MAIGRET

PÖNIs: (4,5/5)

„MAIGRET“ von  Patrice Leconte (Co-B + R; Fr/Belgien 2021; Co-B: Jérome Tonnerre; nach dem Roman „Maigret und die junge Tote“ von Georges Simenon/1954; K: Yves Angelo; M: Bruno Coulais; 89 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.03.2023);

D E R ERMITTLER. In der Literatur. Wie im KINO. Hier. Kunstvoll. Raffiniert. Mit KRIMI-KULTUR. Titel = „MAIGRET“ von PATRICE LECONTE (Co-B + R; Fr/Belgien 2021; Co-B: Jérome Tonnerre; nach dem Roman „Maigret und die junge Tote“ von Georges Simenon/1954; K: Yves Angelo; M: Bruno Coulais; 89 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.03.2023). Ich lese gerne. Besonders Kriminalromane. Von AGATHA CHRISTIE (15.09.1890 – 12.01.1976), mit ihren Detektive-Helden Hercule Poirot (und seinem Freund Arthur Hastings) und der köstlich altjüngferlichen Britin Miss Marple, sowie von GEORGES SIMENON (12.02.1903 – 04.09.1989) mit dem legendären französischen Kommissar Jules MAIGRET. Dessen literarische Auftritte insgesamt 75 Maigret- Kriminalromane umfasst. Zwischen 1931 und 1972. Und mit klassischen Kino- wie TV-Film-Interpreten besetzt ist wie Charles Laughton; dem dreifachen „Maigret“-Interpreten Jean Gabin; Rupert Davies (in 52 Folgen der TV-Serie „Kommissar Maigret“); Gino Cervi aus Italien; Jean Richard (in 88 Folgen der TV-Serie „Maigret“); dem irisch-britischen Schauspieler Michael Gambon; dem deutschen Aufklärer Heinz Rühmann (1966 /“Maigret und sein größter Fall“) und mit der „Mr. Bean“-Legende Rowan Atkinson, der Maigret ab 2016 in insgesamt vier großartigen Fernsehfilmen verkörperte, die mehrmals in der ARD liefen. Und natürlich darf auch nie der extrem schlaue Maestro SHERLOCK HOLMES (BENEDICT CUMBERBATCH) aus den Seh-Augen verloren werden, der gemeinsam mit seinem Kumpel Dr. John Watson (MARTIN FREEMAN) sich in einer sagenhaften spannend-faszinierenden TV-Serie (2010-2017, plus diversen Wiederholungen) auf die robuste Pirsch nach schlimmen hochkarätigen Schurken machte.

Der Roman des belgischen Schriftstellers Georges Simenon, nach dem dieser neueste Maigret-Kinofilm unter seinem Namen und in französisch-belgischer Produktion entstand, ist sein 45. Roman. 1978 veröffentlichte der Diogenes Verlag eine Neuübersetzung von Raymond Regh unter dem Titel „Maigret und die junge Tote“ (bis dahin hieß er: „Maigret und die Unbekannte“). 

Jules MAIGRET zählt zu den einflussreichsten Kommissaren der Literatur- und Filmgeschichte. Aktuell wird die Maigret-Figur von einem großartigen „Kommissar als Koloss“ (Andreas Kilb/FAZ am 29.3.2023) an- bzw. aufgeboten: von dem am 27. Dezember 1948 geborenen Schwergewicht GERARD DEPARDIEU. DER erst kürzlich als gebeutelter Koch – in „Der Geschmack der kleinen Dinge“ – einen leckeren und exzellent pointierten Leinwandgeschmack entwarf (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs). Um nun, unter der Regie von PATRICE LECONTE – einem sehr geschätzten Film- und Theaterregisseur, Comic-, Drehbuch- und Romanautor, der 1997 für seinen Film „Ridicule“ für den „Oscar“ nominiert wurde – den Ermittler zutiefst-sensibel wie  bewegend- einfühlsam zu interpretieren. Dieser Depardieu-Maigret ist eine atmosphärische Wucht. Will sagen: Gerard Depardieu ist auch hier wieder eine cineastische Seelenklasse für sich.

Paris damals. In einer verregneten Nacht. In den Fünfziger Jahren. Eine junge Frau wird tot aufgefunden. Niemand scheint sie zu kennen oder zu vermissen. Der schwermütige Maigret nimmt die Fährte auf. Systematisch rekonstruiert er die einsamen Wege einer schönen jungen Frau inmitten eines kalten, unbarmherzigen, düsteren Paris. Ihre Verbindung zu einem Pärchen aus der Pariser Bohème gibt Rätsel auf; Maigret betritt Schritt für schweren Schritt eine Welt der leisen Verzweiflung und verzagten Hoffnung. Während sich im schwermütigen Kommissar die Erinnerung an ein  anderes Verschwinden regt, das ihn tiefer berührte als „andere Verbrechen“. Deshalb:

Fassen wir zusammen: Eine absolute Ikone unter den literarischen Kommissaren ist mit GERARD DEPARDIEU zurück  – kongenial verkörpert, sagenhaft-empfindsam im mimisch-packenden Ausdruck ausstrahlend, desgleich-atmosphärisch-berührend. „Unser Fokus  lag auf der Suche Maigrets nach der jungen Toten, an die sich niemand zu erinnern scheint. Damit wir uns auf seinen Weg konzentrieren konnten, haben wir viele Nebenfiguren gestrichen. Um uns von der altbekannten Maigret-Ausrüstung mit Hut, Pfeife und Mantel abzuheben, die ich nicht m ehr ertragen konnte, weil sie so konventionell ist, hatten Jérome Tonnerre und ich die einfache Idee eines Arztes, der dem Kommissar rät, nicht mehr zu rauchen. Man sieht, wie er noch bedauernd an seiner Pfeife herumfummelt. Das ist ein integraler Bestandteil des von Depardieu verkörperten Maigret, der sich von den üblichen Darstellung entfernt. In diesem Sinne heißt der Film auch nüchtern ‚Maigret‘ und nicht ‚Maigret und die Junge Tote‘. um klar zu machen, dass es sich um unseren Maigret handelt und nicht um den aus früheren Verfilmungen“. (Der Autoren-Regisseur PATRICE LECONTE, auch in Erinnerung mit „Die Verlobung des Monsieur Hire“/1989, erläutert im Presseheft die speziellen neuen Spannungsregeln hier). (= 4 1/2 PÖNIs).

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