Late Show Kritik

Die beim FERNSEHEN haben‘s schwer: Fernsehen-Machen bedeutet: Viel Stress zu haben. Das ist bekannt. Und besonders bei den privaten TV-Anbietern ist hinter den Kulissen immer der Teufel los. Wer dort arbeitet, zählt entweder zu den Sklaven oder – ist der HERR. Das jedenfalls behauptet und erzählt HELMUT DIETL in seinem neuen Film:

LATE SHOW“ von Helmut Dietl (Co-B+R; D 1998; 111 Minuten; Start 25.02.1999).

Er lässt dabei seine Lebensgefährtin Veronica Ferres als Schauspielerin Maria einiges aus ihrer Autobiographie verkünden.
Beim privaten Fernsehsender TBC, pardon Tele C, gehört Krach zum Alltag und Dauer-Umgang. Der ebenso tückische wie ständig durchgeknallte
Programmdirektor Conrad Scheffer – alias Harald Schmidt – sieht seine Felle davonschwimmen. Befindet sich in einem permanenten Quotentief. Ganz besonders die erbärmliche Night-Show hat sich inzwischen zum Total-Flop gemausert. Auch ein mongoloider Talkgast, der wegen sexuellen Missbrauchs seiner Ziege Sieglinde bereits dreimal verurteilt wurde, stößt beim Publikum seltsamerweise auf Desinteresse. Deshalb will Star-Moderator Mick Meyer, vom dicken Dieter Pfaff hinreißend-schweinisch dargeboten, jetzt selbst Hand anlegen. In sein Hinterteil. Aber ob d a s die Quote wieder nach oben bringt? Programm-Boss Conrad ist skeptisch. Und stinkesauer. Er wütet nur noch herum und terrorisiert seine Umgebung. Eine sensible Sekretärin hat sich nach seinen Schimpfkanonaden bereits “bedauerlicherweise“ – und auch noch im Büro – das Leben genommen. Deshalb nimmt er sich jetzt seine engste Mitarbeiterin und Geliebte Carla vor die Brust beziehungsweise…Füße.

Fernsehen macht krank, blind und blöd. Besonders das private. Co-Produzent, Co-Autor und Regisseur Helmut Dietl sorgt nach
TV-Serien-Hits wie “Kir Royal“ und den Erfolgsfilmen “Schtonk!“ und “Rossini“ wieder für satirisches und sehr unterhaltsames Aufsehen. In “Late Show“ geht er mit den Mechanismen der TV-Branche gnadenlos ins Gericht. Zeigt den täglichen Spagat um Gunst und Quote als menschenunwürdigen Kampf und als wahnwitziges wie einträgliches Business.

Entertainer Harald Schmidt gibt seinem fiesen Programmdirektor genüsslich-bösen Pointen-Zucker. Während Kollege Thomas Gottschalk einen gutmütigen Rundfunk-Plauderer mimt, der plötzlich zum neuen Fernseh-Star erkoren und hochgepeitscht wird. Dabei hat Gottschalk einige
schauspielerische Mühe, um mitzuhalten. Eine große Überraschung im exzellenten Ensemble: Das “Bandits“-Girl JASMIN TATABAI als diabolisch-schwarze Hexe vom Dienst mit phantastischem Kälte-Charme. Eine tolle Leistung. Am Schluss dann haben sich alle wieder mächtig lieb und
bereiten in verlogener Eintracht den „nächsten“ schönen Film vor.

“Late Show“, der neue Film von Heimat Dietl, ist wieder so eine prächtig-süffisante Satire auf bundesdeutsche Gesellschaftszustände und auf allzu-deutsche Fernseh-Wirklichkeit. PRIVATE Fernseh-Wirklichkeit, natürlich… (= 4 PÖNIs).

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