NYMPHOMANIAC – TEIL 1

„NYMPHOMANIAC – TEIL 1“ von Lars von Trier (B + R; Dänemark/D/Fr/Belgien/GB 2013; K: Manuel Alberto Claro; 118 Minuten; deutscher Kino-Start: 20.02.2014); Voyeure aller Länder, vereinigt euch nicht, denn es gibt für euren Lustbedarf nix zu sehen. Natürlich schauen wir hier auf eine ganze Menge, sogar auf eine ganz viel Menge Sex-Akrobatik, was aber mit Porno herzlich wenig zu tun hat. Vielmehr hören und sehen wir, in fünf Kapiteln, die „scharfe“ Geschichte von einer hypersexuellen Frau. Einer Nymphomanin. Von frühester Kindheit. Das heißt hier – mit vier Jahren fing das Girl schon an. Stichwort: Lustsuche auf dem wassernassen Fußboden im häuslichen Bad. Gemeinsam mit der Freundin. Dann lässt sie sich mit 15 höchst schnell und schmutzig von einem Moped-Fan entjungfern. Später wird dann mit der Freundin aus frühen Kindestagen um eine Tüte Bonbons gewettet – wer es schafft mehr Kerle „herumzukriegen“ bei laufendem Zugverkehr. Also wird um die Wette gebumst. Bereite Männer gibt es zuhauf.

Und so geht es weiter und durchweg im Leben von Joe (jung: STACY MARTIN; im Alter CHARLOTTE GAINSBOURG, Stamm-Mitspielerin bei Lars von Trier/siehe zuletzt „Melancholia“; und ganz schlimm „Antichrist“). Motto: Triebe und Hiebe. Denn völlig zerschunden hat sie der alte jüdische Junggeselle Seligman (STELLAN SKARSGARD) in der Gosse gefunden (dekorativ eingefangen, zwischen Beton- und Eisen-Dreck, bei prasselndem Regen; macht sich optisch gut, während sie auf dem Drecksfußboden liegt und Musik von „Rammstein“ dröhnt). Polizei? Rettungswagen? Nö. Lieber zu ihm nach Hause. Bei Tassen von Tee erzählt sie („Ich bin ein böser Mensch“) dem offensichtlich lebensklugen und diskussionsfreudigen, philosophierenden Alten ihre Geschichte. Schnörkellos. In Theorie und Bilder-Praxis für uns. Nach rund zwei Stunden aber ist Schluss. Fortsetzung folgt demnächst. Mit noch einmal 124 Minuten. (Im Original ist alles noch viel umfangreicher, allerdings gibt es die lange, ausführliche Version von INSGESAMT fünfeinhalb Stunden über diese Orgasmus-Sammlerin wohl nur auf Festivals zu sehen, wie eben auf der Berlinale).

Bin ich prüde? Verklemmt? Desinteressiert an so was „Erregendem“? Bisweilen sind die Kapitel ganz künstlich – lustig. Zum Beispiel wenn die Ehefrau eines Liebhabers der jungen Joe mit den drei Kindern erscheint, um ihrem Nachwuchs den „sündigen Ort“ zu zeigen (erstklassig hysterisch: UMA THURMAN). Was Joe nicht sonderlich kränkt: „Man kann kein Omelette machen, ohne ein paar Eier zu zerbrechen“. Wie zutreffend. Dann aber ist Lars von Trier mit seinen depressiven Nahaufnahmen doof lange dabei, wenn der geliebte Vater von Joe (CHRISTIAN SLATER) im Krankenhaus krepiert. Mal dürfen wir Vergleiche über das Fliegenfischen und dem Sex vernehmen, dann werden über Orgelklänge von Johann Sebastian Bach sexistische Zusammenhänge erläutert. Zwischen all der tristen Vögelei, dem Masturbieren, dem vielen ermüdenden Sex in allen Variationen. Mit diversen, bisweilen ganz lockeren, kuriosen Assoziationen ummantelt. Mittendrin. Begleitet. Während dann im Nachspann schon „tolle weitere erregende Versprechungen“ für Teil 2 bildlich annonciert werden. Ach herrje.

Ich fand’s so. La la. Mal langweilig, mal ganz ulkig. Und umgekehrt. Ab und zu sogar etwas amüsant. Dann völlig egal. In den „indiskreten“ Szenen eher ermüdend. Anstatt provokant. Oder aufregend. Lustvoll. Oder tiefsinnig. NÖ: Lars von Trier und seine filmische Dauertherapie als depressiver Narr: Zeitverschwendung (= 1 PÖNI).

Teilen mit: