LEG DICH NICHT MIT ZOHAN AN

PÖNIs: (3,5/5)

„LEG DICH NICHT MIT ZOHAN AN“ von Dennis Dugan (USA 2007; B: Adam Sandler, Robert Smigel, Judd Apatow; K: Michael Barrett; M: Rupert Greyson-Williams; 112 Minuten; deutscher Kino-Start: 14.08.2008); der 62-Jährige, der als Schauspieler anfing (Debüt in John Schlesingers “Der Tag der Heuschrecke“/1975) und seit 1990 auch Regie führt (“So ein Satansbraten“), gilt inzwischen als “Hausregisseur“ für Komiker/Comedian ADAM SANDLER (“Happy Gilmore“). Zweimal wurde er “dafür“ bereits für die “Goldene Himbeere“ nominiert: Für “Big Daddy“ (2000) sowie in diesem Jahr für “Chuck & Larry – Wie Feuer und Flamme“ (s. Kino-KRITIK).

Der am 9. September 42 Jahre alt werdende ADAM SANDLER ist ein Phänomen. Manchmal entdeckt man in ihm den legalen Nachfolger eines Jerry-Lewis-Clowns, manchmal ist er “nur“ der – äußerst erfolgreiche – Scherzkeks-Depp. Das beweisen auch so unterschiedlich niveauvolle Streifen wie “Waterboy – Der Typ mit dem Wasserschaden“ (1998) oder “Die Wutprobe“ (2003/neben Jack Nicholson). Mal gibt er den Brachial-Slapsticker (“Animal – Das Tier im Manne“), mal den ulkig-hintergründigen Charakter-Kopf (“Spanglish“/s. Kino-KRITIK; “Die Liebe in mir“/s. Kino-KRITIK). Auf jeden Fall zählt Adam Sandler inzwischen zu den erfolgreichsten Hollywood-Komödianten, mit diversen Filmen, die weit mehr als 100 Millionen Dollar einspielten; er gehört zu den am besten verdienenden männlichen Schauspielern mit Gagen von rund 30 Millionen Dollar pro Film. Hier nun probt er beides: Einerseits, um sicherlich SEIN Publikum nicht gänzlich zu verschrecken, bedient er die obligatorischen Zweideutigkeiten über seinen rüden Unterleibs-Humor, andererseits wagt er sich auf ein heikles politisches Terrain. Sandler mimt Zohan, genannt DER ZOHAN.

Einen legendären israelischen Superman-Geheimdienstagenten. Für den die Schwerkraft ebenso wenig ein Hindernis ist wie für die Helden der Marvel-Comics. Der seine gefährlichen Aktionen lieber gleich alleine erledigt, besonders wenn es gegen seinen Superfeind, den palästinensischen Superterroristen “Das Phantom“, geht. Doch irgendwann hat er das Kämpfen gründlich satt, täuscht seinen Tod vor und verdünnisiert sich in Richtung New York. Dort möchte er endlich DAS machen, wovon er immer schon geträumt hat: Inspiriert von einem Frisurenkatalog eines (tatsächlich existierenden) Starfriseurs aus den 80ern, den er hütet wie einen Schatz, will er DEM nacheifern, als Figaro. Doch dort angekommen, wird er nur ausgelacht. Also landet er bei der schönen arabischen Salonbesitzerin Dalia, erst mit einem Job als Putze und dann als “ganz besonderer“ Stylist. Mit viel Fön und Potenz. Dank seiner “Spezialbehandlung“ stehen die – vornehmlich älteren – Kundinnen bald schon Schlange. Doch dieser Ruhm lässt seine Tarnung auffliegen. Arabische Terroristen und auch “Das Phantom“ rücken ihm auf die Pelle. In der Tat, zunächst: Wo Adam draufsteht ist Sandler definitiv drin: Als superstarker, dauergeiler israelischer Rambo-Gigolo schreckt er vor nichts zurück.

In der Mischung aus Großspurigkeit und Zärtlichkeit, aus Gutmütigkeit und Vulgär-Power ist der Macho-Clown ein geschmacksresistenter, überdrehter Sympath, der schon mal mit seinen Hinterbacken Gegenstände fängt. Andererseits: auch als komische Polit-Satire funktioniert die politisch völlig unkorrekte Zoten-Chose bisweilen erstaunlich gut. Wenn arabische Aktivisten immer Ärger mit der Service-Hotline der Hisbollah haben (“…für terroristische Aktionen wählen Sie bitte die 4…“) oder sie anstatt Nitroglyzerin Antibiotika zum Bombenbau kaufen oder wenn es um den Sex-Appeal von Laura Bush beziehungsweise Hillary Clinton geht, kommt Lach-Schwung in die filmische Verrücktheit. In der letztlich auch “Das Phantom“ nur deshalb nach New York gekommen ist, um sich hier endlich SEINEN (geheimen) Lebenstraum zu erfüllen: exquisite Schuhe zu verkaufen. (Und dass er sich dann auch noch als Bruder von Dalia erweist … na ja.) Während als eigentlicher Schurke schließlich ein amerikanischer Immobilien-Mogul ausgemacht wird, der profitabel Israelis und Araber aufeinanderhetzen wollte (und sich darüber hinaus einer Neonazi-Gang “dafür“ bediente). So ist sie halt, die bekloppte, überdrehte Adam-Sandler-Welt.

Der sich im Übrigen mit dem couragierten amerikanischen Regisseur, Drehbuchautoren und Produzenten JUDD APATOW (= hier als Co-Autor) zusammentat, der seit 2004 bekanntlich mit ziemlich “schrägen, ausgefallenen“ Komödien sehr erfolgreich ist (“Jungfrau (40), männlich, sucht“; “Beim ersten Mal“; “Walk Hard: Die Dewey Cox Story“), um dies hier zusammenzuzimmern. Als ebenso überkandidelte wie ausgeflippte wie polit-brisante Ulk-Show. Mit dem ebenfalls herrlich unanständigen JOHN TURTURRO (“Das geheime Fenster“/neben Johnny Depp; ständiger Mime in den Filmen von Spike Lee und Joel + Ethan Coen) hat Adam Sandler einen adäquaten Humor-Partner. Dass auch MARIAH CAREY hier einen Gastauftritt hat, sollte man erwähnen, aber nicht kommentieren.

Schräge Polit-Proll-Groteske mit herb-verdächtigem Kultgeruch (= 3 ½ PÖNIs).

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