PÖNIs BLOG (136): 50 JAHRE: „POLIZEIRUF 110“; Netflix-Flop; GROSSARTIG: „DRIVEWAYS“; ACTION aus KOREA; „THE UKULELE“ ROCKT

0.)   Am 27. Juni 1971 startete der Deutsche Fernsehfunk (DFF) der DDR mit der Kriminalfilmreihe POLIZEIRUF 110. Titel der ersten Folge: „Der Fall Lisa Murnau“. Nach der Wende etablierte sich die TV-Reihe in der gesamtdeutschen Fernsehlandschaft. Die aktuell vom MDR, rbb, NDR und BR produzierte Serie ist mit den Fällen und ihren Ermittler/Innen in den verschiedenen Regionen des Landes verwurzelt. Die Jubiläumsfolge, die am SONNTAG, dem 30. Mai 2021 im Ersten läuft, heißt „AN DER SAALE HELLEM STRANDE“, wurde vom MDR hergestellt und geht mit einem neuen Team aus Halle an den Start: Kriminalhauptkommissar Henry Koitzsch (= gespielt von PETER KURTH) und Kriminalkommissar Michael Lehmann (= PETER SCHNEIDER). Am späten Abend zeigt Das Erste unter dem Titel „POLIZEIRUF 110: DIE KRIMIDOKUMENTATION“ ab 23.35 Uhr eine 45-minütige Dokumentation – von Matthias Göpfert (MDR) – über die wechselvolle Geschichte dieser Reihe und lässt mit Charly Hübner, Claudia Michelsen, Edgar Selge, Jaecki Schwarz, Ben Becker und Andreas Schmidt-Schaller bekannte „Polizeiruf 110“-Protragonisten zu Wort kommen. Eine 90-minütige Version dieser Dokumentation sendet das MDR-Fernsehen bereits an diesem Samstag (22. Mai) ab 20.15 Uhr. 

1.)  STREAMING-KINTOPP. Eigentlich sollte „THE WOMAN IN THE WINDOW“ erst im Kino und dann bei Netflix laufen. Basierend auf dem Debüt-Bestseller-Roman von A. J. Finn, hinter dessen Pseudonym sich der ehemalige Lektor Daniel Mallory verbirgt. Deutscher Buchtitel: „The Woman in the Window – Was hat sie wirklich gesehen“ (2018). Jetzt startete die Film-Adaption gleich im NETFLIX-Heim-Kino. Sie entstand  unter der Leitung des britischen Regisseurs JOE WRIGHT. Der mit Werken wie „Abbitte“ (s. Kino-KRITIK/2007), „Der Solist“ (s. Kino-KRITIK/2009), „Wer ist Hanna?“ (s. Kino-KRITIK), „Anna Karenina“ (s. Kino-KRITIK) und „Die dunkelste Stunde“ (2017/s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs) einen exzellenten Ruf genießt. Sich aber HIER enorm vertan hat. Thema: Anna Fox. Sie ist alleinlebend, hat sich vom ihrem Beruf als Kinderpsychologin entfernt, war seit 10 Monaten nicht mehr „draußen“, also „außerhalb“ ihrer Unterkunft; sie wohnt in einem dieser alten New Yorker Sandsteinhäuser. Leidet an Agoraphobie, also Angststörungen/Panikattacken. War, wie gesagt, schon ewig nicht mehr „vor der Tür“, „draußen“, taucht oft ab in alte Schwarz-Weiß-Filme im Fernsehen, darunter natürlich auch in den farbigen Hitchcock-Klassiker „Das Fenster zum Hof“, der hier – natürlich – riechend mitschwingt. In ihrer Wohnung ist es reichlich düster-gemütlich. Die Grimassen der blasigen Anna Fox umfassen ein erhebliches Face-Sortiment und signalisieren, mehr aufdringlich denn spannend: mir geht es gar nicht gut. Wenn irgendwann mal kurz draußen/nebenan ein Schrei zu vernehmen ist, rastet Anna sofort aus. Ansonsten trinkt sie gerne viel Wein und stopft sich mit Pillen voll. Manchmal kommt Besuch, mal ist es ihr Psychiater, mal vereinzelt Nachbarn von der Familie Russell, die gerade gegenüber eingezogen ist. Und ihre Neugier geweckt hat. Mal kommt von dort auch der – gestört wirkende, auf jeden Fall pubertierende Nachbar-Junge Ethan. Um den Anna „sich kümmert“. Ansonsten schaut sie eben – heimlich – viel nach „Drüben“ und fotografiert dorthin öfters. Und behauptet dann auf einmal, Augen-Zeugin eines Gewaltverbrechens in der gegenüberliegenden Wohnung gewesen zu sein.

