Killing Cars Kritik

KILLING CARS“ von Michael Verhoeven (B + R; D 1986; 104 Minuten; Start D: 13.02.1986).

Es fängt gut an. Hollywood-Boulevard in Charlottenburg, eine rasante Auto-Verfolgungsjagd auf dem Kudamm, auf dem Mini-Highway ist die Hölle los. Im nächtlichen Berlin-Neon taucht einer jener Typen auf, die schon immer das richtige Futter fürs passable Genre-Kino abgaben, wortkarg, verschlossen, auf sich allein gestellt. Aber als ob es nicht ausreichen wurde, einen so coolen nervigen Lonesome Cowboy auf die Jagd nach der Lust und Last des Lebens loszulassen, tauchen schon kurz danach die altbekannten, muffigen deutschen (Drehbuch-)Zutaten auf, ohne die es hierzulande anscheinend immer noch nicht geht.

Anstatt eine gradlinige, einfache Gut-gegen-Böse Story mit passablen Action-Einlagen auszubreiten, wird‘s stattdessen mal wieder thematisch überladen, aufgebläht und unerhört wuselig. Aber der Reihe nach, soweit dies überhaupt erkennbar wird.

Da ist ein Typ, interessant: Jürgen Prochnow‚ der schnelle Autos und ebensolche Frauen liebt. Der hat von seinem Alten nicht nur eine Fabrik, sondern auch eine heiße Formel geerbt, mit der man Autos bauen kann, die ohne Benzin fahren. Natürlich sind nun alle hinter ihm her. Das hiesige Multi-Unternehmen, das angeblich diesen umweltfeinen Flitzer in Serie herausbringen will und doch dabei nur den eigenen Vorteil im Auge und die Araber von wegen künftiger Öl-Abnahmen in der Bilanz hat. Zwei mysteriöse Beauftragte von irgendwelchen anderen internationalen Multis, die mit reichlich Dollars winken (Daniel Celin und William “Cannon“ Conrad als zwei charakterlose Knatterchargen).

Weitere Mitwirkende: Die attraktive, abgewiesene Pressetante des Multis, die eifersüchtig Seite und Bett wechselt (nur schön: Senta Berger). Die engagierte, vom ‘Spiegel‘ kommende TV-Reporterin, die für den Helden zum guten Gewissen wird (blass: Agnes Soral). Und schließlich Rocker, Punkies und Hausbesetzer, da reichen schon buntes Haar als Signal für Aufruhr und Gegenkultur‚ die ihr Kommunikationszentrum ‘KOZ‘ vorm Abriss retten wollen und natürlich Randale machen. Eine dänische Busengröße namens Dina (Marina Larsen) sorgt schließlich für den Sex, bei dem nicht mal ein Hemdknopf aufgehen will.

Dieses Durcheinander von Figuren und Themen
ist viel zu beredt, viel zu wuselig aneinandergereiht, als dass sich daraus eine stringente, packende Story entwickeln kann. Was sich Produzent und Regisseur Dr. Michael Verhoeven (“Die weiße Rose“) auch als Autor hat alles einfallen lassen, ist als Idee nicht schlecht, als Film-Ganzes aber eine einzige schlaffe Überanstrengung. 1 + 1 ist bei ihm halt nicht 2, sondern gleich 5. Und wenn dann zum Abschluss gar auch noch Harrisburgh und Hiroshima als sozialer Umwelt-Appell bemüht werden, ist es nur noch lächerlich. Was also bleibt?

Ein starker Typ von Prochnow (“Der Bulle und das Mädchen“), der durch diesen fahrigen Story-Sumpf watet, ohne seine Identität zu verlieren, und die wirklich hervorragenden Action-Sequenzen des französischen Teams um Robert Menegoz (der auch schon bei Hallervordens letzte Filme für adäquate Aufregungen sorgte und hier im Presseheft schamhaft verschwiegen wird). Was die hier stuntmäßig in Gang setzen, besitzt genau die Professionalität, die das Drumherum sträflich vermissen lässt. Aber solange es in einem deutschen Actionfilm ein Satz wie ‘Was sind schon 100 Millionen Dollar, mir geht‘s nicht ums Geld‘, solange bleiben derartige Bemühungen nur zweitklassige Kirmes-Spannung.

Die aber ist, natürlich, im Hessischen Rundfunk, einem Co-Produzenten, jederzeit sendbar (= 2 PÖNIs).

Teilen mit: