PLANET DER AFFEN: REVOLUTION

PLANET DER AFFEN: REVOLUTION“ von Matt Reeves (USA 2013; B: Mark Bomback, Rick Jaffa, Amanda Silver; K: Michael Seresin; M: Michael Giaccino; VISUAL EFFECTS SUPERVISOR: JOE LETTERI; 131 Minuten; Start D: 07.08.2014); für mich war „Planet der Affen: Prevolution“ der beste Film des Kino-Jahres 2011 (s. Kino-KRITIK). Mit „4 ½ PÖNIs“ an der Spitzenbewertungsgrenze. Die jetzige Fortführung ist, salopp gesprochen, „noch einen ganzen Zahn schärfer“.

Wo, was, weshalb, warum = zum Film-Thema „Planet der Affen“ verweise ich zunächst auf den damaligen ausführlichen Kritik-Text. Heuer sind die Fronten klar. Die Prevolution, also die Vor-Revolution, haben die Affen gewonnen. Das ist jetzt zehn Jahre her. Währenddessen hat sich die Menschheit – fast gänzlich – ausgerottet. Der von ihr im Labor geschaffene und sich dann freisetzende Virus ALZ 113, den sie auch noch „Affengrippe“ nannten, löschte 90 Prozent der Weltbevölkerung aus. Ganz klarer K.O.-Sieger auf dem Planeten: Primaten.

Mit und in diesem Zustand steigen wir hier ein. In und um San Franzisco. Der Abspann aus „Prevolution“ ist hier der Vorspann: Kurz wird im Prolog noch einmal skizziert, wie sich die Menschheit, der „höhere“ Verwandte der Primaten, dezimierte. Die resistenten Affen haben sich in die jahrtausendalten Wälder von „Muir Woods“ zurückgezogen und dort eine Kolonie gegründet. In der sie innerhalb diverser Arten friedlich miteinander leben. Und eine Art Neue Gesellschaft aufgezogen haben. Die miteinander in ständiger Kommunikation steht. Anführer ist Caesar (ANDY SERKS), der einst vom Menschen „intelligent“ erzogen wurde und nun die Sippe – mit einer humanen Beraterclique, genannt „Der Rat der Affen“ – weise lenkt und klug leitet. Caesar selbst hat eine Familie gegründet, lebt mit Frau (JUDY GREER) und einem Baby zusammen. Aber wie beim Menschen, es kann der friedfertigste Affe nicht in Ruhe leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Caesars Position wird immer wieder, erst unterschwellig, dann vehementer, in Frage gestellt. Konkurrenten, wie etwa den renitenten Koba (TOBY KEBBEL), kann er handfest-überzeugend in Schach halten. Noch.

Dann aber verändert sich das friedliche Bild vollends. Einige immune Menschen haben doch überlebt. Hausen in den Ruinen von San Franzisco und benötigen Strom. Die Aktivierung des sich in der Nähe befindenden Staudamms soll die Zufuhr ermöglichen. Doch dafür müssen die Menschen durch den Wald. Wo die Affen leben. Neue (AN-)Spannungen sind die Folge. Zumal auf beiden Seiten immer noch „Hasser“ wühlen. Menschen machen die Affen für ihr jämmerliches (ÜBER-)Leben verantwortlich und betrachten diese als Feinde, die es auszulöschen gilt. Unter den Affen herrschen Wut und Rachegedanken über die ersten Todesschüsse eines überkandidelten Menschen. Caesar und sein menschlicher Verhandlungspartner (auch im Geiste), Ingenieur Malcolm (JASON CLARKE), beschließen ein Abkommen. Doch der pure, unappetitliche, inhumane Rassismus auf beiden Seiten ist nicht aufzuhalten. Lieber vernichten, als miteinander zu kooperieren.

