MEIN FÜHRER

PÖNIs: (3/5)

„MEIN FÜHRER“ von Dani Levy (B + R; D 2006; K: Carl-Friedrich Koschnick, Carsten Thiele; M: Niki Reiser; 89 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.01.2007); Zusatztitel: „Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“.

Es ist der schon jetzt viel-diskutierte/heiß-diskutierte neue Film des 39-jährigen Berliner-Schweizer-Regisseurs, allerdings ohne diesen quatschigen/dummen Zusatztitel. Um es gleich vorab zu beantworten: NATÜRLICH darf auch über Adolf Hitler gelacht werden! Chaplin hat es uns schon 1940 mit „Der große Diktator“ ebenso vorgemacht wie Ernst Lubitsch 1942 mit „Sein oder Nichtsein“; auch dürfen in diesem Zusammenhang Klasse-„Hitler“-Filmemacher wie Mel Brooks („Frühling für Hitler“/1967) oder Roberto Benigni („Das Leben ist schön“/1997) sowie Radu Mihaileanu („Zug des Lebens“/1998) genannt werden. NUR: Levy hat mit DIESEM Niveau nichts/gar nichts zu tun. Dani Levy, 1957 in Basel geboren, schuf zunächst kleine, bisweilen schräge Beziehungsfilmchen für den Off-Bereich („Du mich auch“/1986; „Robbykallepaul“/1988/ s. Kino-KRITIK; „I Was On Mars“/1991), bevor es dann filmisch „ziemlich blöd-dumm“ wurde („Stille Nacht“; „Meschugge“; „Väter“). „Alles auf Zucker!“ (s. Kino-KRITIK) war dann 2005 eine hübsche jüdische Komödie, die vom Wortwitz und den prächtigen Schauspielern (Hannelore Elsner, Henry Hübchen, Rolf Hoppe) gut lebte (und mangels alternativer Unterhaltungsangebote hierzulande etwas zu dick „in den deutschen Film-Himmel“ gelobt wurde („Ernst-Lubitsch-Preis“).

Hier nun übernimmt/verhebt sich Levy als sowohl Drehbuch-Autor wie auch als Regisseur. Hat eine prächtige Ausgangsidee, aus der dann aber viel zu wenig „herauskommt“: Ende Dezember 1944 ist nicht nur Deutschland, sondern auch Hitler am Ende. Adolf hat Depressionen, ist schwermütig, leidet zudem als Bettnässer, unter Impotenz, hält sich selbst „für einen Krisenfall“. Goebbels (sprachlich-großartig-doppelbödig: SYLVESTER GROTH) „reagiert“ aus eigenem „Karriere“-Interesse (misstrauisch beäugt/verfolgt vom üblichen Drumherum-Nazi-Personal „von der Uniform-Stange“): Ein – neudeutsch – Coach/“Trainer“ muss her und wird in dem jüdischen Theaterdirektor, Prof. ADOLF Grünbaum (Stichwortgeber: ULRICH MÜHE/“Das Leben der Anderen“), gefunden. Der wird, mit Familie (= Ehefrau/2 Kinder), aus dem KZ Sachsenhausen ins Hauptquartier nach Berlin gebracht, wo er, innerlich zwiegespalten-aufgewühlt, den Führer wieder „in Form“ zu bringen versucht.

Das ist nur (sehr) begrenzt spannend, komisch, verblüffend, frech, tragisch, listig und vor allem pointiert. Der Drehbuch-Autor Levy hat dem Regisseur Levy eine nur halbherzige Vorlage geschrieben, die in ihrer Mischung aus Schärfe und Humor, aus Komik und Tragik, mehr schwächelt denn patent-denkend unterhält. Und die pikant-hintergründig-irrwitzigen Ansätze/Ideen/Gedanken und Entwicklungen nie überraschend wie vollends ausreizt bzw. pointiert ausspielt, sondern nur, in einer Art blasser Nummernrevue, öd-fade auspustet. Dass aber diese vorwiegende Langeweile-Show dennoch ihren Reiz hat bzw. besitzt, liegt ausschließlich am Hauptakteur HELGE SCHNEIDER.

Der 51-jährige Komiker/Musiker/Entertainer mit auch eigenen „schräg-schrägen“ Kinofilmen („Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem“/1993; „00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter“/1994 + „Praxis Dr. Hasenbein“/1997) findet in Ausdruck/Bewegung/Körpersprache diese Kopf-und-Bauch-Balance zwischen Jammergestalt/Monster/Witzfigur; ist aberwitzig-furchterregend-deppert. „Mein Führer“ ist eine lahmende alberne Satire, die sich NICHT WIRKLICH traut und überhaupt nur deshalb auf Interesse stößt, weil es korrekter lauten müsste:

HELGE SCHNEIDER GIBT EINEN KRASSEN HITLER-ABEND (= 3 PÖNIs).

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