MUTAFUKAZ

„MUTAFUKAZ“ von Guillaume „Run“ Renard und Shojiro Nishimi (Fr/Japan 2016/2017; B: Guillaume „Run“ Renard; nach seiner gleich. fünfbändigen Comic-Reihe seit 2006; Animation-Director: Teiichi Takiguchi; M: „The Toxic Avenger“ und Guillaume Houzé; 94 Minuten; deutscher Kino-Start: 25.10.2018); selten so gestaunt im filmischen Animationskosmos. Der Grund? Dieser totale Gegensatz „zu sonst“. Also zu Disney, PIXAR, DreamWorks oder woher sonst die vielen niedlichen Trick-Veranstaltungen kommen. Hier – der barbarische Gegensatz.

Die Fakten: Der französische Comic-Autor, Illustrator und Regisseur GUILLAUME RENARD, Künstlername RUN; erschuf ab 1997 die MUTAFUKAZ-Welt. Zunächst als Comic-Projekt, dann als Kurzfilm, der 2002 beim „Sundance Festival“ lief, und schließlich erschien ab 2006 bei „Ankama Editions“ die Comicbuchreihe, auf die der Animationsfilm basiert. Den er gemeinsam mit dem japanischen Anime-Regisseur SHOJIRO NISHIMI realisierte.

Der Ort: Die Metropole DARK MEAT CITY, eine Art städtische Bastard-Version von Frank Millers Großstadt-Schmutzhaufen SIN CITY. Hier leben, besser: vegetieren drei schräge Kumpels: Lino, Vinz und Willy. Lino ist ein kleinwüchsiger Typ mit pechschwarzem Kopf und riesigen Augen; Vinz hat ebenfalls kein normales Face, sondern einen Toten-Kopf, auf dem eigentlich ständig eine Flamme brennt; Willy sieht mehr aus wie eine Katze mit Zahnlücken und Grills. Linos liebste Wohnungskameraden sind eine Armee von Kakerlaken. Die er liebevoll täglich füttert. Auf deren „Treue“ er sich verlassen kann. Ansonsten lebt das Trio nach dem Motto vor sich hin: bloß nicht auffallen. Weil dies in d e r Gegend mit d i e s e n Gangs fatal wäre. Also lebensbedrohlich ist. Gestorben wird sowieso viel, immer wird irgendjemand abgemurkst. Oder es wird gleich die ganze Straße „gesäubert“.

Lino versucht sich gerade als Pizzafahrer, als er einen Unfall hat, weil ihn eine unbekannte Schöne auf dem Bürgersteig irritiert. Fortan besitzt er ungewöhnliche Super-Kräfte, sieht plötzlich in den Schatten der Menschen tentakelähnliche Wesen, während ihn nun seltsame Gestalten verfolgen. Wie sich herausstellt, will deren Boss die Weltherrschaft übernehmen. Oder so was in der Art. Ansonsten Irritationen zuhauf: Mexikanische Wrestler-Weltenretter mischen ebenso mit wie mysteriöse Regierungseinheiten, die Jagd auf Lino & Co. machen. Und diese unbekannte Schöne spielt auch noch ihre (gemeine) Rolle. Übrigens – die Außerirdischen heißen hier „Machos“. Und im Übrigen purzeln schon mal Zeit und Raum durcheinander.

„Mutafukaz“ ist absurdes, surreales, überkandideltes, ausflippendes und in Gänze völlig unkorrektes, erwachsenes Animations-Action-Kirmes-Kino, durchsetzt mit dem atmosphärischem Geschmack und Gestank von Tarantino-Pulp. Begleitet von hippen Klängen, überdimensionalem Slum-Shit und mehr – warum, weiß ich nicht so genau – faszinierenden Tricky-Freaks inmitten von rotziger, munterer, irre-trashiger Underground-Coolness (= 3 1/2 PÖNIs).

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