Die bislang 6fach „Oscar“-Nominierte AMY ADAMS (u.a. für „American Hustle“/2014 und „Vice – Der zweite Mann“/2019) nervt mit ihren pulvigen Anna-Gesten unerträglich. Daran, dass sie = als Filmfrau = krank ist, besteht kein Zweifel. So „aufgebracht“ wie sie atmet. Klarer Fall von „Die hat doch nicht alle(s) beisammen“. In Dauerfolge („…da habe ich mich geirrt“). Offensichtlich hat sie Wahnvorstellungen. Leidet an Halluzinationen. „Sie ist vollkommen unzurechnungsfähig“, meldet der auftauchende, vermeintlich „mörderische Nachbar Alistair“ (vollkommen unterfordert: GARY OLDMAN). Was man unverzüglich bestätigen möchte. Und plötzlich ist aus der „ursprünglichen“ feixenden Nachbarin Jane (JULIANNE MOORE – deren Auftritt weitgehend läppisch ist) eine andere Jane-Nachbarin geworden (JENNIFER JASON LEIGH – auch völlig belangloser Part). Einzig die Frage röhrt durch die Szenerie: WER IST HIER WARUM MESCHUGGE? WAS GENAU WILL bzw. SOLL DAS HIER? WARUM DAUERT DIESE ERBÄRMLICHE Film- QUÄLEREI KRASSE 100 Ü B E R L A N G E MINUTEN? Am Schluss dann – ein heftiger Hokuspokus-Zinnober-Quatsch-Prügelei-Tausch. Mit viel Gewalt-Karacho. Als matte Erbärmlichkeit: Von wegen Lockdown-Appeal = Backe-Backe-Filmchen, zum Schnelltest-Vergessen. Fürchterlich (= 1 PÖNI).

2.)   WUNDERVOLL SEELE. Titel = „DRIVEWAYS / AUFFAHRTEN“. USA 2018. Regie: Andrew Ahn. Hauptdarsteller-Wechsel: ER war oft der Kotzbrocken in den Filmen. Wie damals auch, 1983, als er im ersten Sylvester Stallone-„Rambo“-Streich als Sheriff Will Teasle einen garstigen Gesetzeshüter packend mimte: BRIAN DENNEHY (*09.07.1938 – †15.04.2020). Ausgerechnet bei seinem letzten Auftritt – hier – vermag er von einer „anderen“ amerikanischen Freundschaft zu erzählen beziehungsweise davon: wie GERADE Elemente kultureller Unterschiede das Zusammenleben zu bereichern verstehen. „Dies erinnere daran, dass jeden Tag in den USA interkulturelle Freundschaften entstehen und nicht nur in Filmen vorkommen“, notiert Justin Chang von der „Los Angeles Times“. Während Stephen Farber von „The Hollywood Reporter“ urteilt: „Ohne als nerviger, sozialer Kommentar zu erscheinen, spielt der Film auf eine Reihe relevanter zeitgenössischer Themen an, so die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen viele Menschen in den USA konfrontiert sind, sowie die Einsamkeit und die Herausforderungen des Alterns“.  

Zusammen mit ihrem achtjährigen Sohn Cody (bewegend: LUCAS JAYE) reist Kathy (HONG CHAU) zum Haus ihrer verstorbenen Schwester April, um den Nachlass zu regeln. Doch mit dem, was sie dort erwartet, hatte die alleinerziehende Mutter nicht gerechnet: Das Haus ist unbewohnbar, hat weder Strom noch Internet, muss vor dem geplanten Verkauf komplett entrümpelt werden. Während Kathy missmutig die Ärmel hochkrempelt und beim Entrümpeln immer mehr erkennt, wie wenig sie eigentlich über ihre ältere Schwester wusste, versucht der schüchterne Cody in der fremden kleinen Stadt die Zeit totzuschlagen. Als er den zunächst abweisenden Nachbarn Del (BRIAN DENNEHY), einen 83-jährigen Witwer und Kriegsveteranen, näher kennenlernt, nimmt der Sommer für Mutter und Sohn einen unerwarteten Verlauf voller überraschender Wendungen, ungewöhnlicher Freundschaften und einem neuen, positiven Blick auf die Zukunft.

Mit „DRIVEWAYS“ stellt der koreanisch-amerikanische Independent-Filmemacher ANDREW AHN eine ruhige, empathische, unaufgeregte und erstaunlich originelle Familiengeschichte vor. In einprägsamen Bildern zeichnet er zum einen das Porträt einer tapfer mit den Problemen des Alltags ringenden Mutter und erzählt ganz unsentimental von der Annäherung zwischen einem sensiblen Jungen  und einem grummeligen Senior, der noch einmal den Spaß am Leben entdeckt. Schauspieler-Legende BRIAN DENNEHY verabschiedet sich hier mit wunderbarer Lakonie vom berührenden Kino.

