MIAMI VICE

MIAMI VICE“ von Michael Mann (B, Co-Prod.+R; USA/D 2006; 134 Minuten; Start D: 24.08.2006); basierend auf der gleichnamigen US-TV-Serie aus den 80ern, erfunden von Anthony Yerkovich und maßgeblich mitentwickelt durch den „ausführenden Produzenten“ Michael Mann. Der heute 63-jährige (geboren am 5. Februar 1943 in Chicago) lernte auf der Londoner Filmschule sein Handwerk, realisierte dann exzellente/kluge/stimmungsvolle Genre-Filme wie den ersten Hannibal-Lector-Film „Manhunter – Blutmond“ (1986), den Kerle-Klassiker „Heat“ (1995/mit Al Pacino und Robert De Niro), den Polit-Thriller „Insider“ (1999/mit Russell Crowe und Al Pacino/um Machenschaften der Tabak-Konzerne), das Boxer-Porträt „Ali“ (2001/mit Will Smith), den Psycho-Thriller „Collateral“ (2004/mit Tom Cruise und Jamie Foxx).

Der bislang viermal für den „Oscar“ nominierte Filmkünstler, der vor allem dadurch berühmt/populär wurde, weil er in allen seinen Filmen die Musik/den SOUND nicht nur als „Begleitung“ (= als Unterlegmotiv), sondern vor allem auch als dramaturgisches Ausdruckmittel einsetzt, hat hier, für seinen neuesten Kinofilm, die Figuren aus der einst auch bei uns sehr populären amerikanischen Fernsehserie adaptiert. Wir erinnern uns: „MIAMI VICE“, mit insgesamt 113 Folgen ab/seit 1984, war die Trend-Krimiserie der 80er Jahre. Die Detektive Sonny Crockett (DON JOHNSON) und Ricardo Tubbs (PHILLIP MICHAEL THOMAS) sind in Florida im Kampf gegen den Sumpf von Kokain, Korruption und Prostitution unterwegs. Durchgestylte Typen, schnelle Fahrzeuge und rassige Frauen beherrschen die Szenerie. Das Markenzeichen der Beiden: Crockett´s Dreitagebart, Designer-Klamotten (= cremefarbene Flanellanzüge), die zur Mode wurden, extrem dunkle Sonnenbrillen, dicke Armbanduhren. Der Serien-Vorspann signalisierte poppig-flotten kalifornischen Zeitgeist: Flamingos/Bikini-Frauen/Motorboot-Flitzer/türkisfarbenes Meer/Palmenstrände/der flotte Sound. Ferrari-Fahrer Crockett lebt auf einem Segelboot und hält sich einen Alligator namens „Elvis“ als Haustier. Der dunkelhäutige Tubbs ist aus New York gekommen, um den Mörder seines Bruders zu finden. Mit ihren unkonventionellen Ermittlungsmethoden und ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn bilden sie ein ungewöhnliches wie erfolgreiches Team.

2006 ist alles ganz anders. Florida zeigt sich nicht „bunt“, sondern kalt, düster, pessimistisch. Schmucklose Hafenbaracken und schäbige Trailer-Parks prägen das schmutzige Neon-Bild. Crockett & Tubbs im Undercover-Einsatz. Wollen in die „Firma“/das Geschäft eines kolumbianischen Drogen-Moguls, vor allem, um einen „Maulwurf“ in den eigenen Reihen zu enttarnen. Dabei verwischen sich die Spuren von „Recht/Gesetz/Ordnung“ und „Verbrechen“ ein ums andere mal. Zudem wird es kompliziert(er), als sich Crockett in die asiatische Geliebte (und Finanzbuchhalterin) des Kartell-Kings verliebt. Doch für „Romantik“ bleibt wenig Platz und Zeit. Denn: Mit den vielen Abstechern in die Räubernester „der wilden Vororte der USA“ wie Kuba, Haiti und Südamerika vergrößert sich hier der globale kriminelle Radius.

Ein spannender, atmosphärischer, aber auch reichlich steriler, zwiespältiger Unterhaltungsfilm. Der in seiner Dauer-Kälte „erstarrt“. Rhythmus und Drive des TV-Original fehlen gänzlich. Stil ist alles, Inhalt nichts: Die Story ist konfus und zu lang. Mit aber hervorragend choreographierten Gewaltszenen sowie bemerkenswert guten Schurken-Darstellern. Und zwei „ordentlichen“ Hauptakteuren als Alphatiere der Polizei: Der Ire COLIN FARRELL, bekannt aus Filmen wie „Alexander“, „The New World“ und „Nicht auflegen!“, darf als gebrochener Crockett-Macho mit grässlichem Dschingis-Khan-Schnauzer auftreten/agieren und belanglosen Dampf ablassen.

Während „Oscar“-Preisträger JAMIE FOXX („Ray“) als Tubbs unterfordert für den coolen, besonneren Part sorgt. Dazu/daneben: China-Star GONG LI („Rotes Kornfeld“/Lebewohl, meine Konkubine“/zuletzt: „Die Geisha“), sie wird als schönes weibliches „Schmuckstück“ eingesetzt/“gebraucht“. Sämtliche Akteure haben sich hier der visuellen Gestaltung völlig unterzuordnen, sind letztlich nur „schicke“ „Aushängeschilder“/“Handlanger“ des Stils/der Technik. Eine aseptisch (keimfrei) wirkende neue Hollywood-Show (= 3 PÖNIs).

 

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