung. Ihr gemeinsames Auftreten ist außerordentlich beeindruckend. Aufsehenerregend zurückhaltend. Kate Winslet & Saoirse Ronan adeln diesen Film von Francis Lee: „AMMONITE ist ein zutiefst persönlicher Film. Eine Betrachtung darüber, wie man eine Beziehung aus sehr einsamen, unzusammenhängenden Anfängen  herausnavigiert“ (= 4 1/2 PÖNIs).

P.S.: Historischer Hintergrund: Mary Anning,  aus dem englischen Küstenort Lyma Regis in Dorset, war eine professionelle Sammlerin von Fossilien. Sie gilt historisch als eine der ersten Paläontologinnen weltweit. Auch wenn ihr das Sammeln vor allem dazu diente, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, hatte sie bald Verbindungen zu den bekannten Geologen und Biologen ihrer Zeit. Im Alter von zwölf Jahren machte sie ihre erste große Entdeckung: Sie fand das erste komplette Skelett eines Fischsauriers. Ihr nächster großer Fossilienfund war der eines Plesiosaurus dolichodeirus im Jahre 1821, der erste, der von dieser Gattung gefunden wurde. 1828 fand sie als dritten großen Fund einen Flugsaurier, von William Buckland 1829 als Pterodactylus macronyx beschrieben, der erste Fund dieser Art außerhalb Deutschlands. Mit diesen drei bedeutsamen Funden fand Mary Anning (1799 – 1847) ihren Platz in der Paläontologie.

6.)   TV-TIPPS: Für mich gehörte er zu den besten Kinofilmen des Jahrgangs 2018. Titel = „GEGEN DEN STROM“. Thema: Eine Frau begehrt auf. Originaltitel übersetzt – „EINE FRAU ZIEHT IN DEN KRIEG“. In Island. Wo Umwelt verschandelt werden soll. Und Halla (HALLDÓRA GEIRHARDSDÓTTIOR), 50, als ÖKO-AKTIVISTIN durchstartet. Im NDR-TV läuft am kommenden MONTAG, 8.11., ab 23.15 Uhr ein bärenstarker Polit-Unterhaltungsfilm. Unbedingte Empfehlung (s. Kino-KRITIK / 5 PÖNIs).  Ebenso wie ein schmucker französischer Leckerli-Klassiker aus dem Jahr 1968, den ARTE am kommenden DONNERSTAG, 11.11., ab 14.15 Uhr präsentiert: „ALEXANDER, DER LEBENSKÜNSTLER“. Von Yves Robert und mit PHILIPPE NOIRET als freiwilliger Faulpelz Alexandre, der eines Tages beschließt, nicht mehr als Bauer zu arbeiten und den ganzen Tag im Bett zu verbringen. Sein Hund wird mit einem Korb ins Dorf geschickt, um ihn zu versorgen. Natürlich finden das Nachbarn und auch Dorfbewohner anstößig. Die 1968er Filmnummer, in  der auch Marléne Jobert mitmischt, ist köstlich. Und ließ Philippe Noiret zum Star werden.

7.)   Heute ist natürlich A B B A – Tag. Und -Nacht gleich mit. Denn 40 Jahre nach ihrer letzten LP, „The Visitors“, von 1981, melden sich AGNETHA FALTSKÖG, BJÖRN ULVAEUS, BENNY ANDERSSON und ANNI-FRID LYNGSTAD mit „V O Y A G E“ zurück. Die Ohren sind ab heute also voll auf Neu -ABBA gezündet. Kein Wunder, dass mein  Lieblingssong dieser Woche ganz gen ABBA-Klassik eingerichtet ist. TITEL, natürlich: THANK YOU FOR THE MUSIC ! Dieses Lied war 1977 auf dem fünften Studio-Album „ABBA – The Album“ erschienen. Und kam ein Jahr darauf auf der B-Seite der phantastischen Single „Eagle“ nochmal heraus. Refrain: Danke für die Musik, die Lieder die ich singe ! Bitte sehr: ABBA und der musikalische Griff in die Abba-Ewigkeit:

Wünsche eine A B B A-intensive, GESUNDE Woche.

HERZlichst:   PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

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