GEWALT wird (mal wieder) zum Lösungs-Mittel aller Probleme ausgerufen. KRIEG. Wobei sich ZWEI besonders hervortun: Ein Mr. Dreyfus (GARY OLDMAN), der es nicht begreifen will und verknusen kann, dass Affen auf seiner – doch so hochintelligenten – Menschenstufe stehen. Gleichrangig sein sollen. Zudem sind DIE ja sowieso an allem schuld, siehe damals den Auslöser, sprich: „Affen“- Virus. Also müssen die Tiere vernichtet werden. Endgültig. Gegenüber „ackert“ Primaten-„Brutus“ Koba für seine Chance. Als Kriegstreiber und neuer Feldherr. Und er versteht es ebenso geschickt wie hinterhältig, die gemeine, opportune Masse zu verführen. Die angeblich klügsten Spezies auf dem sowieso schon viehisch geschändeten Planeten Erde gehen zum nächsten widerwärtigen Vernichtungskrieg über. “Planet der Affen: Revolution“ ist auch ein blitzgescheites Antikriegs-Movie.

Affen + Menschen = Eine Stufe. Zum Da-Sein geboren, zum Krieg bereit. Humane Gesellschaftsmitglieder tun sich als Oberhäupter und Vor-Denker schwer. Die „Hitlers“ wollen listig und aggressiv an die Macht. Töten, lügen, verführen und tricksen sich und Anhänger-Konsorten nach oben. Ein nur friedliches Insgesamt-Gemeinwesen auf dem Planeten Erde ist offenbar unmöglich. Die „Mr. Hydes“ versuchen sich immer wieder gegen die „Dr. Jekylls“ zu behaupten. Und oftmals gelingt es ihnen auch. „Planet der Erde: Revolution“ geht angenehm kirre in den Kopf. Besitzt aktuelle Gedankenverbindungen. Zu den abscheulichen Kriegen unserer Zeit(en).

Und betört die Sinne im besten 3 D-Handwerk. Was hier an tricktechnischer Action-Performance (im Motion Capture-Verfahren) installiert wurde, ist faszinierend. Sagenhaft perfektioniert. Besitzt visuell den Charme von genial. Ist ständig doppelbödig an- wie aufregend. Weiß erzählerisch mutige Zeichen zu setzen und optische Dauerspannung grandios zu vermitteln. Und ist darstellerisch brillant. Zumindest in den Affen-Figuren. DIE hier „führend“ sind. Und wirken. Sein Name: ANDY SERKIS. Geboren am 20. April 1964 im britischen Ruislip Manor, Middlesex. Bekanntheit erlangte er durch die Darstellung des Gollum/Sméagol in der Filmreihe „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ von Peter Jackson. Als Titelheld in bzw. Bewegungsmodell für „King Kong“ katapultierte er 2005 Performance-Capture, bei dem Bewegungen durch unzählige Punkte an Körper und Gesicht aufgenommen und durch ein Computer-Programm umgesetzt werden, in eine neue Dimension. Er ist der berühmteste Affen-Darsteller der Welt. „Lieber spannende Tiere als eindimensionale Menschen“, lautet sein darstellerisches Alpha-Motto (Interview im „Süddeutsche Zeitung Magazin / Ausgabe 43 / 25. Oktober 2013). Und: „Man vermag wunderbar etwas über die Menschen sagen, wenn man selbst kein Mensch sein muss“, ironisiert er schlüssig. Als Caesar ist er mal Gandhi, mal Bruce Willis mit Fell. Man erschaudert bei seinem Anblick ebenso wie man entzückt ist. Vor so viel „Identität“. Personell wie atmosphärisch. Eine affenstarke „Oscar“-Leistung.

Und der Regisseur? MATT REEVES?: Am letzten Montag (04.08.2014) lief gerade im ZDF spätabends sein packender Horrorfilm „Let Me In“ von 2010, ein Remake des schwedischen Hits „So finster die Nacht“ von 2008. Davor schuf der 48jährige gebürtige New Yorker den Science Fiction-Horror-Streifen „Cloverfield“ (2008); angefangen hat er als Drehbuch-Autor und Regisseur bereits 1996 mit „Der Zufallslover“ (mit Gwyneth Paltrow, David Schwimmer + Barbara Hershey), bevor er sich beim US-Fernsehen etablierte. Der zweite neue Affen-Film von IHM ist ein bedeutsames Werk geworden. Folgt und übertrifft seinen schon hervorragenden Vorgänger (von Regisseur Rupert Wyatt) mit einer faszinierenden Schlüssigkeit, einer ungeheuren Dramatik, einer optischen wie emotionalen Niveau-Brisanz.

„Planet der Affen 2“ ist ein überragendes Meisterwerk in der Genre-Kunst (= 5 PÖNIs).


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