NEBENAN

PÖNIs: (4/5)

„NEBENAN“ von und mit Daniel Brühl (D 2020; B: Daniel Kehlmann; K: Jens Harant; M: Moritz Friedrich; Jakob Grunert; 92 Minuten; deutscher Kino-Start: 15.7.2021);

DASS ICH D A S NOCH ERLEBEN DARF….  Titel = „NEBENAN“. Von und mit DANIEL BRÜHL. D 2020. Drehbuch: der deutsch-österreichische Literat Daniel Kehlmann. 92 Minuten. Ein deutscher Film, geschaffen in Berlin. Ergebnis. DAS und DER funktioniert. Über ein Drehbuch, das mit gescheiten, listigen Pointen nur so brilliert. Für die beiden Hauptangeklagten Daniel und Bruno wie geschaffen. Daniel Brühl und PETER KURTH, der gerade dabei ist, sich andauernd Lorbeeren zu angeln. Zu verdienen. Gerade jetzt wieder zu annoncieren, wenn sich in der Prenzlauer Berg-Eckkneipe „Zur Brust“ zwei Künstler anpfeffern. Der Eine heißt Daniel, wohnt nebenan mit Frau, zwei kleinen Söhnen und einem Kindermädchen apart in einer schmucken Loft-Maisonette-Wohnung und ist gerade dabei, sich als angesagter Schauspieler RICHTIG weiter hoch-zu-hangeln, hoch-zu-plustern; sein älterer Kontrahent hört auf Bruno, wohnt auch dort, wo Daniel lebt, allerdings im Hinterhaus. Von wo er „unverbauten“ Einblick in Daniels Privat-Reich hat. Motto: Freies Zuschauen, aufmerksames Beobachten, freies Mithören. Viel Ohr-nah miterleben, was nebenan so alles ab-läuft. Geplant, gehandhabt wird. Alles wird fein säuberlich notiert. Dabei kommt immer mehr hervor – heraus: dass sich Bruno als Wiedervereinigungs-Verlierer wertet, als Opfer der Gentrifizierung betrachtet und offensichtlich nun den abgehängten Rächer mimt. In dem er den erfolgsverwöhnten Star-Schauspieler Daniel immer mehr analytisch bedrängt. Dank eines riesigen Notizen-Tiefgangs. Mit Unmengen von Daten, Fakten, intimen Äußerungen. Bewegungen. So dass Daniels sichere Fassaden plötzlich offener liegen als erwünscht und dadurch die Seelenfestungen immer verblüffender ins Wanken geraten. Mit jeder Sprach-Minute dieses eigenwilligen beunruhigen Abhängens kriegen seine Ängste vollen Power-Geschmack.      Neugierig geworden? Gut so. Jetzt geht’s erst richtig los. Packend, Tiefenstark. Diese immense Stalker-Energie. Zeigt sich. Zynisch, wütend, betont.

Keine Langeweile. Ganz im Gegenteil. Anfangs noch verbaler Spielkram, dann die geschmäcklerischen Zuläufe, plötzlich wenden sich immer öfter die Kräftezustände; treten eklige „Wahrheiten“ zutage mit der Erkenntnis: offensichtlich sind die Verhältnisse Ost – West und umgekehrt längst noch nicht so abgemildert wie gedacht. Ganz im Gegenteil, wenn die Sätze sprudeln, befinden wir uns inmitten der Arroganz derjenigen, die das Geld haben und das bestimmende Sagen verinnerlicht haben.

Der erste Regie-Film von Daniel Brühl ist vor allem deshalb geglückt, weil er an seine Seite einen knalligen, knallharten Berber PETER KURTH aufbietet, dessen Komplimente –„Den Autisten haben Sie ganz gut gespielt, war vielleicht in Ihnen drin“ – so was von wirken. Peter Kurth ist noch einen Typen-Sack gemein-gefährlicher-schärfer als sonst-schon. Phantastisch. Und: Wobei mindestens eine Erwähnung wert auch die resolute Wirtin ist, gespielt von einer cleveren RIKE ECKERMANN. 

Was für ein gelungenes Gesamtpaket von filmischem Sprach- Gedanken- Fieber (= 4 PÖNIs).

 

Teilen mit: