NOWHERE SPECIAL

PÖNIs: (4/5)

„NOWHERE SPECIAL“ von Uberto Pasolini (B + R; Italien/Rumänien/GB 2020; K: Marius Panduru; M: Andrew Simon McAllister; 96 Minuten; deutscher Kino-Start: 7.10.2021);

HUMAN. Titel = „NOWHERE SPECIAL“. Von UBERTO PASOLINI ( B + R); Italien/Rumänien/GB 2020; 96 Minuten. Wir erinnern uns gerne – Uberto Pasolini, 1957 in Rom geboren, seit 1983 tätig in der britischen Filmindustrie, schuf 2012 als Autoren-Regisseur einen Film, der hierzulande am 4. September 2014 ins Kino gelangte und unvergessen bleibt: „MR. MAY UND DAS FLÜSTERN DER EWIGKEIT“ (s. Kino-KRITIK / 4 1/2 PÖNIs). Sein neues Werk ist ebenfalls ein Sinnbild der menschlichen Humanität. Handelt von Vater und Sohn. John (JAMES NORTON), ein mitteldreißiger selbständiger Fensterputzer in einer nordirischen Kleinstadt, kümmert sich liebevoll um seinen vierjährigen Sohn Michael (eine Wonne: DANIEL LAMONT). Die Mutter ist kurz nach dessen Geburt einfach weggegangen. Eine tiefe Liebe verbindet Vater und Sohn; ein grenzenloses Vertrauen, das wenig Worte braucht, bestimmt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Es ist ein einfaches Leben, das sie ummantelt, bestimmt von den täglichen Notwendigkeiten und Ritualen. Was Michael nicht weiß: Papa John hat Krebs. Ihm bleiben nur noch wenige Monate. Die will er nutzen, um für seinen Sohn eine „geeignete“ Adoptivfamilie zu finden, eine perfekte. Aber wie kann er seinem Jungen nur erklären, warum sie so viele merkwürdige Menschen dauernd besuchen? Kennt er wirklich seinen Sohn gut genug, um zu wissen, was der braucht? Nach und nach beginnt John zu begreifen, dass er nicht nur eine Entscheidung für die Zukunft treffen muss, sondern vor allem eine für die Gegenwart. Dass er Michael vertrauen muss. Dass sie leben, jetzt, in diesem Moment. Mit der Frage der Fragen – wer vermag künftig ausreichend Liebe, Sicherheit und Trost für seinen heißgeliebten Sohn wirklich aufbringen. Es stellt sich heraus – viele der Ausgesuchten vermögen nicht zwischen-menschlich zu punkten. Im Gegenteil. Doch die Zeit drängt.

Inspiriert von einer wahren Geschichte erzählt der humane Filmemacher eine einfache, unter die Haut gehende Geschichte. James Norton und der vierjährige Daniel Lamont spielen Vater und Sohn mit herzzerreißender Nähe und sagenhafter Vertrautheit. Ohne zerkitschte Emotionen. Mit den rührenden Kleinigkeiten der Alltagsbewegung, etwa beim Überqueren einer Ampel, die Albereien beim gemeinsamen Eis-verspeisen. Oder beim Geschichtenlesen vor dem Schlafengehen des Jungen. In seiner Denk- und Erzählweise greift „Nowhere Special“ auf, was tatsächlich „passiert“: mit leisen Tönen, sehr ruhig, sehr beobachtend, ohne Schreien, Weinen, Wut, Verzweiflung. „Wir haben eine bestimmte Zartheit und Leichtigkeit im Ton gesucht“, erläutert Uberto Pasolini im Presseheft. Und das ist ihm, in der Filmtat, berührend gelungen (= 4 PÖNIs).

Teilen mit: