HINTERLAND

PÖNIs: (4/5)

„HINTERLAND“ von Stefan Ruzowitzky (Co-B + R; Ö/Luxemburg/Belgien/D 2019; Co-B: Robert Buchschwenter; Hanno Pinter; K: Benedict Neuenfels; M: Kyan Bayani; 99 Minuten; deutscher Kino-Start: 7.10.2021);

WUCHTIG. Titel = „HINTERLAND“. Von STEFAN RUZOWITZKY (Co-B + R); Ö/Luxemburg/Belgien/D 2019; 99 Minuten. Was für ein überzeugender historischer Thriller und Antikriegsfilm! Vom österreichischen „Oscar“-Preisträger („Die Fälscher“/2008/s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs). Dessen neuer Spielfilm fast ausschließlich mit der Blue-Screen-Technik gedreht wurde: Das Szenenbild, das an die modernen und expressionistischen Motive des Kinos der 20er Jahre erinnert, entstand hauptsächlich am Computer. Beeindruckt dadurch mit schrägen Häuserlandschaften des alten Wiens, bietet verzerrt-faszinierende Perspektiven, und bisweilen glaubt man sich im Atelier eines besonders raffinierten Malers aufzuhalten. Dabei befinden wir uns im Jahr 1920. Nach Jahren der Kriegsgefangenschaft kehrt der ehemalige Kriminalbeamte Peter Berg (MURATHAN MUSLU) mit einigen Restgetreuen aus dem Ersten Weltkrieg nach Hause zurück. Das Kaiserreich, dem er gedient hatte, ist zusammengebrochen. Die neue österreichische Republik lebt von sozialer Sprengkraft und künstlerischer Freiheit, hat mit dem Aufkommen antidemokratischer Bewegungen und Arbeitslosigkeit zu kämpfen. In seinem Haus regiert die Concierge (Margarethe Tiesel); seine geliebte Frau Anna hat mit dem Kind längst die Stadt verlassen; wohnt jetzt auf dem Land. Perg ist ein Fremder in seiner Heimatstadt. Misstrauen allerorten. Gerade als er sich auf den Weg zu seiner Familie machen will, wird er mit dem grausamen Mord an einem seiner ehemaligen Kameraden konfrontiert. Der Beginn einer Reihe von weiteren Hinrichtungen. Morden. Perg erkennt, dass er mit allen Opfern persönlich verbunden ist. Gerät deshalb selbst in den Fokus der Ermittlungen. Startet mit eigenen Ermittlungen, um den Mörder aufzuspüren. Die kühle, kluge Gerichtsmedizinerin Dr. Theresa Körner (LIV LISA FRIES / neulich erst in: „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“) wird zu seiner Verbündeten. Im Verlaufe ihrer Ermittlungen, an denen auch der junge Kommissar Paul Severin (MAX VON DER GROEBEN)  beteiligt ist, stellt man fest, es nicht nur mit einem äußerst brutalen und systematisch vorgehenden Killer zu tun zu haben, sondern, im Hintergrund, in der Begleitung, auch mit üblen Intrigen innerhalb der Polizei.

„HINTERLAND“ oder: Der besondere Film blickt nicht nur in jeder Einstellung auf die innere Zerrissenheit seiner Hauptfigur Peter Berg („Töten und Quälen ist typisch menschlich“), sondern betont auch die äußere Fragilität der Gesellschaft; so dass die sowohl visuelle als auch empathische Gefühlslage dieser Zeit zu einem außergewöhnlichen und faszinierenden, packenden Spannungserlebnis ausufert. Hinterland“ handelt vom puren atmosphärischen Kinogrusel: bildlich wie gedanklich wie hochemotional (= 4 PÖNIs).

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