MEASURE OF A MAN – EIN FETTER SOMMER

„MEASURE OF A MAN – EIN FETTER SOMMER“ von Jim Loach (USA 2018; B: David Scearce; nach dem Jugendroman „One Fat Summer“ von Robert Lipsyte/1977; K: Denson Baker; M: Ilan Eshkeri, Tim Wheeler; 100 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.06.2019); der am 6. Juni 1969 in London geborene Film- und TV-Regisseur JIM LOACH ist das vierte von fünf Kindern des renommierten britischen Filmemachers Ken Loach (zuletzt: „Ich, Daniel Blake“). Sein Debütfilm war 2010 das Drama „Oranges and Sunshine“ mit Emily Watson in der Hauptrolle. In dem ging es um einen Skandal aus Nottingham. Wo eine Sozialarbeiterin in den 1980er Jahren aufdeckte, dass zwischen 1947 und 1967 etwa zehntausend Kinder, die jüngsten erst drei Jahre alt, nach Australien geschickt wurden, angeblich, weil die Eltern nicht in der Lage waren, ihre Kinder zu versorgen. Die Kinder landeten in Heimen, viele wurden als billige Arbeitskräfte ausgenutzt oder missbraucht. Der Film wurde mehrfach international ausgezeichnet. 2018 schuf Jim Loach diesen = seinen zweiten Spielfilm.

Eine angenehm berührende, weitgehende unaufgeregte Coming-of-Age-Geschichte aus den 1970er Jahren, basierend auf dem Roman „A Fat Sommer“ des US-Schriftstellers Robert Lipsyte. Dessen Buch von der „New York Times“ als „Herausragendes Buch des Jahres“ und von der „Library of Congress“ zum „Besten Jugendbuch“ prämiert wurde. Der 17-jährige Bobby (BLAKE COOPER) verbringt mit seinen Eltern die Sommerferien mal wieder am See. Wie die Jahre zuvor auch. Während seine etwas jüngere Schwester schnell Kontakt sucht und findet, würde Bobby sich lieber woanders aufhalten. Sein Manko: Er ist „etwas fülliger“ als die „schönen“ Jungs hier, die ihn wegen seines Äußeren hänseln und attackieren. Er kann zwar auf seine Freundin Joanie zählen, doch die ist diesmal die meiste Zeit abwesend. Deshalb ist er zufrieden, als er in der Nachbarschaft bei einem Dr. Khan (DONALD SUTHERLAND) dessen Anwesen gegen Honorar pflegen darf. Dabei entwickelt sich zwischen diesem „kauzigen“ alten Mann, der auf strenge Regeln setzt (wie Pünktlichkeit), eine leise Freundschaft.

Endlich einmal kein überlauter, aufdringlicher Krach, sondern eine ruhige, glaubwürdige Geschichte, der zu folgen einiges Vergnügen bereitet. Weil mit den Beteiligten emotional wie gedanklich wie seelisch „etwas anzufangen“ ist, was wiederum mit dem beeindruckend auftretenden BLAKE COOPER in der authentischen, sensiblen Bobby-Hauptrolle zu tun hat. Der (zur Drehzeit) 17-jährige, bekannt aus „The Maze Runner“, wo er den Chuck spielte, vermag sich einfühlsam in diesen jungen Außenseiter-Burschen einzubringen, so dass man ihm auf seinem schlingernden Weg zum Erwachsen-Werden gerne folgt. Zudem sind die Aufnahmen, die das neuseeländische Kamera-As Denson Baker einfängt, von atmosphärischer Brillanz.

„Measure Of A Man – Ein fetter Sommer“, handelt von identitären Erinnerungen und ist ein warmherziges Wohlfühl-Movie in diesem derzeit vielfach überhitztem Kino-Sortiment (= 3 1/2 PÖNIs).

Teilen mit: