DIE FÄLSCHER

PÖNIs: (4/5)

„DIE FÄLSCHER“ von Stefan Ruzowitzky (B + R; nach der Biografie von Adolf Burger „Des Teufels Werkstatt: die größte Fälscheraktion der Weltgeschichte“/1983; Österreich/D 2007; K: Benedict Neuenfels; M: Marius Ruhland; 98 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.03.2007); einem Wiener des Jahrgangs 1961, der mit seinen Filmen „Die Siebtelbauern“(1998), „Anatomie“ (2000) sowie „Anatomie 2“ (2003) auch bei uns bekannt wurde. Sein neuester Film ist eine deutsch-österreichische Co-Produktion, die im diesjährigen Berlinale-Wettbewerb lief und allgemein recht positiv aufgenommen wurde. Dabei erzählt der Drehbuch-Autor und Regisseur Ruzowitzky von einem wahren wie bislang unbekannten Kapitel der NS-Geschichte: Basierend auf den Erinnerungen des heute 89-jährigen Holocaust-Überlebenden Adolf Burger („Des Teufels Werkstatt: die größte Fälscheraktion der Weltgeschichte“; wurde in diesem Monat wieder aufgelegt im Elisabeth-Sandmann-Verlag) wird das Drama eines spektakulären Geheimunternehmens der Nazis beleuchtet, die 1944 im KZ Sachsenhausen eine professionelle Fälscher-Werkstatt einrichteten.

Gefangene des Lagers – jüdische Experten, vom Währungsfachmann über Drucker bis hin zu einem echten Fälscher – wurden gezwungen, Falschgeld im großen Stil anzufertigen. Andernfalls drohte ihnen die Hinrichtung. Die Nazis hatten vor, mit den Dollar- und Pfund-Blüten die Weltwirtschaft zu schwächen. Dabei vor allem im Blick- und Mittelpunkt: Der damalige „König der Fälscher“ SALOMON SOROWITSCH, eine ganz „besondere Größe“ aus dem kriminellen Milieu Berlins. Ein Betrüger, der sich gerne/genüsslich durchs Leben schummelt.

Der 43-jährige Wiener Schauspieler KARL MARKOVICS spielt dieses schlitzohrige „Talent“ mit dem unbedingten Überlebenswillen sehr nachhaltig-intensiv, unaufgeregt, ruhig. Nuancenreich. Glaubwürdig-leise. Sein Typ ist vielschichtiger „Lebenskünstler“ und gepeinigtes Opfer zugleich. „Man passt sich an oder man geht drauf“, lautet seine Moral. Mit der er sogar dem jovial-teuflischen, stets auf seinen eigenen Vorteil bedachten SS-Kommandanten Friedrich Herzog Paroli bietet: der bislang auf der Leinwand kaum aufgefallene DEVID STRIESOW („Der Rote Kakadu“; „Was tun, wenn´s brennt?“) mit der brillanten Studie eines deutschen Opportunisten. Aus dem exzellenten Ensemble ist auch AUGUST DIEHL als idealistischer junger Drucker und Widerständler zu nennen.

Kein monströser, sondern ein „anderer“, hochinteressanter deutscher Vergangenheitsfilm um den Lebens-/Identitäts-Kampf zwischen Pragmatismus und Idealen bzw. Widerstand. Angenehm-sparsam inszeniert, sich dabei auf wenige Figuren, mit scharf gezeichneten Charakteren, spannend konzentrierend. Und: Dabei den schwierigen Balanceakt zwischen kurzweiligem Unterhaltungskino und aufwühlendem KZ-Drama souverän bestehend. Ein kleines Ereignis von überzeugendem Kino aus dem deutschsprachigen Raum (= 4 PÖNIs).

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