„DRIVEWAYS“ lief erfolgreich bei vielen internationalen Festivals, u.a. auch im Berlinale-Programm 2019, und überzeugte mit nahegehenden, lebensnahen Menschen. Bedauerlich, dass auf Grund der zeitgenössischen Unruhen der Film keine Chance hatte, in unseren Kinos zu leuchten; um so mehr gilt jetzt die Kitsch-lose HERZliche filmhäusliche LOHNT-SICH-SEHR-HEIMKINO-Empfehlung (= 4 1/2 PÖNIs).

3.)   KOREANISCHER HOTTENTOTTEN-RADAU. Titel = „A HARD DAY“. Südkorea 2013. Mit: Lee Sun-kyun, dem Hauptdarsteller aus dem Erfolgshit „PARASITE“ (s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs). Solange „unsere Filme“ noch warten müssen, bevor sie die Lichtspielhäuser zurück-erobern, besteht vermehrt die Möglichkeit, über fremde HEIMKINO-An-/Aufgebote schön-rabiate Entdeckungen abzuhaken. Wie neulich gleich dreimal mit robustem Material aus Südkorea – nach „Pandemie“ (s. KRITIK im BLOG 95), „Contamination – Tödliche Parasiten“ (s. KRITIK im BLOG 130) sowie „TUNNEL“ (s. KRITIK im BLOG 132). Und jetzt mit einem neuen Knüller-Knaller. Bei dem ein ziemlich schlecht gelaunter Polizist namens Ko Gun-su (= jener Lee Sun-kyun) nicht nur einen schlechten Tag hat, sondern einen noch sehr viel übleren bekommt. Dessen Steigerungen immer noch dreckiger werden. Erst stirbt seine Mutter, deshalb müsste er eigentlich schnell nach Hause; dann ist er mit seinen ebenso korrupten Kollegen Zielscheibe interner Ermittlungen; dann überfährt er versehentlich einen Mann und muss mit Straßen-Kollegen „rangeln“; dann sieht er keinen anderen Ausweg, als die Tat zu vertuschen; und dann muss er es arrangieren, dass „seine überfahrene Leiche“ kurzerhand im Sarg seiner Mutter verstaut wird. Und war’s das schon? Nö. Jetzt geht es in dieser Mischung und Stimmung aus dunklem Humor, Suspense-Kino und knallhartem Cop-Thriller hardcore weiter. Denn Ko Gun-su wird von einem  „Beobachter“ verfolgt. „Ist was passiert?“, fragt nebenbei seine Schwester. Während der Bestatter weiß: „SIE SIND EIN GUTER SOHN!“

Hier ist was los! Wie HIER gefetzt, gefeuert, geknüppelt und umgekehrt losgelegt wird, mit knackigem Action-Pulver hantiert wird, lässt sich propper anschauen. Zielt in unverblümte Richtung a la Guy Ritchie und ähnliche Krimi-Ferkel. Bindet einen im Sessel und setzt auf „Du hast ein aufregendes Leben“. War auf zahlreichen internationalen Festivals zu erleben (hierzulande auf dem „Fantasy Filmfest“) und verbuchte eine Menge Preise. Motto: Einfach110 Minuten abschalten, das ab 16 Jahren freigegebene krötige Thrillermat einwirken lassen, als FilmSTRESS-pur auskosten. Tat mal gut, so was „Nettes“ zu schauen (= 3 1/2 PÖNIs).

4.)   MUSIK FETZT. Mit außergewöhnlichen Klängen. DAS LIED HIGHWAY TO HELL stammt von der australischen Rock-Band AC/DC. Im Juli 1979 wurde es vorab als erste Single aus ihrem gleichnamigen Album veröffentlich. Ein Leckerli für die Musik-Geschichte: Lockeres Leben, freies Leben  /  Saisonkarte für eine Einbahnfahrt  /  Fragt mich nicht, lasst mich einfach in Ruh  /  Ich krieg das alles schon selbst hin ! Es war  Donnerstag, der 21. Februar 2019. Ich hatte eine Einladung bekommen. Ort: Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt. Anlass: Ein Konzert von der – mir bis dato unbekannten Band THE UKULELE ORCHESTRA OF GREAT BRITAIN. Fazit: Es war ein voller musikalischer Spaß-Genuss. Unvergessen und demnächst unbedingt Wiederholungs-würdig. Bis dahin aber setze ich DIESE BRITEN auf den Ersten musikalischen Lieblingsplatz dieser Woche. Mit natürlich ihrer rockigen Ukulele-Variation von HIGHWAY TO HELL:

Wünsche ein Riesen-Wochen-Vergnügen auf dieser krachig-lustigen konzertanten Autobahn zur Hölle.

HERZlichst:   PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

 

 

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