MAD MAX: FURY ROAD (2015)

MAD MAX: FURY ROAD“ von George Miller (Co-B, Co-Produzent + R; Australien/USA 2012-2014; Co-B: Brendan McCarthy, Nico Lathouris; K: John Seale; M: Junkie XL; Rock-Performance: iOTA; 120 Minuten; Start D: 14.05.2015); wir brauchten nicht sehr lange auf “Fast & Furious 8” warten, denn “Mad Max 4” spielt in und mit dieser prickelnden Ton- und Hot-Art – und sogar noch viele Tastaturen schärfer. Marke: Künftig wird man ACTION-KINO immer mit dieser herrlich irren, bombastischen, einzigartig überkandidelten Max Rockatansky-„Wut-Straße“ in Verbindung bringen. Obwohl sie eigentlich „Imperator Furiosa-Road“ heißen müsste. Aber dazu später mehr. Das phantastische, augen-übertölpelnde Motto hier: Der Jahrmarkt brüllt. Gigantisch. Als sensationelles Super-Spektakel. Als Höchstleistung an Artistik, Schau-Wert, phänomenalem Speed. Das US-Fachmagazin „Variety“ bringt es auf den hitzigen Punkt: „Eine zweistündige Verfolgungsjagd von geistesgestörter Großartigkeit!“

Was waren wir Leinwand-Süchtigen damals begeistert. Als am 29. Februar 1980 der australische Billig-Film „Mad Max“ (Budget: etwa 300.000 US-Dollar) in den deutschen Kinos anlief, entwickelte er sich auch hierzulande zu einem genauso immensen Kassen-Hit wie weltweit (Insgesamt-Einnahme schließlich: rd. 100 Millionen Dollar). „Mad Max“ machte den bis dato weitgehend unbekannten amerikanischen Schauspieler Mel Gibson zum Star, wurde mit drei australischen „Oscars“ (für Schnitt, Ton und Musik) ausgezeichnet und stand lange Zeit im „Guinness-Buch der Rekorde“ als der profitabelste Kinofilm in der Filmgeschichte überhaupt. Mit „Mad Max II – Der Vollstrecker“ kam 1981 die erste Fortsetzung in die Lichtspielhäuser; 1985 folgte „Mad Max III – Jenseits der Donnerkugel“, mit Tina Turner, die dort auch ihren Hit „We Don’t Need Another Hero“ sang (und dafür eine „Golden Globe“-Nominierung erhielt). In allen drei Filmen verkörperte Mel Gibson die Titelfigur.

Ein Vierteljahrhundert bastelte Dr. GEORGE MILLER an einer Wiederbelebung dieser rassigen Film-Figur. MAD MAX. Miller, geboren am 3. März 1945 im australischen Chinchilla/Queensland, erwarb 1970 an der Universität von New South Wales seinen medizinischen Doktor-Titel und praktizierte eineinhalb Jahre als Hospital-Arzt in Sydney. Um sich dann seiner „eigentlichen Leidenschaft“, dem Kinofilm, zuzuwenden. Heute zählt George Miller zu den erfolgreichsten Produzenten, Drehbuch-Autoren und Filmemachern. Wurde zig-fach mit nationalen wie internationalen Preisen bedacht, erhielt vielfache „Oscar“-Nominierungen („Lorenzos Öl“; „Ein Schweinchen namens Babe“) und ist „Oscar“-Preisträger (2007: für den Animationsfilm „Happy Feet“). Nach diversen Anläufen und vielen Rückschlägen kam die Reanimation des Action-Helden ab 2011 in endgültigen Schwung. Weil es in Australien zu viel regnete und die Wüsten-Landschaft „blühte“, zog die Crew 2012 gen Namibia, um in der afrikanischen Wüste den Film abzudrehen. Ab November 2013 allerdings waren Nachdreharbeiten erforderlich, so dass das Budget weit überzogen wurde (man spricht von rd. 150 Millionen Dollar Insgesamt-Kosten). Inzwischen wurde bekannt, das „Mad Max: Fury Road“ der Beginn einer neuen Film-Trilogie ist. Gestreckt auf die nächsten Jahre. In der auch „Imperator Furiosa“, gespielt von „Oscar“-Lady CHARLIZE THERON, weiterhin eine wesentliche Rolle spielen soll. Beziehungsweise:

SIE ist eigentlich hier die wahre (neue) Heldin. Als jene tapfere Furiosa, die in dieser postapokalyptischen Höllen-Welt – mehrere Jahre nach zahlreichen Katastrophen-Arien auf dem Planeten Erde und dem damit verbundenen Untergang der Zivilisation – das Machen hat. Und als Rebellin die Show lenkt. Indem sie fünf junge Frauen befreite und mit ihnen abhaut. Sie waren von einem hechelnden „Darth Vader“-Drecksdiktator namens Immortan Joe (HUGH KEAYS-BYRNE) gefangen gehalten worden und als „Geburtsmaschinen“ auserkoren. Ab geht es fortan durch die Wüste. Verfolgt, gejagt von einem paranoiden Haufen von Jünger-Soldaten, die alles Üble für ihren tyrannischen Monster-Führer auszuführen bereit sind. Diese oberkörperfreien War Boys, weiß bemalt und mit Tattoos und Narben durchsetzt, mit ihrem wahnsinnigen Germanen-Kult. Der ihnen verspricht, nach dem Märtyrer-Sterben in die Walhalla einziehen zu können. Um „paradiesisch“ wiedergeboren zu werden. Weiterhin im Verfolger-Feld: wilde, garstige Motorrad-Rocker als Killer-Maschinen.

