NOME DI DONNA

PÖNIs: (3,5/5)

„NOME DI DONNA“ von Marco Tullio Giordana (Co-B + R; Italien 2018; Co-B: Cristiana Mainardi; K: Vincenzo Carpineta; M: Dario Marianelli; 98 Minuten; deutscher Kino-Start: 05.12.2019); „Dissenso comune“ („Gemeinsamer Widerspruch“) heißt die MeToo-Bewegung in Italien. Die viele einheimische Mitarbeiterinnen aus Film, Fernsehen und Theater unterstützen. Der renommierte Mailänder Drehbuch-Autor und Regisseur MARCO TULLIO GIORDANA, dessen Werke „100 Schritte“ (s. Kino-KRITIK) und „Die besten Jahre“ (s. Kino-KRITIK) einst in Venedig und Cannes präsentiert und ausgezeichnet wurden, hat sich für seinen neuen Film „Nome di Donna“, übersetzt: „Frauenname“, diesem Thema angenommen und bezieht sich dabei auf Vorkommnisse, die aus einer anonymen Akte einer Gewerkschaftsinitiative stammen.

Nina (CRISTINA CAPOTONDI), eine junge alleinerziehende Mutter, verliert in Mailand ihren Job als Restauratorin. Sie findet Arbeit auf dem Land. Im Institut Baratta, einem kirchlichen, luxuriösen Pflegeheim für betuchte ältere Menschen. Eine Aufgabe, die ihr Freude bereitet und ihre Unabhängigkeit sichert. Doch eines Abends, nach Dienstschluss, will sie der Direktor des Heims in seinem Büro sehen, wobei seine Avancen eindeutig sind. Er bedrängt sie sexuell. Wie er das offensichtlich auch schon mit anderen Mitarbeiterinnen des Hauses gemacht hat. Die eisern schweigen, weil sie sich schämen oder weil sie Angst vor der Kündigung haben. Doch Nina will sich „das“ nicht gefallen lassen und zeigt den Direktor mit Hilfe der Gewerkschaft an. Zunächst hat „Frau“ keine Chance. Gegenüber der „festen“ Kirchenhierarchie. Das Verfahren wird eingestellt. Nina wird von ihren Kolleginnen geschnitten, weil sie „für Unruhe“ gesorgt hat und für einen Monat vom Dienst suspendiert wird. Und: Die Leitung des Instituts ist sich ihrer (geschützten) Sache sicher und reicht selbst Klage wegen übler Nachrede ein. Was die junge Frau fortan noch mehr nach Möglichkeiten suchen lässt, gegen dieses System der Erniedrigung und des Schweigens anzugehen.

Ein Film, der mit Verstand und Emotionen argumentiert. Um schließlich in ein Gerichtsdrama aufwühlend auszuarten. „Nome di Donna“ erzählt vom couragierten Kampf einer mutigen Frau, die gegen eindeutiges Unrecht angeht: „Ich habe das Recht zu arbeiten, ohne angefasst zu werden“, lässt Nina einmal verlauten. Eine Selbstverständlichkeit, deren Formulierung unnötig sein sollte. Aber offensichtlich weiterhin immer noch ausgesprochen werden muss. Ist auch der Film in der zweiten Hälfte mehr auf die Konfrontationen im Gerichtssaal konzentriert, und verliert dabei an dramaturgischer Stärke, so ist er in seiner berechtigten Wut über den allgemeinen und oft immer noch selbstverständlichen Sexismus und Chauvinismus – und nicht nur in Italien – wichtig und richtig. Denn die Folgen derartiger Missbräuche und Misshandlungen sind ekelhaft und bleiben verheerend (= 3 1/2 PÖNIs).

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