MARIA, IHM SCHMECKT’S NICHT!

PÖNIs: (2,5/5)

„MARIA, IHM SCHMECKT’S NICHT!“ von Neele Leana Vollmar (D 2008/2009; B: Daniel Speck, Jan Weiler; K: Torsten Breuer; M: Niki Reiser; 90 Minuten; deutscher Kino-Start: 06.08.2009); die 1978 in Bremen geborene Regisseurin eröffnete mit ihrem Debütspielfilm und gleichzeitigem Abschlussfilm an der Filmakademie Ludwigsburg – „Urlaub vom Leben“ – 2005 die 39. Hofer Filmtage. „Friedliche Zeiten“ war 2007 ihr zweiter (magerer) Kinofilm (s. Kino-KRITIK). Für ihren 3. Film adaptierte sie den gleichnamigen, 2003 erschienenen Roman, der inzwischen mit über 1,7 Millionen Käufern zum Bestseller avanciert ist.

In „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ verarbeitete der Düsseldorfer Journalist JAN WEILER, der von 2000 bis Anfang 2005, gemeinsam mit Dominik Wichmann, das „SZ-Magazin“ leitete, persönliche wie fiktive „Erlebnisse“ mit seiner italienischen Sippe (Jan Weiler lebt heute mit seiner italienischen Frau und zwei Kindern in Ambach). Nach der kürzlichen deutsch-iranischen Beziehungskomödie „Salami Aleikum“ von Ali Samadi Ahadi mit „Papa-Dominanz“ („Wir sind keine Ausländer, wir sind Perser“) geht es also erneut um den „komischen Toleranz-Crash“ der Kulturen, nun also zwischen Deutschen und Italienern.

Jan, der Sachbuchlektor (CHRISTIAN ULMEN), der die Ruhe schätzt und das Chaos hasst, will die Deutsch-Italienerin Sara (MINA TANDER) heiraten. Doch bevor er das kann, hat er es mit einem mächtigen „Kontrahenten“ zu tun, mit dem zukünftigen Schwiegervater Antonio (LINO BANFI), der 1965 als Gastarbeiter nach Deutschland bzw. Osnabrück kam und heute mit der einheimischen Ehefrau Ursula (MAREN KROYMANN) in Krefeld lebt, aber vehement darauf besteht, ein Ur-ITALIENER geblieben zu sein. Eigentlich ist ja nur eine „kleine“, standesamtliche Hochzeit geplant, doch die neue Verwandtschaft sieht das anders. Beim Mittagessen mit seinen Eltern, dem Düsseldorfer Akademikerpaar Eberhard (PETER PRAGER) und Gisela (GUNDI ELLERT), stellt der voluminöse Antonio klar: Geheiratet wird „Zuhause“, und zwar in seiner italienischen Heimatstadt Campobello, einer Kleinstadt, irgendwo „versteckt“ im italienischen Toskana-Süden. Bestimmt, getan; man düst also gemeinsam dorthin. Um sich dann mit sämtlichen „italienisch-deutschen Klischees“ befassen, auseinandersetzen zu müssen. Also mit vielen Verwandten wie diesen nervenden dicken Omas, die ständig laut und quirlig durcheinanderquasseln, natürlich stundenlang Essen zubereiten bzw. mampfen, und zudem den gegenüber Meeresfrüchten allergischen Jan unentwegt zum Muschel-Essen drängen (was DER natürlich verkrampft-lächelnd akzeptiert). Mit dann diesen sumpfig-weichen Betten, diesen ewig schreienden Kindern, die Jan warum-auch-immer dauerhaft verfolgen, sowie mit dieser „behäbigen“ italienischen Bürokratie, die eine Heirat fast unmöglich macht. Und mittendrin: der exzentrische, autoritäre Antonio, mit seinem ewigen Trapatoni-Deutschem-Redefluss („Deutsche suchen immer Probleme, Italiener hat schon Probleme, braucht nicht zu suchen“) und seinem unsensiblen Temperament, was Jan die letzten Nerven raubt. Noch-Nicht-Ehefrau Sara vermag ihm, achselzuckend-lächelnd, kaum beizustehen, so dass Jan drauf und dran ist, endgültig abzuhauen. Doch wir befinden uns in einer Komödie, da muss dann schließlich doch alles „irgendwie“ klappen.

Was im Buch ganz originell und vor allem witzig klingt, vermag die Regisseurin „nur begrenzt“ komisch umzusetzen. Weil sie nur an der simplen Oberfläche kratzt, eine Art holprige deutsch-italienische Klischee-Nummernrevue veranstaltet, keine originell-ulkigen Tiefgründe auszuloten vermag, stattdessen ziemlich vorhersehbare Abziehbilder parodiert als latent-unangenehme Nervensägen. Die manchmal nett „auftauen“, meistens aber anonym-uninteressant sind und bleiben. Weil die Inszenierung von Neele Leana Vollmar uninspiriert ist. Sie vermag keine „Führungsfigur herzustellen“, sondern lässt eine Art „WG“ auferstehen, in der jeder „was sagen“, „was zeigen“ darf. Die Regisseurin kommt mit ihren Figuren nicht doll klar, vertraut weder dem korpulenten 72-jährigen italienischen Volksschauspieler Lino Banfi als Antonio „so richtig“, noch vermag sie dem 33-jährigen gegenwärtigen deutschen „Darling“ CHRISTIAN ULMEN („Herr Lehmann“/2003; TV: „Dr. Psycho“) als ständig überrumpelten, verblüfften Jan so richtig „Schmackes“ zu geben. Ulmens Jan wirkt wie ein sympathischer Blödmann, der immer tief Luft holt, aber das volle Ausatmen, will sagen Denken wie Handeln und Kopf-Bewegen, glatt vergisst bzw. nur behauptet. Die beiden Hauptfiguren bleiben also im Mittelmief stecken, und das macht keinen Spaß, sondern ist zu oft nur nett-langweilig. Aber auch die Anderen plustern nur herum: Braut Sara erscheint lieb- und farblos, während die kluge Kabarettistin und Schauspielerin Maren Kroymann als duldsame deutsche Antonio-Ehefrau entsetzlich blass, also figurenmäßig völlig „verschenkt“ erscheint. Die Regisseurin kriegt ihre Charakter-Figuren nicht „in den Griff“, sie erscheinen beliebig, austauschbar, kaum identifizierbar, wenig wirklich witzig.

Man sitzt hier im Parkett, nickt beifällig, blickt auf die Uhr, fühlt sich neutral-wohl. Und denkt: Eigentlich hätte eine TV-Ausstrahlung auch gereicht, für die große Leinwand erscheint DAS-Hier einfach zu kleinig, wenig, mickrig. Halt so freundlich-bemüht-nett, also ziemlich Kino-überflüssig (= 2 ½ PÖNIs).

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