Doch erst einmal gilt es für Schwer-Atmer Immortan Joe, „zu Hause“ Probleme zu lösen. Denn es wird schwieriger für den Machthaber. Der sich die dahinsiechende Rest-Menschheit untertan gemacht hat, in dem er über Wasser und Benzin gnadenlos „herrscht“. Und der nun fanatisch alles daransetzt, den Fortbestand seiner widerwärtigen Sippe zu sichern. Was ihm Furiosa und der nun dazu gestoßene Mad Max gerade zu vereiteln versuchen. Max Rockatansky erweist sich als wortkarger Kampf-Bubi, der einige Zeit mit einer „Hannibal Lecter“-Maske herumeiert, ehe er zum Fighter für das Team Furiosa wird. Allerdings – George Miller hat begriffen: 2015 gilt es, die emanzipatorische Balance zu benutzen: „Frau“ vermag jetzt genau so viel Action-Dampf zu verbreiten und zu erzeugen wie früher der Solist Max. Deshalb wirkt der (damals, zu Drehbeginn) 35jährige Brite TOM HARDY („The Drop – Bargeld“; „No Turning Back“; „The Dark Night Rises“) im physischen Vergleich zu dem „stämmigen“, kraftstrotzenden 37jährigen „Oscar“-Mädel CHARLIZE THERON („Monster“) bisweilen wie ein schwächelnder Bubi-Held, spöttisch „Warmduscher“, der oftmals nicht die erste Action-Geige spielt. (Im Gegensatz zur damals 23jährigen Einzel-Dampframme Mel Gibson im Original). Und Furiosa quasi fightend „nur“ „zuliefert“. Während SIE, in ihrer Charlize Theron-Furiosa-Dominanz, auch äußerlich, an die kultige Sigourney Weaver-Kämpfer-Figur Ellen Ripley aus den „Alien“-Movies erinnert.

Die Welt, ein Scherbenhaufen. In dem Leben eigentlich eine Bestrafung ist. Das Brachial-Kino, das aktuelle Ängste aufrollt. Beschreibt. Austobt. Einst im Kalten Krieg, mit nuklearen Szenarien, jetzt in der Furcht der Menschen vor dem totalen Kollaps der Erde. Wir löschen uns aus, weil wir Natur, Umwelt, Lebensraum verunstalten, vergiften, zerstören. Was danach als Chaos und Zerstörung übrig bleibt, ist grauenvoll. In „Mad Max 4“ hat die Menschheit die Katastrophen bereits durch. Hinter sich. Gebracht. Jetzt existieren nur noch Unterjochung, Schizophrenie, vor allem brutale Gewalt. Davon handelt der Film. Im Innen-Kern. „Außen“ ist er ein bildgewaltiges Dauer-Spektakel. In dieser Rasanz, mit dieser hochmodernen Spaß-Technik, diesen extremen „speziellen“ Fahr-Maschinen. Und: Mit diesen vielen exotischen = extravaganten, wunderschön eingefangenen, symbolischen Untergangsschauplätzen (= der nächste „Oscar“ für das australische Kamera-As JOHN SEALE – “Der englische Patient“ – winkt heftig).

„Mad Max 4“ klotzt mit noch nie erlebter überschäumender Emotions-Power und einer packenden Action-Seelen-Atmosphäre. Was hier hottet, mutiert zum definitiven Adrenalin-Spektakel. Im besten Rock ‚n‘ Roll-Rausch. Tatsächlich, denn wenn die riesigen Trommeln dröhnen – die Musik wurde hier endlich einmal für und nicht gegen den Film installiert – und der australische Schauspieler und Musiker Sean Hape, genannt IOTA, im roten Sakko und mit seiner gewaltigen und auch Feuer spuckenden, chromblitzenden E-Gitarre ganz vorne auf einer riesigen Karre steht und mit seinen aufpeitschenden Akkorden den teuflischen, kriegerischen Rhythmus vorgibt, hört und sieht sich das an wie eine köstlich-schmerzende Begrüßung in der Hölle. „Mad Max: Fury Road“ rockt auch irre mächtig gewaltig.

Zeigt sich als ein filmischer Orkan mit Dampframmen-Humor: Ein 70jähriger überspannt das (auch IMAX-)Kino mit der schärfsten Kollision aller Action-Zeiten. Verrückt bis zum besten Anschlag. Vielermaßen unanständig toll. Bock auf DEN GEILSTEN ACTION-FILM dieser Zeiten?: Nischt wie hier rein (= 4 ½ PÖNIs).

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