MENSCHLICHE DINGE

PÖNIs: (4/5)

„MENSCHLICHE DINGE“ von Yvan Attal (B + R; Fr 2020; K: Rémy Chevrin; M: Mathieu Lamboley; 139 Minuten; deutscher Kino-Start: 03.11.2022);

#MEE TOO-DEBATTE. Titel = „MENSCHLICHE DINGE“ von Yvan Attal (B + R; Fr 2020; nach dem Roman „Les Choses Humaines“ von Karine Tuil/2019; K: Rémy Chevrin; M: Mathieu Lamboley; 139 Minuten; deutscher Kino-Start: 3.11.2022). Eigentlich sollte selbstverständlich sein: Respekt vor „emotionalem Zugriff“. Zwischen Männer und Frauen. Zwischen Frauen und Männer. Man könnte meinen, die Farels wären eine Familie wie aus dem französischen Bilderbuch: Jean Farel (PIERRE ARDITI) ist ein einflussreicher, prominenter Fernsehjournalist, dem gerade ein Orden verliehen werden soll; seine Ehefrau Claire (CHARLOTTE GAINSBOURG) ist eine „öffentliche“ Intellektuelle, die bekannt ist für ihr feministisches Engagement; ihr gemeinsamer Sohn Alexandre (BEN ATTAL) ist gutaussehend, sportlich und studiert in Kalifornien an einer Elite-Uni. Bis eines Tages die Polizei vor der Tür auftaucht: Ausgerechnet die 16-jährige Tochter Mila (SUZANNE JOUANNET) von Claires neuem Lebensgefährten hat Anzeige wegen Vergewaltigung durch Alexandre erstattet. Von jetzt auf gleich zeigt die glanzvolle familiäre, bürgerliche Fassade gefährliche Risse. „Die Dinge“ entwickeln sich. Auf dass das Leben aller Beteiligten aus den Fugen gerät. „Wegen eines Aktes von 20 Minuten“  – ein Satz, für den Alexandres Vater einen Twitter-Shitstorm kassiert.

Das Drama. Mit aufkommenden vielen Debatten. Die für eine Unmenge von Fragen und Antworten sorgen. Dann auch im Gerichtssaal. Wo fängt eine Vergewaltigung an? Was genau ist sexueller Konsens? Wo liegen die Grenzen von Lust? Der französische Autoren-Regisseur Yvan Attal, zuletzt 2018 mit seinem Film „Die brillante Mademoiselle Neila“ auch hierzulande imponierend (s. Kino-KRITIK), setzt ein Drama in Bewegung, bei dem sich Geschlechterpositionen längst verändert haben. Wahrhaftiger geworden sind. Motto: Frauen lassen sich nicht mehr als Kerle-Geisel triezen. Von wegen: die auslaufende Allmacht des Dominanten, Männlichen, des Großbürgers. Gestrige übliche Grenzüberschreitungen sind heute gesellschaftlich und juristisch inakzeptabel. Daran müssen sich viele Männer immer noch gewöhnen.

Was für eine spannende filmische Ätherwelle von Gedanken-intensivem Lichtspielduell (= 4 PÖNIs).

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