LADY BIRD

PÖNIs: (4/5)

„LADY BIRD“ von Greta Gerwig (B + R; USA 2016; K: Sam Levy; M: Jon Brion; 93 Minuten; deutscher Kino-Start: 19.04.2018); um es verständlich zu machen, SIE heißt SAOIRSE, was SIERSCHA ausgesprochen wird, RONAN. Wurde am 12. April 1994 in New York City geboren, wuchs aber in Irland auf. Sie wurde dreifach für den „Oscar“ nominiert („Abbitte“; „Brooklyn – Eine Liebe zwischen den Welten“/2016; s. Kino-KRITIK; und auch für „Lady Bird“), und für die aktuelle Rolle in und als „Lady Bird“ erhielt sie in diesem Januar den „Golden Globe Award“.

GRETA GERWIG, geboren am 4. August 1983 im kalifornischen Sacramento, war jahrelang darstellerischer Geheimtipp und angesagte Indie-Ikone von wegen Klasse-Independent-Movies wie „Frances Ha“ (s. Kino-KRITIK); „Mistress America“ (s. Kino-KRITIK) und „Maggies Plan“ (s. Kino-KRITIK). Jetzt hat sie ihren ersten eigenen Film als Drehbuch-Autorin UND Regisseurin gedreht. Die Folge: Gleich 5 „Oscar“-Nominierungen in den besten Kategorien, und bei der Vergabe der „Golden Globes“ erhielt sie die Trophäe für den „Besten Film“. Zahlreiche weitere internationale Auszeichnungen begleiteten die weltweiten Aufführungen. Die Online-Plattform imdb.com weist inzwischen 191 Nominierungen und 98 Preise für ihr Erstlingswerk aus.

Dabei ist das Thema weiß Gott nichts Neues. Und schon gar nicht explosiv. Oder krawallig im Monster-Sinne. Und wenig Trick-reich. Sondern zum Wiedererkennen herrlich wie HERZlich normal. Sie heißt Christine McPherson (Saoirse Ronan). Sie ist 18, hat sich den Künstlernamen „Lady Bird“ gegeben, lebt in der für sie viel zu provinziellen kalifornischen Hauptstadt Sacramento und hat ständig Stress mit ihrer – aus ihren Augen – permanent „renitenten“ Mutter. Lady Bird-Christine will ‘raus. Aus und von ihrer „Nest-Enge“. Jedenfalls verspürt sie eine solche. Vor allem in ihrer katholisch ausgerichteten High School. Obwohl es mit den Nonnen auch schon mal schlagfertige Gespräche gibt. Am liebsten würde sie künftig auf ein College in einer „Stadt mit Kultur“ gehen, am liebsten an der Ostküste. New York. Das teure Terrain. Dafür aber fehle der Familie das Geld, weist die „dagegenhaltende“ Mama hin. Schließlich wohnen sie ja auch nicht von ungefähr „jenseits der Gleise“ und nicht „drüben“, wo sich die Begüterten angesiedelt haben. Außerdem ist Lady keine Einser-Schülerin. Es sind unruhige Lebenszeiten für diese spezielle Lady Bird-Christine, die zur Zeit mit allem und jedem zu kämpfen hat. Von wegen Klammergriff der Mutter; der erste Boyfriend und „das erste Mal“; Stress mit der besten Freundin, weil Lady diese hintergeht.

Was von Anfang an bindet, ist diese großartige Präsenz, Ausstrahlung und dieses Einen-Mitnehmen seitens dieser unruhigen, prickelnd-nervigen, authentischen SAOIRSE RONAN. Die diesen Balanceakt zwischen rebellischem Mädel und draufgängerischer Frau emotional faszinierend wie listig-spitzzüngig-klug hinkriegt. Und dabei auf autobiographische Motive der jugendlich-dickköpfigen Greta Gerwig zurückblickt, die einst um die Jahrtausendwende selbst von Sacramento nach New York „flüchtete“, um was mit Theater zu machen. Heute ist Greta Gerwig 34, schaut auf einen geglückten „Weggang“, auf viel „Kultur-danach“ und auf ihr gestriges Ich robust cool zurück. Weiß, wovon sie lakonisch-unangestrengt, lässig-ernsthaft, also unterhaltsam-pikant erzählt. Immer am Rande des schönen Jugend-Wahnsinns. Was so viele Identifizierungen für den Zuschauer enthält. Das, was dieser „Lady“ erfährt, haben wir alle auf die eigene oder andere Weise einst selber mit- bzw. durchgemacht.

Die Mutter. Kein Horror-Gegenpart wie kürzlich die schlimme Erziehungsberechtigte von „I, Tonya“, aber ebenso dickköpfig-robust wie praktisch veranlagt: LAURIE METCALF bietet auch überzeugende Nerven- wie Charakter-Stärke. „LADY BIRD“ ist der wunderschönste originell-normale Kinofilm seit langem (= 4 PÖNIs).

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