PITCAIRN – Endstation der Bounty

PITCAIRN – Endstation der Bounty“ von Reinhard Stegen (B+R; D 1990; 90 Minuten; Start D: 30.04.1990)

Wer kennt nicht den amerikanischen Film „Meuterei auf der Bounty“ von 1961, in dem Marlon Brando in eine Südseeschönheit verliebt ist? Wer aber wusste, dass dieser Film ein Remake des Filmes „Meuterei auf der Bounty“ von 1935 ist? Und schließlich, Hand aufs Herz, wer hat gewußt, dass all diese Geschichten um die Meuterer tatsächlich geschehen sind?

Einer hat es gewusst; er heißt Reinhard Stegen. Er hat jetzt auch einen Film gedreht. Einen Dokumentarfilm mit drei Titeln.
„Pitcairn“ ist ein Titel. Pitcairn heißt auch die Südseeinsel, auf der sich die Meuterer der Bounty vor über 200 Jahren niedergelassen haben.
Eine schöne Idee für einen Film: einer Geschichte, die alle nur für eine Legende gehalten haben, auf den Grund zu gehen.
Regisseur Reinhard Stegen hat sich allerdings übernommen. Und das merkt man sehr schnell im Film.
Zunächst sucht er einige Museen auf dem australischen Festland auf. Hier findet die Meuterei mit Tonbandstimmen und Holzpuppen täglich statt. Die Museen sind alberne Touristenfallen. Der Regisseur hat das nicht gemerkt und erst mal alles gefilmt, was irgendwie mit seinem Thema zusammenhängt.

Dann endlich hat Reinhard Stegen mit seinem Filmteam ein Schiff gefunden, das sie nach Pitcairn gebracht hat. Hier leben heute noch 46 Menschen, Nachfahren der Meuterer. Mit ihnen unterhält sich der Regisseur über ihre Zukunft auf der Insel, über ihr Leben. Zwischendurch -immer wieder und viel zu oft: Bilder von sich brechende Wellen, Bilder von Ananaspflanzen und allem, was auf der Insel wächst. Was aber am schlimmsten ist, dass sind die Kommentare des Sprechers. Minutenlang wird die Kamera auf ein gebräuntes Gesicht gehalten, während der Erzähler philosophiert, was dieser Mensch wohl denkt, wie er über seine Meutereivergangenheit nachdenkt. Diese Kommentare sind verzweifelt poetisch, überheblich und belehrend.

Der Film „Pitcairn“ ist ein ärgerlicher, konzeptionsloser Wust aus Landschaftsaufnahmen, Spurensuche und aufgesetzten, weisen Kommentaren. Der Zuschauer kommt nicht umhin zu denken: Da hat sich mal wieder jemand auf Kosten anderer schöne Ferien gemacht. In diesem Falle waren es der Westdeutsche und der Bayrische Rundfunk. Die haben den Film nämlich produziert (= 1 PÖNI).

 

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